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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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Luft, und als Johnny stehen blieb, hob sie den Kopf.
    Johnny erinnerte sich, wie sie zugestoßen hatte, bevor er sie tötete. Wie knapp das gewesen war.
    Nur ein paar Zentimeter.
    Vielleicht noch weniger.
    Alyssa bückte sich nach der Schlange, und ihre Finger schlossen sich um die Mitte des Leibes. Der Schwanz rollte sich um ihr Handgelenk. Der Kopf stieg hoch, als Alyssa sich aufrichtete, und die Schlange schaute ihr in die Augen. Ihre Zunge schnellte aus dem Maul. »Das ist keine Kraft«, sagte Alyssa.
    Die Schlange stieß ihr ins Gesicht. Als sie zurückwich, erschienen dort zwei Löcher, die sich mit Blutstropfen füllten. Sie sahen aus wie kleine, makellose Äpfel. Alyssa hielt die Schlange höher, machte einen Schritt vorwärts, und das Blech unter ihren Füßen neigte sich. »Das ist Schwäche«, sagte sie.
    Die Schlange stieß noch einmal zu; die schnelle Bewegung wurde erst langsamer, als sich die Zähne im Gesicht verhakten. Alyssa taumelte, und die Schlange biss sie noch einmal. Zweimal. Einmal in die Stirn. Einmal in die Unterlippe. Neue Löcher. Neues Blut. Alyssa blieb stehen, und plötzlich leuchteten ihre Augen. So braun, dass sie schwarz waren, so still, dass sie leer erschienen. Es waren Johnnys Augen, die Augen ihrer Mutter. Ihre Hand spannte sich um die Schlange, und Johnny sah, dass Alyssa keine Angst hatte. Ihr Gesicht strahlte Gewalttätigkeit und Zorn aus. Ihre Lippen wurden bleich, und die Schlange fing an zu zappeln. Sie drückte fester zu, ihre Stimme gewann an Kraft.
    »Schwäche«, wiederholte sie. Die Schlange zappelte panisch, als Alyssa sie zerquetschte. Sie stieß nach ihrer Hand, nach ihrem Gesicht, sie verbiss sich in ihrem Hals, blieb dort hängen und pumpte ihr Gift in die Haut, während sie sich weiter wand. Alyssa ignorierte es. Sie nahm die Hand vom Rücken. Darin hielt sie eine Pistole, schwarz und glänzend im harten, heißen Licht.
    »Macht«, sagte sie.
    Und riss sich die Schlange vom Hals.
    Johnny schrak aus dem Schlaf. Die Wirkung der Medikamente ließ nach, aber der Traum hielt ihn in den Klauen: seine verschwundene Schwester, und wie sie gelächelt hatte, als Johnny die Finger auf das warme, blanke Metall in ihrer Hand legte. Er berührte den Verband an seiner Brust, dann sah er seine Mutter. Sie saß allein auf dem Stuhl an der Wand. Die Haut unter ihren Augen war von Wimperntusche verschmiert. Sie wippte mit einem Knie.
    »Mom.«
    Sie drehte den Kopf herum, und ihre Stimme stockte. »Johnny.« Sofort war sie auf den Beinen, kam durch das Zimmer und blieb bei ihm stehen. Sie strich ihm über das Haar, beugte sich herunter und schlang die Arme um ihn. »Mein Baby.«
    Detective Hunt kam zwei Stunden nach dem Frühstück. Er erschien in der Tür, lächelte Johnny knapp zu und winkte Katherine mit einem Finger zu sich, bevor er wieder im Korridor verschwand.
    Johnny beobachtete die beiden durch die Glasscheibe. Was Hunt sagte, schien seiner Mutter nicht zu gefallen. Sie diskutierten hitzig. Sie schüttelte den Kopf, starrte zweimal durch die Scheibe und blickte dann zu Boden. Hunt berührte ihre Schulter, aber sie schüttelte ihn ab.
    Als sich die Tür schließlich wieder öffnete, kam Hunt als Erster herein, dicht gefolgt von Johnnys Mutter. Sie lächelte wenig überzeugend und setzte sich auf die Kante eines mit glänzendem Vinyl bezogenen Stuhls in der Ecke. Sie sah aus, als müsse sie sich übergeben.
    »Hey, Johnny.« Hunt zog sich einen Stuhl ans Bett. »Wie fühlst du dich?«
    Johnnys Blick ging von seiner Mutter zu dem blinkenden Metall unter Hunts Arm, zu schwarz glänzendem Stahl. »Geht's Tiffany gut?«
    Hunt zog sein Jackett zusammen. »Ich glaube, sie ist bald über dem Berg.«
    Johnny schloss die Augen und sah Tiffany im Blut des Toten sitzen, fühlte die heiße, trockene Haut an ihrem Arm, als er versuchte, sie ins Auto zu ziehen. »Sie wusste nicht, wer ich war. Dabei waren wir sieben Jahre zusammen in der Schule.« Er schüttelte den Kopf. »Auf halbem Weg zum Krankenhaus hat sie mich schließlich erkannt. Und dann hat sie mich nicht mehr losgelassen. Hat geweint und geschrien.«
    »Ich erkundige mich nach ihr. Gleich als Nächstes.« Hunt schwieg, dann wurde seine Stimme ernst und erwachsen. »Was du getan hast, war sehr tapfer.«
    Johnny blinzelte. »Ich hab niemanden gerettet.«
    »Wirklich nicht?«
    »Das sagen sie wohl, ja?«
    »Manche Leute sagen es, ja.«
    »Er wollte mich umbringen. Tiffany ist die Heldin. Sie sollten die Geschichte nicht anders

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