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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Gedanken daran zu verschwenden, zu mir zurück und machte mich wieder reich. «Mein Vater hat auch dich geliebt», sagte er. «Und ich bin vermögend genug.»
    Wir aßen, tranken und schliefen, und als sich am Morgen ein leichter Nebel auf unser Schilfbett legte, brachen Ragnar und Brida auf. Als Letztes fragte er mich: «Thyra lebt?»
    «Sie ist bei dem Überfall nicht getötet worden», antwortete ich. «Deshalb vermute ich, dass sie noch lebt.»
    Wir umarmten uns zum Abschied. Dann war ich allein.
    Ich weinte um Brida und fühlte mich verlassen. Ich war noch zu jung, um eine solche Abkehr hinnehmen zu können. In der Nacht hatte ich sie zu überreden versucht, bei mir zu bleiben, doch ihr Wille war so stark wie Ealdwulfs Eisen. Sie ging mit Ragnar an Bord der Windviper und ließ mich weinend zurück. In diesem Moment hasste ich die drei Spinnerinnen, die so grausame Gaukeleien mit ihren leicht zerreißbaren Fäden wirkten. Dann holte mich der Fischer ab und brachte mich nach Hamtun zurück.
    Herbststürme peitschten über die Küste. Alfreds Schiffe wurden von Pferden und Ochsen an Land gezogen und winterfest gemacht. Ich ritt mit Leofric nach Wintanceaster, wo uns mitgeteilt wurde, dass Alfred auf seinem Landgut in Cippanhamm weilte. Der Palastwächter nahm uns auf. Vielleicht erkannte er mich wieder, doch es ist auch möglich, dass Leofric ihn so sehr einschüchterte, dass er uns die Bitte, über Nacht bleiben zu dürfen, nicht ausschlagen wollte. Trotz Alfreds Abwesenheit wimmelte es im Palast von Mönchen, und so zogen wir es vor, den nächsten Tag in einer nahe gelegenen Schänke zu verbringen. «Was hast du jetzt vor, Earsling?», fragte Leofric. «Wirst du deinen Schwur erneuern?» «Weiß nicht.»
    «Weiß nicht», wiederholte er höhnisch. «Hast wohl mit deinem Mädchen auch deine Entschlusskraft verloren.»
    «Ich könnte zu den Dänen zurückkehren», sagte ich.
    «Dann hätte ich endlich eine Gelegenheit, dich umzubringen», entgegnete er lachend.
    «Oder ich bleibe bei Alfred.»
    «Was spricht dagegen?»
    «Dass ich ihn nicht mag», antwortete ich unumwunden.
    «Du musst ihn nicht mögen. Er ist dein König.»
    «Er ist nicht mein König», entgegnete ich. «Ich bin Northumbrier.»
    «Das bist du, Earsling. Ein northumbrischer Aldermann, nicht wahr?»
    Ich nickte und verlangte nach einem Krug Ale und Brot, das ich mit Leofric teilte. «Was ich wirklich tun sollte», sagte ich, «ist, nach Northumbrien zurückzukehren. Dort lebt ein Mann, den ich töten muss.»
    «Blutfehde?»
    Wieder nickte ich.
    «Über Blutfehden weiß ich nur, dass sie ewig dauern», erwiderte Leofric. «Du kannst noch Jahre später Rache nehmen, aber nur, wenn du dann noch lebst.»
    «Ich werde noch leben», sagte ich leichthin.
    «Nicht, wenn die Dänen Wessex einnehmen. Es sei denn, Earsling, du gibst dich mit einem Leben unter ihrer Herrschaft, unter ihrem Gesetz und unter ihrem Schwert zufrieden. Wenn du aber ein freier Mann sein willst, dann bleibe hier und kämpfe um Wessex.» «Für Alfred?»
    Leofric lehnte sich zurück, nahm einen tiefen Schluck aus seinem Krug und rülpste. «Mir gefällt er ebenso wenig wie dir», gab er zu. «Auch sein Vater und seine Brüder haben mir nicht gefallen, als sie hier Könige waren, aber Alfred ist anders.»
    «Anders?»
    Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die vernarbte Stirn. «Der Kerl denkt, Earsling. Mehr als wir alle zusammen. Er weiß, was zu tun ist. Man sollte ihn nicht unterschätzen. Er setzt seinen Willen durch, unnachgiebig.»
    «Von einem König sollte man das erwarten», erwiderte ich.
    «Unnachgiebig, großzügig, fromm und langweilig, das ist Alfred», brummte Leofric. «Als Kind hat er von seinem Vater Spielzeugsoldaten geschenkt bekommen. Aus Holz geschnitzt, weißt du? Kleine Dinger. Er hat sie immer in Reih und Glied aufgestellt. Keines, das nicht an seinem Ort gestanden oder auf dem auch nur ein einziges Staubkörnchen gelegen hätte.» Es schien, dass ihn ein solches Verhalten abstieß, denn er verzog das Gesicht. «Im Alter von ungefähr fünfzehn Jahren hatte er seine wilde Zeit. Er rammelte jede Dienstmagd bei Hofe, und es würde mich nicht wundern, wenn er auch diese vorher der Reihe nach hingestellt und gründlich abgestaubt hätte.»
    «Er hat, wie ich hörte, einen Bastard», sagte ich.
    «Osferth.» Dass Leofric Bescheid wusste, überraschte mich. «Der arme, kleine Wicht lebt versteckt in Winburnan. Muss inzwischen schon sechs, sieben Jahre alt sein. Du

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