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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gekämpft?»
    Ich zögerte und dachte an Readingum, wo ich, am Boden liegend, mit der Schwertspitze auf die Beine der Gegner gezielt hatte. «Nein, Herr», antwortete ich.
    «Dann wird es Zeit, dass du es lernst. Zu irgendwas muss dieses Schwert ja gut sein. Woher hast du es?»
    «Es gehörte meinem Vater, Herr», log ich, um ihm nicht erklären zu müssen, dass ich doch kein Gefangener der Dänen gewesen und das Schwert ein Geschenk war, denn dann hätte A Ethelred das Schwert wahrscheinlich an sich nehmen wollen. «Mehr hat mir mein Vater nicht vermacht», fügte ich wehleidig hinzu. Er knurrte, schickte mich mit einer flüchtigen Handbewegung fort und sagte Tatwine, dass er mich in den Schildwall stellen sollte, falls es zum Kampf kommen würde.
    Ich weiß dies von Tatwine selbst, der mir, als alles vorbei war, davon berichtete. Tatwine war sehr stämmig, so groß wie ich, aber doppelt so breit. Er hatte die Brust eines Hufschmieds und kräftige Arme, auf die er mit Tinte und Nadel eigentümliche Zeichen stach. Eigentlich sahen sie aus wie Flecke, doch er prahlte, jeder stehe für einen Mann, den er in der Schlacht getötet hatte. Ich versuchte sie einmal zu zählen, gab aber bei achtunddreißig auf, zumal seine Ärmel den Rest verdeckten. Es schmeckte ihm nicht, mich in seiner Truppe zu haben, und dass Brida darauf bestand, mitzuziehen, gefiel ihm noch weniger. Doch ich erklärte ihm, dass sie meinem Vater geschworen habe, niemals von meiner Seite zu weichen, außerdem sei sie, so sagte ich, eine besonders listenreiche Frau, die den Feind mit Hilfe von Zauberformeln verwirren könne. Er glaubte mir und dachte vielleicht, dass seine Männer, wenn ich tot wäre, ihren Spaß an Brida haben würden, während er A Ethelred mein Schwert überbringen könne.
    Die Waliser hatten die Saefern am Oberlauf überquert und waren dann nach Süden gezogen, wo auf üppigen Weiden fette Rinder grasten. Es war ihre Art, schnell vorzustoßen und sich ebenso schnell wieder zurückzuziehen, sodass die Mercier keine Truppen zusammenstellen konnten. A Ethelred hatte aber rechtzeitig von dem geplanten
    Überfall erfahren, und während er nach Süden ritt, folgten wir Tatwine nach Norden zu der Brücke über die Saefern, über die man am schnellsten nach Wales kam.
    Die Räuber liefen uns geradewegs in die Falle. Wir erreichten die Brücke in der Abenddämmerung, übernachteten auf freiem Feld und sahen am nächsten Morgen, als die Sonne aufging, die Welschen mit den gestohlenen Rindern auf uns zukommen. Ihre Pferde waren im Unterschied zu unseren erschöpft, und so versuchten sie erst gar nicht, uns auszuweichen. Sie rückten bis zur Brücke vor und bildeten einen Schildwall. Wir stiegen von den Pferden und formierten uns ebenfalls. Uns standen achtundzwanzig Männer gegenüber, verwegen aussehende Kerle mit wüsten Haaren, langen Bärten und zerrissenen Kleidern. Ihre Waffen und Schilde aber waren gut gepflegt.
    Tatwine, der ein paar Wörter ihrer Sprache beherrschte, sagte ihnen, dass sie, wenn sie sich sofort ergeben würden, auf Gnade hoffen dürften. Aber sie lachten uns nur aus. Einer von ihnen drehte sich um, zog seine Beinkleider herunter und zeigte uns sein dreckiges Hinterteil, so beleidigten die Welschen gern ihre Gegner.
    Danach passierte lange Zeit nichts. Sie standen mit ihrem Schildwall auf dem Weg, während wir mit unserem die Brücke versperrten. Die Gegner verhöhnten uns mit lautem Gebrüll, das wir auf Tatwines ausdrücklichen Befehl hin beantworten durften. Ein- oder zweimal hatte es den Anschein, als versuchten sie, zu ihren Pferden zu eilen und Richtung Norden zu fliehen, doch jedes Mal ließ Tatwine unsere Pferde holen und gab den Welschen damit zu verstehen, dass wir ihnen nachjagen und sie einholen würden. Also kehrten sie immer wieder in ihren Schildwall zurück und versuchten stattdessen, uns mit Schmähungen zu reizen. Doch Tatwine war kein Narr. Der Gegner war uns zahlenmäßig überlegen und hätte uns in die Zange nehmen können. Solange wir aber auf der Brücke blieben, waren wir durch die Brüstung zu beiden Seiten geschützt. Tatwine hatte mich in die Mitte der Reihe rücken lassen und selbst hinter mir Aufstellung genommen, um, falls ich fiele, die Lücke schließen zu können. Der Schild, den mir mein Onkel geliehen hatte, war alt und taugte nicht mehr viel.
    Zum wiederholten Mal versuchte Tatwine, die Welschen zum Aufgeben zu überreden. Er versprach, nur die Hälfte von ihnen zu töten, aber da

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