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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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nach oben. »Er hat nie geschrieben.« Alles verschwamm vor Johnnys Augen. »Ich will nach Hause«, sagte er, doch Hunt blieb unerbittlich.
    »Kommt nicht in Frage.«
    Katherine trat an die Seite ihres Sohnes. Sie hob den Kopf, und Hunt sah ihren Beschützerinstinkt und den dünnen Rest von Stolz. »Bitte«, sagte sie und nahm die Hand des Jungen.
    »Ich will nach Hause«, wiederholte Johnny.
    Einen Augenblick lang war Hunt mitfühlend genug, um wegzuschauen. Aber dies war sein Job. Er bewunderte vieles an Johnny, doch jetzt wurde es Zeit, die Fantasiewelt, in der er lebte, zu zerstören, bevor noch jemand verletzt wurde oder der Junge es so weit trieb, dass er umgebracht wurde.
    Hunt stand auf und holte die Papiertüte mit den Federn, den Rasseln und dem einzelnen, gelblichen Schädel. Er zog die Halsbänder heraus und hielt sie in Augenhöhe hoch. »Möchtest du mir etwas darüber erzählen?«
    »Was ist das?«, fragte Katherine.
    »Die hat Johnny getragen, als er herkam. Er war mit Ruß und Beerensaft bemalt, nur halb bekleidet, und hatte etwas in den Taschen, das angeblich Schlangenwurzel sein soll — was immer das sein mag. Auch danach wird das Jugendamt fragen, nach allem. Sie werden bohren, und zwar mit Nachdruck, und vielleicht sollte Johnny damit anfangen, dass er es mir erzählt.«
    Johnny starrte die Federn an und sah, dass Jar eine davon mitten durchgeschnitten hatte. Er begriff, dass sich nichts verändert hatte. Der Cop war immer noch eine Bedrohung, seine Mutter immer noch schwach. Niemand würde es verstehen.
    »Das ist nicht normal«, betonte Hunt.
    »Ich will nicht darüber reden.«
    »Erzähl mir von Burton Jarvis.«
    »Nein.«
    »Wie hast du ihn gefunden? Und wie oft warst du da?«
    Johnny schaute aus dem Fenster.
    Hunt ließ die Halsbänder fallen und nahm die Blätter mit Johnnys Notizen in die Hand. »Sind diese Aufzeichnungen zutreffend? Hier steht etwas von mehr als einem Dutzend Besuchen. Auch noch bei anderen. Nicht nur bei Jarvis.«
    »Das ist nur so erfunden.«
    »Was ?«
    »Ein Spiel.«
    »Johnny —« Enttäuschung breitete sich in seinem Gesicht aus.
    Johnny zuckte nicht mit der Wimper. »Gestern Nacht war das erste Mal.«
    »Ich verstehe, dass du glaubst, du musst lügen, Junge, aber ich muss wissen, was du gesehen hast. Hier stehen fünf Namen. Leute, die wir kennen, bekannte Straftäter, die wir beobachten. Und dann ist da der sechste. Der Mann, der Burton Jarvis mehrmals besucht hat.« Hunt studierte das Blatt. »Hier ist eine ganze Seite von Notizen über diesen Mann. Du hast eine allgemeine Personenbeschreibung: Größe, Gewicht, Haarfarbe. Du hast seine Automarke und drei verschiedene Kennzeichen, die allesamt im Laufe des vergangenen Jahres als gestohlen gemeldet wurden. Ich muss wissen, wer dieser Mann ist. Und ich glaube, du kannst mir helfen.«
    »Nein.«
    »Was ist Small Yellow? Was bedeutet das?«
    »Sie arbeiten für dieselben Leute wie das Jugendamt.«
    »Verdammt.« Hunt war mit seiner Geduld am Ende, und Katherine trat zwischen ihren Sohn und den Cop. Sie spreizte die schlanken Finger, und ihre Worte klangen entschlossen wie selten.
    »Das reicht«, sagte sie.
    »Die Hälfte dieser Notizen ist unleserlich. Vielleicht gibt es hier Informationen, deren Wichtigkeit Johnny nicht vollständig begreifen kann. Er muss mit mir sprechen.«
    Katherine betrachtete die Handschrift ihres Sohnes. Sie überflog die Aufzeichnungen und las sie dann aufmerksamer. Es dauerte eine Weile, aber Hunt wartete. Als sie fertig war, sah sie verängstigt aus. »Wenn er Ihre Fragen beantwortet, wird uns das beim Jugendamt helfen? Oder wird es uns schaden?«
    »Sie müssen mir vertrauen.«
    »Nichts ist wichtiger, als dass ich meinen Sohn behalte«, sagte sie.
    »Nicht einmal die Möglichkeit, dass Sie Alyssa zurückbekommen?«
    »Soll das heißen, es könnte passieren?«
    »Ich glaube, dass Ihr Sohn einen bisher unbekannten Pädophilen gefunden hat, der sich in dieser Gegend betätigt. Einen, der gerissen ist. Und vorsichtig. Es könnte eine Verbindung geben.«
    »Ist das wahrscheinlich?«
    Seine Zweifel waren ihm anzuhören. »Ich weiß es nicht.«
    »Dann muss ich an das Kind denken, das ich noch habe.«
    »Ich mache mir Sorgen um Ihren Sohn.«
    Sie hielt seinem Blick stand, und ihre Stimme war spröde und scharf wie eine Glasscherbe. »Sie wollen, dass wir Ihnen vertrauen?«
    »Ja.«
    »Der Polizei vertrauen?«
    »Ja.«
    Katherine kam heran und hielt ihm die Blätter entgegen. »Sie wollen

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