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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Ceruphin und die Cristenlic und stachen in See. Wie nicht anders zu erwarten, erhoben unsere zwölf Protest, doch Leofric brüllte sie an, worauf sie plötzlich einhellig der Meinung waren, dass es nichts Schöneres gäbe, als mit ihm vor der Küste von Wessex zu segeln. «Du bist zwar Ziegenschiss, aber immerhin doch zu etwas nütze», sagte Leofric.
    «Es wird Arger geben, wenn wir zurückkehren», warnte ich ihn.
    «Natürlich wird es Ärger geben», bestätigte er. «Vom Landvogt, vom Aldermann, vom Bischof und dem ganzen restlichen Pack.» Er lachte laut auf, ein sehr seltenes Vorkommnis. «Aber bis dahin töten wir noch ein paar Dänen.»
    Und das taten wir. Zufällig begegneten wir demselben Schiff, das uns eine so schmähliche Niederlage bereitet hatte. Es versuchte uns auf die gleiche Weise zu überrumpeln, doch kamen wir ihm diesmal zuvor. Ich rammte mit der Heahengel das Dänenschiff von hinten. Die Wucht war so groß, dass unser Bug über seine Bordwand glitt und es halb unter Wasser drückte. Während unsere zwölf Bogenschützen die Mannschaft mit einem Pfeilhagel belegten, führte Leofric einen Angriff über das Vorschiff, und bald färbte sich das Bilgenwasser im Schiff der Dänen rot. Zwei von unseren Männern war es gelungen, die beiden Schiffe miteinander zu vertäuen. Ich konnte also das Steuer loslassen und warf mich, ohne Helm oder Kettenhemd, aber mit Schlangenhauch in den Kampf. Mittschiffs krachten die Schilde aufeinander, Speere, Schwerter und Äxte flogen, Klingen trafen klirrend aufeinander, und gellendes Geschrei erfüllte die Luft. Ehe Ceruphin oder Cristenlic zu uns aufschließen konnten, war der Kampf entschieden.
    Wie ich es genoss, jung und stark zu sein, ein gutes Schwert zu besitzen und überlebt zu haben. Die sechsundvierzig Männer der dänischen Mannschaft waren bis auf einen alle tot. Dieser wurde nur deshalb geschont, weil Leofric einen Gefangenen präsentieren wollte. Wir hatten drei Männer verloren, und sechs waren so schwer verwundet, dass für sie kaum Aussicht auf Rettung bestand. Wir schöpften das Dänenschiff aus und führten es im Schlepp nach Hamtun. In der blutüberströmten Bilge wurde eine Truhe voller Silber gefunden, das dem Kloster von Wiht geraubt worden war. Leofric beschenkte die Bogenschützen mit einem großzügigen Beuteanteil. Daraufhin wollten uns nur noch zwei von ihnen verlassen, als der Landvogt bei unserer Rückkehr ihre Auslieferung verlangte. Alle anderen witterten eine Möglichkeit, reich zu werden, und blieben bei uns.
    Der Gefangene hörte auf den Namen Hroi. Sein Herr, der im Kampf gegen uns gefallen war, hatte Thurkil geheißen und Guthrum gedient, welcher inzwischen als selbst ernannter König über Ostanglien herrschte. «Trägt er immer noch den Knochen im Haar?», fragte ich.
    «Ja, Herr», antwortete Hroi. Dass ich ein Aldermann war, wusste er nicht, als einen Herrn bezeichnete er mich nur, weil er mir aus Angst, ich könnte ihn töten, schmeicheln wollte.
    Hroi wurde verhört und erklärte, dass mit einem Angriff Guthrums in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen sei. «Er wartet auf Halfdan», sagte er mir.
    «Und wo ist Halfdan?»
    «In Irland, Herr.»
    «Um Ivar zu rächen?»
    «Ja, Herr.»
    «Kennst du Kjartan?»
    «Ich kenne drei Männer, die so heißen, Herr.» «Kjartan von Northumbrien», sagte ich. «Er hat einen Sohn namens Sven.»
    «Ihr meint den Grafen Kjartan?» «Nennt er sich jetzt Graf?»
    «Ja, Herr. Er lebt immer noch in Northumbrien.» «Und Ragnar, der Sohn von Ragnar dem Furchtlosen?» «Graf Ragnar ist bei Guthrum in Ostanglien. Er hat vier Schiffe.»
    Wir legten Hroi in Ketten und führten ihn unter Wachen nach Wintanceaster, denn Alfred wollte den dänischen Gefangenen selbst verhören. Ich weiß nicht, was mit ihm geschehen ist. Wahrscheinlich wurde er gehängt oder geköpft, denn Alfreds christliche Nächstenliebe erstreckte sich nicht auf heidnische Piraten.
    Ich dachte an Ragnar den Jüngeren, nunmehr Graf Ragnar, und fragte mich, ob auch seine Schiffe vor der Küste von Wessex aufkreuzen würden. Vielleicht hatte Hroi gelogen, und Guthrum rüstete sich schon für einen Angriff im Sommer. Ich hielt das für wahrscheinlich, zumal überall auf den britischen Inseln gekämpft wurde. Die Dänen aus Mercien waren, aus Gründen, die ich nie in Erfahrung bringen sollte, über die nordwalisischen Britonen hergefallen, während andere dänische Horden das Grenzgebiet im Norden unsicher machten. Ich vermutete, dass sie

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