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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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meinte, dass ich über Wessex mehr als die meisten anderen wisse, und über Wessex wünschte Guthrum zu sprechen. Mein Beitrag war gering, aber ich beschrieb den König der Westsachsen als besonders frommen Mann und warnte Guthrum, ihn zu unterschätzen. Alfred mache zwar einen schwächlichen Eindruck, sei aber zweifellos sehr klug. Guthrum zuckte mit den Achseln. «Die Klugheit wird überschätzt», sagte er, «Klugheit gewinnt keine Schlachten.»
    «Aber Dummheit verliert sie», warf Ravn ein. «Wie vor A Ebbanduna, als wir unser Heer aufteilten.»
    Guthrum zog die Brauen zusammen, verzichtete aber darauf, sich mit Ravn anzulegen. Stattdessen fragte er Ragnar, wie die Westsachsen nach seiner Meinung zu bezwingen seien, und drängte ihn, im neuen Jahr mit nach Lundene zu ziehen, um sich dem nächsten Angriff anzuschließen. «Falls es nächstes Jahr dazu kommen sollte», knurrte Guthrum und kratzte sich im Nacken, was die vergoldete Rippe seiner Mutter, die nach wie vor in seinen Haaren steckte, zum Wackeln brachte. «Es könnte sein, dass wir nicht genügend Männer zusammenbekommen.»
    «Dann verschieben wir den Angriff eben auf das Jahr danach», sagte Ragnar.
    «Oder auf das Jahr danach.» Guthrum legte die Stirn in Falten. «Aber wie erledigen wir diesen frommen Hund?»
    «Indem wir ihn zwingen, seine Streitkräfte aufzuteilen», antwortete Ragnar. «Sonst wird er uns zahlenmäßig immer überlegen sein.»
    «Immer? Überlegen?» Guthrums Blick war ungläubig.
    «Als wir in Northumbrien auftauchten, haben sich viele Einheimische, statt gegen uns zu kämpfen, nach Mercien zurückgezogen. Als wir in Mercien und Ostanglien eingezogen sind, passierte das Gleiche, und die Männer haben in Wessex Zuflucht gesucht. Wenn wir aber in Wessex kämpfen, wissen sie nicht mehr wohin. Sie sind nirgends mehr sicher. Also müssen sie kämpfen. Alle. In Wessex treiben wir den Feind in die Enge.»
    «Und ein Feind, der sich in die Enge getrieben fühlt, ist besonders gefährlich», meinte Ravn.
    «Wir müssten ihre Kräfte spalten», überlegte Guthrum, ohne von Ravn Notiz zu nehmen.
    «Schiffe an der Südküste», schlug Ragnar vor, «eine Armee auf der Temes und britonische Krieger aus Brycheiniog, Glywysing und Gwent.» Dies waren die welschen
    Königreiche im Süden jenseits der mercischen Westgrenze, und dort lauerten die Britonen. «Drei Angriffe», fuhr Ragnar fort. «Alfred wird auf alle reagieren müssen und überfordert sein.»
    «Und Ihr werdet dabei sein?», fragte Guthrum.
    «Ihr habt mein Wort», antwortete Ragnar.
    Guthrum berichtete nun von seinen Beobachtungen während der Reise in den Norden. Er war, wie er selbst zugab, ein pessimistischer Mann, der überall nur das Schlechte sah. Ganz England war ihm ein Ärgernis. Es gebe Aufstände in Mercien, sagte er, die Ostangeln seien unruhig, und jetzt machten sich Gerüchte breit, dass König Egbert in Eoferwic zur Revolte aufrufe.
    «Egbert!», lachte Ragnar. «Der könnte doch nicht einmal einen Betrunkenen zum Pissen aufrufen.»
    «Vielleicht stimmt es nicht», sagte Guthrum. «Aber so habe ich es gehört, von einem Mann namens Kjartan.»
    «Dann stimmt es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht», entgegnete Ragnar.
    «Mit Sicherheit nicht», bekräftigte Ravn.
    «Auf mich machte er einen glaubwürdigen Eindruck», sagte Guthrum, der von Ragnars Verhältnis zu Kjartan nichts wusste und auch nicht darüber aufgeklärt wurde.
    Doch Guthrum sollte Recht behalten. Auch in Eoferwic gab es eine Verschwörung. Allerdings bezweifle ich, dass Egbert dahinter steckte. Es war vielmehr Kjartan selbst, der hinter vorgehaltener Hand verbreitete, dass König Egbert heimlich einen Aufstand plane. Das Gerücht wurde so laut, dass Egbert um sein Leben fürchten musste und eines Nachts mit einem Dutzend Gefolgsleuten an den dänischen Wachen vorbei nach Süden floh. Er fand Unterschlupf bei König Burghred von Mercien, dem die dänischen Besatzer erlaubt hatten, eine eigene Wachgarde zu unterhalten, die stark genug war, um seinen neuen Gast zu beschützen. Riesig von Dunholm, jener Aldermann, der die gefangenen Mönche an Ragnar ausgeliefert hatte, wurde zum neuen König Northumbriens ausgerufen. Er belohnte Kjartan mit der Erlaubnis, all jene Häuser zu plündern, die den Rebellen um Egbert Zuflucht geboten haben könnten. Der angebliche Aufstand war natürlich nur eine Erfindung Kjartans, der über die wenigen verbliebenen Klöster und Stifte Northumbriens herfiel, sich daran noch

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