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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dürftest gar nicht wissen, dass es ihn gibt.» «Du auch nicht.»
    «Es war meine Schwester, die ihn zur Welt gebracht hat», verriet Leofric und fügte, als er mein Erstaunen sah, hinzu: «Ich bin nicht der einzig Gutaussehende in meiner Familie, Earsling.» Er füllte seinen Krug erneut. «Eadgyth war eine Dienstmagd. Alfred hat sie angeblich geliebt.» Er lachte kurz auf und zuckte mit den Schultern. «Immerhin kümmert er sich um sie, gibt ihr Geld und schickt ihr Priester, damit sie ihr predigen. Seine Frau weiß von dem armen, kleinen Bastard, lässt aber nicht zu, dass Alfred ihn sieht.»
    «Ich kann diese A Elswith nicht ausstehen», bemerkte ich.
    «Sie ist ein Miststück», pflichtete er mir bei.
    «Aber die Dänen, die gefallen mir.»
    «Ach ja? Und warum tötest du sie?»
    «Sie gefallen mir», sagte ich, ohne auf seine Frage zu antworten, «weil sie nicht um ihr Leben fürchten.»
    «Nicht wie die Christen. Ist es das, was du meinst?»
    «Ja, sie sind nicht wie die Christen», bestätigte ich. «Bist du einer?»
    Leofric dachte einen Moment lang nach. «Ich glaube ja», sagte er fast widerwillig. «Du bist kein Christ, oder?» Ich schüttelte den Kopf und zeigte ihm Thors Hammer und er lachte. «Wie stellst du dir dein Leben unter diesen Heiden vor, Earsling?», fragte er. «Als endlose Blutfehde?»
    Ich dachte über diese Frage nach, soweit es mir das Ale noch erlaubte. «Ich werde einem Mann namens Ragnar dienen, so wie ich seinem Vater gedient habe.»
    «Warum hast du seinen Vater überhaupt verlassen?»
    «Weil er getötet wurde.»
    Leofric runzelte die Stirn. «Du kannst also unter den Dänen nur bleiben, solange dein Herr lebt. Ohne einen Herrn bist du ein Nichts. Hab ich Recht?»
    «Ich bin ein Nichts», gab ich zu. «Aber ich will nach Northumbrien zurückkehren und die Burg meines Vaters zurückerobern.»
    «Wird dir Ragnar dabei helfen?»
    «Ich denke schon. Sein Vater hätte es getan.»
    «Und was ist, wenn du in deine Burg zurückkehrst?», fragte er. «Wirst du dann dein eigener Herr, oder werden die Dänen über dein Land herrschen?»
    «Die Dänen werden herrschen.»
    «Und du wärst ihr Sklave, was? Ja, Herr, nein, Herr, lasst mich Eure Rute halten, damit Ihr mich voll pissen könnt.»
    «Und was wäre, wenn ich hier bliebe?», entgegnete ich mürrisch.
    «Du würdest Männer anführen», antwortete er. Ich lachte. «Alfred hat genug Herren, die ihm dienen.»
    Leofric schüttelte den Kopf. «Nein. Zugegeben, er hat ein paar gute Kriegsherren, brauchte aber mehr davon. Genau das habe ich ihm auch auf dem Schiff gesagt, als er die Schweinehunde entkommen ließ. Ich habe ihn gedrängt, mich an Land abzusetzen und mit Truppen auszustatten. Aber er weigerte sich.» Leofric schlug mit der Faust auf den Tisch. «Ich habe ihm gesagt, dass ich durch und durch ein Krieger bin, doch dieser elende Kerl wollte nicht auf mich hören.»
    Darum war es also bei diesem Streit zwischen den beiden gegangen. «Warum hat er sich geweigert?», fragte ich.
    «Weil ich nicht lesen kann», knurrte Leofric. «Und ich lerne es auch nicht mehr. Ich habe es einmal versucht, aber ich schaffe es einfach nicht. Außerdem bin ich kein Herr, nicht einmal Thegn, sondern nur ein Knecht, der sich zufällig darauf versteht, die Feinde des Königs zu töten. Aber das reicht ihm nicht. Er sagt, ich könnte allenfalls einem seiner Aldermänner zur Seite stehen, nicht aber selber Männer anführen. Dazu müsste ich lesen können.»
    «Ich kann es», entfuhr es mir nach all dem Ale.
    «Scheinbar bist du ein bisschen schwer von Begriff, Earsling», sagte Leofric grinsend. «Du bist ein verdammter Herr, und du kannst lesen, oder?»
    «Nein, eigentlich nicht. Ein bisschen. Kurze Wörter.»
    «Aber du kannst es lernen, oder?»
    Ich dachte darüber nach. «Ja, das könnte ich.»
    «Wir haben zwölf Schiffsmannschaften», erklärte er. «Die wollen beschäftigt sein. Wir gehen also zu Alfred und sagen, dass Aldermann Earsling ihr Anführer wird. Er gibt dir ein Buch, aus dem du ihm ein paar hübsche Wörter vorliest. Dann werden wir zwei mit unseren Leuten in den Krieg ziehen und deinen verehrten Dänen das Fürchten beibringen.»
    Ich sagte weder ja noch nein, weil ich nicht wusste, was ich wollte. Es störte mich, dass ich immer allem, was mir empfohlen wurde, willfährig Folge leistete. Als ich bei Ragnar gewesen war, wollte ich es ihm recht machen, und jetzt verlockten mich Leofrics Zukunftsvorstellungen. Mir fehlte jegliche

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