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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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Zurückweisung, wie ich sie härter nie erlebt hab, und ich weiß nicht, ob Holloway je darüber weggekommen ist.«
    »Dad hat aber doch für Holloway gearbeitet. Er hat all die Häuser gebaut. Und Holloway war dauernd bei uns.«
    »Dein Daddy sieht in allen nur das Gute. Das ist einer der Gründe, weshalb er ein so fabelhafter Kerl ist. Aber Holloway hat nur darauf gewartet, dass er ihn begraben konnte.«
    »Und das wusste Dad nicht?«
    »Ich hab's ihm gesagt, aber dein Daddy dachte immer, damit wird er fertig. In dieser Hinsicht ist er überheblich.«
    »Selbstbewusst.«
    »Arrogant.« Asphalt glitt unter dem Wagen vorbei, und der Keilriemen kreischte plötzlich laut. »Du arbeitest für Holloway.«
    »Nicht jeder von uns hat eine Wahl, Johnny. Das ist eine Lebensweisheit für dich. Kostenlos.«
    Steve hielt an einer roten Ampel. In der Ferne ragte Holloways Mall auf wie ein Schlachtschiff. Johnny schaute Steve prüfend an und dachte an seine Mutter. »Wolltest du auch was mit ihr anfangen?«
    Steves Blick war flach wie der einer Schlange. »Verdammt, Junge.« Die Ampel wurde grün. »Das wollte jeder.«
    Der Parkplatz war rappelvoll, und Johnny fiel ein, dass heute Samstag war. Steve parkte vor dem Mitarbeitereingang an der Rückseite. Als er die Wagentür öffnete, blitzte die Sonne im Rückspiegel und strahlte Johnny in die Augen. »Komm«, sagte Steve.
    »Kann ich nicht im Wagen warten?«
    »Zu gefährlich hier hinten. Obdachlose. Junkies. Gott weiß, was noch alles.« Johnny sah, wie Steve die Ausrüstung an seinem Gürtel abtastete: Pfefferspray, Funkgerät, Handschellen. »Komm mit, ich zeig dir was Cooles.«
    Drinnen öffnete eine Schlüsselkarte eine schmale Tür. Über eine Eisentreppe gelangten sie in einen Flur im zweiten Stock, der zu einem Büro mit der Aufschrift SECURITY führte. Steve zog seine Karte durch den Scanner und drückte die Tür mit der Schulter auf. »Kinder kriegen das hier nie zu sehen.«
    Das Büro der Gebäudesicherheit war groß und unüberschaubar. Eine ganze Wand war von Videomonitoren bedeckt. Zwei Wachmänner saßen auf schwarzen Drehstühlen vor Keyboards und Joysticks, wechselten die Bilder auf den Monitoren, zoomten vor und zurück und beobachteten alles. Sie drehten sich um, als Johnny hereinkam, und machten dann verblüffte Gesichter.
    Der eine war in den Zwanzigern; er war fett und hatte kurz geschorenes Haar und einen Rasierausschlag im Gesicht. Sein Lächeln war ehrfürchtig und abschätzig zugleich. »Ist das der Junge?«
    Steve legte Johnny die Hand auf den Rücken und schob ihn vor sich her. »Mein Neffe. Sozusagen.«
    Der fette Wachmann streckte seine fleischige Hand aus, und Johnny musterte sie zurückhaltend, bevor er sie schüttelte. »Gut gemacht, Junge. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.«
    Johnny sah seinen Onkel fragend an, und der antwortete mit zwei Worten: »Tiffany Shore.«
    Der Wachmann machte die Bewegung des Schießens. »Peng.«
    »Ich möchte nicht darüber reden«, sagte Johnny.
    Aber der Eifer des Wachmanns war nicht zu bremsen. »Hast du das hier gesehen?« Er riss eine Zeitung vom Tisch. »Seite eins. Guck dir das an.«
    Das Foto zeigte Johnny. Es war durch das Fenster aufgenommen worden, als er auf dem Vordersitz im Wagen seiner Mutter saß. Seine Hände umklammerten noch das Lenkrad. Sein Mund stand offen, und sein Gesicht war leer und wie betäubt vom Schock. Überall war Blut — dunkel, wo es getrocknet war, und leuchtend rot auf Johnnys Brust. Federn und Rasseln schimmerten schwarz auf seiner Haut, der Schlangenschädel glänzte gelblich-nass wie ein mit Honig überzogener Stein. Tiffany saß schräg neben ihm, das Sonnenlicht brannte ihr so wütend ins Gesicht, dass es in ihren Augen zersplitterte. Männer in sauberen Kitteln streckten lange Arme durch die Tür, um sie herauszuziehen, aber sie sträubte sich mit fest zusammengepressten Lippen und krallte die Finger um Johnnys Arm.
    Die Bildunterschrift lautete: »Entführtes Kind gefunden, Pädophiler getötet.«
    »Woher haben die das Bild?« Johnnys Stimme war ein ersticktes Flüstern.
    »Der Wachmann am Krankenhaus hat es mit seinem Handy gemacht. Das gleiche Bild zeigen sie auch auf CNN.« Der dicke Wachmann schüttelte den Kopf. »Haben ihm wahrscheinlich ein Vermögen dafür gezahlt.«
    Steve trat vor Johnny und schob die Zeitung weg. »Das braucht er nicht zu sehen.«
    Der Wachmann rückte zur Seite, schaute Johnny an und sah, wie sich die Schatten in den Mulden seines Gesichts

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