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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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mit derselben Freude aus ihrem ersten Kampf kommen sehen und nach dem nächsten Gefecht begraben. Junge Männer sind töricht, und ich war jung. Aber ich war gut.
    Wir hatten die Viehdiebe geschlagen. Zwölf waren tot oder so schwer verwundet, dass sie im Sterben lagen. Die anderen stellten wir auf der Flucht. Wir töteten alle. Danach kehrte ich zu dem Mann zurück, dem ich, als unsere Schildwälle aufeinander geprallt waren, mein Kurzschwert in den Leib gestoßen hatte. Ich musste meinen Fuß in seinen blutigen Schritt stemmen, um die Klinge herausziehen zu können, und verspürte den heißen Wunsch, noch mehr Feinde zu töten.
    «Wo hast du zu kämpfen gelernt?», fragte mich Tatwine.
    Ich wandte mich ihm zu wie einem Feind. Stolz glühte in meinem Gesicht, und das Kurzschwert zuckte, als dürstete es nach Blut. «Ich bin ein Aldermann aus Northumbrien», entgegnete ich.
    Er hielt inne, musterte mich misstrauisch und nickte dann. «Ja, Herr», sagte er und streckte die Hand aus, um die Muskeln meines rechten Arms zu befühlen. «Wo habt Ihr zu kämpfen gelernt?», wiederholte er seine Frage in respektvollem Ton.
    «Ich habe den Dänen zugesehen.»
    «Zugesehen», echote er tonlos. Er schaute mir in die Augen, grinste und umarmte mich. «Bei Gott», sagte er, «Ihr seid ein wilder Kämpfer. War das Euer erster Schildwall?»
    «Mein erster», gab ich zu.
    «Aber nicht Euer letzter, wage ich zu behaupten, nicht Euer letzter.»
    Er sollte Recht behalten.
    Ich habe, auch wenn dies unbescheiden klingt, die Wahrheit berichtet. Heutzutage beauftrage ich Barden, mich singend zu preisen, weil das von einem Herrn erwartet wird. Ich habe mich allerdings schon häufig gefragt, warum man einen Mann für bloße Worte entlohnt. Diese Versschmiede tun doch nichts, sie pflanzen nicht, töten keine Feinde, fangen weder Fische noch züchten sie Vieh. Sie nehmen lediglich Silber für Worte, die ohnehin kostenlos sind. Ein schlauer Trick, aber in Wahrheit sind sie genauso nützlich wie Priester.
    Ich kämpfte gut, so viel steht fest. Doch darauf hatte ich mich seit meinen frühen Jahren mit Ehrgeiz und hoffnungsvollen Träumen vorbereitet, und ich war jung und wie alle meine Altersgenossen waghalsig und unbekümmert. Ich war kräftig und schnell, die Feinde dagegen müde. Wir spießten ihre abgetrennten Köpfe an der Brüstung der Brücke auf, zum Gruß für andere Britonen, die ihr verlorenes Land besuchen wollten. Dann ritten wir gen Süden, um uns mit A Ethelred zu treffen, dem es bestimmt nicht gefiel, dass ich noch lebte und hungrig war. Doch er billigte Tatwines Urteil, wonach ich als Kämpfer von Nutzen sein könne.
    Nicht, dass viele Kämpfe zu erwarten waren, außer denen gegen Banditen und Viehdiebe. A Ethelred hätte sich zwar gern mit den Dänen geschlagen, deren Herrschaft ihm zuwider war, fürchtete aber ihre Rache und hütete sich davor, sie zu reizen. Es fiel auch nicht allzu schwer, ihnen aus dem Weg zu gehen, da sie unseren Teil Merciens weitgehend unbeachtet ließen. Doch alle paar Wochen kamen dänische Verbände nach Cirrenceastre und verlangten Vieh oder Lebensmittel oder Silber, und / Ethelred musste ihren Forderungen nachgeben. An Burghred, seinen
    Herrn und machtlosen König im Norden, verschwendete er kaum einen Gedanken. Stattdessen war sein Blick auf das südliche Wessex gerichtet. Hätte ich damals das kleinste bisschen Scharfblick besessen, hätte ich verstanden, dass Alfred seinen Einfluss auf den Süden Merciens ausweitete. Dieser Einfluss war nicht offensichtlich, und keine westsächsischen Soldaten zogen durchs Land, doch Alfreds Gesandte waren immer unterwegs und sprachen mit den wichtigsten Männern. Sie überzeugten sie davon, für den Fall eines neuerlichen dänischen Angriffs, Krieger in den Süden von Wessex zu schicken.
    Mir hätten diese Gesandten zu denken geben müssen, doch abgelenkt durch Streitereien in A Ethelreds Haus nahm ich keine Notiz von ihnen. Der Aldermann mochte mich nicht, sein Sohn aber, ebenfalls A Ethelred genannt, begegnete mir mit unverhohlener Abneigung. Er war ein Jahr jünger als ich, dünkelhaft und voller Hass auf die Dänen. Auch gegen Brida hegte er Groll, seit sie ihm, als er ihr einmal zu nahe gekommen war, ein Knie zwischen die Beine gerammt hatte. Danach musste sie in der Küche arbeiten und hatte mich gleich am ersten Tag davor gewarnt, von dem Essen, das sie zubereiten musste, zu kosten. Ich hielt mich also zurück, doch alle anderen, die mit zu Tisch saßen,

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