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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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erzählen.«
    »Fernsehleute, Johnny. Nimm das nicht ernst.«
    Johnny starrte die weiße Wand an, und eine Hand wanderte zu dem Verband an seiner Brust. »Er wollte mich umbringen.«
    Katherine machte ein Geräusch, das wie ein Schluchzen klang, und Hunt drehte sich um. »Es ist eigentlich nicht nötig, dass Sie hier sind.«
    Sie stand von der Stuhlkante auf. »Sie können mich nicht rauswerfen.«
    »Niemand sagt etwas von —«
    »Ich gehe nicht.« Ihre Stimme wurde schrill, und ihre Hände zitterten.
    Hunt drehte sich wieder zu Johnny um; sein Lächeln wirkte echt, wenn auch besorgt. »Bist du kräftig genug, um mir ein paar Fragen zu beantworten?« Johnny nickte. »Fangen wir mit dem Anfang an. Ich möchte, dass du dir den Mann vorstellst, den du auf der Brücke gesehen hast. Der den Wagen gefahren hat, der das Motorrad gerammt hat. Hast du ihn?«
    »Ja.«
    »Und jetzt stell dir den Mann vor, der dich angegriffen hat, als du weggerannt bist.«
    »Er hat mich nicht angegriffen. Er hat mich nur hochgehoben und irgendwie festgehalten.«
    »Dich festgehalten?«
    »Als ob er auf etwas wartete.«
    »Ist es möglich, dass es derselbe Mann war? Der auf der Brücke und der, der dich hochgehoben hat?«
    »Das waren zwei verschiedene.«
    »Den auf der Brücke hast du kaum gesehen. Du sagst, es war eine Silhouette.«
    »Aber eine andere Figur und eine andere Größe. Und sie waren eine Meile weit auseinander. Vielleicht sogar zwei.«
    Hunt erzählte ihm von der Biegung des Flusses. »Es kann derselbe gewesen sein.«
    »Ich weiß, wie der Fluss verläuft. In der Mitte dieser Biegung ist ein Sumpf. Wenn Sie da durchgehen, versinken Sie bis an die Hüften. Der Weg führt nicht zufällig am Ufer entlang. Das waren zwei verschiedene Männer, glauben Sie mir. Der auf der Brücke sah auch gar nicht groß genug aus, um diese Kiste zu tragen.«
    »Was für eine Kiste?«
    »Ein Ding wie ein Baumstamm«, sagte Johnny. »In Plastik eingepackt. Er hatte sie auf einer Schulte; und sie sah richtig schwer aus.«
    »Beschreib sie mir.«
    »Schwarzes Plastik. Silbernes Klebeband. Lang. Dick. Wie ein Baumstamm. Er hat mich mit einem Arm festgehalten und die Kiste mit dem anderen. Stand einfach nur da, wie ich schon sagte, und dann hat er mit mir gesprochen.«
    »Davon hast du mir noch nichts erzählt. Was hat er gesagt?«
    »Gott sagt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Hunt stand auf und ging zum Fenster. Er schaute eine ganze Weile hinaus. »Sagt dir der Name David Wilson irgendetwas?«
    »Nein.«
    »Und Levi Freemantle?«
    »David Wilson ist der Mann, der von der Brücke gefallen ist. Und Levi Freemantle ist der Mann, der mich hochgehoben hat.«
    »Ich dachte, die Namen sagen dir nichts?« Johnny rollte die Schultern. »Tun sie auch nicht. Aber Freemantle ist ein Mustee-Name; also muss es der Große gewesen sein. Und dann wäre David Wilson der Tote.«
    »Mustee?«
    »Ja.«
    »Was ist ein Mustee?«
    »Ein indianisch-afrikanischer Mischling.« Hunt sah ihn verständnislos an. »Lumbee, Sapona, Cherokee, Catawba — es gab auch indianische Sklaven. Wussten Sie das nicht?«
    Hunt betrachtete den Jungen. Er wusste nicht, ob er ihm glauben sollte. »Woher weißt du, dass Freemantle ein Mustee-Name ist?«
    »Der erste freigelassene Sklave von Raven County war ein Mustee namens Isaac. Als er freigelassen wurde, nahm er Freemantle als Nachnamen. Mantel der Freiheit. Das bedeutet der Name.«
    »Bis zu diesem Fall hab ich noch nie etwas von Freemantles in Raven County gehört.« Johnny zuckte die Achseln. »Gibt aber welche. Und wieso glauben Sie, dass Levi Freemantle der Mann von der Brücke ist?«
    »Sprechen wir über Burton Jarvis.«
    »Nein«, sagte Johnny.
    »Was?«
    »Nicht, wenn Sie meine Frage nicht beantworten. Das ist nur fair.«
    »Wir sind nicht auf dem Schulhof, Johnny. Hier geht es nicht um Fairness.«
    »Er ist sehr stur«, sagte Katherine.
    »Also schön«, sagte Hunt. »Eine Frage. Ausnahmsweise.«
    Johnny senkte den Kopf, ohne Hunt aus den Augen zu lassen. »Warum glauben Sie, dass Levi Freemantle der Mann von der Brücke ist?«
    »Freemantle hat einen Fingerabdruck auf David Wilsons Leiche hinterlassen. Deshalb fragen wir uns, ob Freemantle derjenige war, der ihn von der Brücke geschleudert hat. Wenn du uns sagen könntest, dass es ein und derselbe war, Freemantle und der, den du auf der Brücke gesehen hast, dann wäre die Sache klarer.« Hunt sagte nichts von den Leichen in Freemantles Haus und von der

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