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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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dafür, daß er die Wahrheit sprach. »Ich habe geschlafen«, wiederholte er. »Dann habe ich Geräusche gehört. Die Firma, die … wir waren gewarnt worden, wir sollten vor Einbrechern auf der Hut sein, wegen des Gerüsts. Ich bin von seltsamen Geräuschen geweckt worden und wollte nachsehen. Ich habe das Fenster aufgemacht und …« Er keuchte auf und schüttelte den Kopf.
    Der Polizist beugte sich aus dem offenen Fenster, ohne etwas zu berühren.
    »Können Sie erklären, wieso der Junge behauptet hat, Sie hätten ihn gestoßen?«
    Der Mann redete, während er sich aus dem Fenster lehnte, und Claudio war sich nicht sicher, ob er richtig gehört hatte.
    »Ich kenne ihn«, sagte er laut. »Sebastian arbeitet bei uns.«
    »Diese Weinkästen«, sagte vom Gang her ein in Zivil gekleideter Beamter. Er steckte den Kopf durch die Tür und schaute Claudio an, ohne sich vorzustellen. »Warum haben Sie soviel Wein in der Wohnung?«
    Claudio hatte immer noch gehofft. Die eine Längswand des Flurs war mit Weinkästen fast tapeziert. So, wie sie dort standen, konnten sie in einem glücklichen Moment für eine Art Dekoration gehalten werden. Sie waren aus Holz, manche sehr alt.
    »Ich glaube, wir machen einen Ausflug auf die Wache, Kagliostro.«
    Der Polizist, der aus dem Fenster geschaut hatte, kam auf ihn zu und sprach dabei leise in das Funkgerät, das an einem Riemen von seiner Schulter hing.
    »Gagliostro«, murmelte Claudio. »Kann ich … darf ich etwas anderes anziehen?«
    »Natürlich.«
    Eine halbe Stunde später fuhr Claudio Gagliostro in einem Streifenwagen zum Grønlandsleiret 44. Er wußte noch nicht, daß er als Verdächtiger galt. Er trug Jeans und ein Leinenhemd, das unter den Armen schon naß war. Seine Socken waren zu dick für die eleganten Schuhe, aber er spürte den Druck um die Zehen nicht. Er schaute auf die Uhr und hoffte, die Sache so bald hinter sich bringen zu können, daß er wenigstens noch zwei Stunden Schlaf erwischte, ehe der Montag so richtig in Gang kam.
    Was er auch nicht wußte, war, daß die Polizei bereits die nötigen Befugnisse eingeholt hatte. Und daß im Moment seine Wohnung auf den Kopf gestellt wurde.

50
    Für kurze Momente verspürte sie eine Art Bewußtsein. Sie sah sich selbst von außen, in Vogelperspektive, als sitze sie hoch oben an der gegenüberliegenden Wand und beobachte sich, allerdings ohne tieferes Interesse. Der Boden war grün. Sie versuchte das Gras zu umfassen, kratzte sich aber nur die Finger blutig. Etwas sagte ihr, daß dieses Grüne Beton sei, aber sie konnte ihr Bewußtsein nicht lange genug festhalten, um zu begreifen, wo sie war. Ihr Gehirn schwappte in ihrem Schädel von einer Seite auf die andere. Zuerst fand sie das recht angenehm, dann bekam sie Angst, ihre Gehirnmasse könnte auslaufen. Sie steckte sich die Finger in die Ohren, zog sie aber sehr schnell wieder heraus. Sie schrien. Ihre Finger hatten geschrien. Sie versuchte, sich auf ihre Fingerspitzen zu konzentrieren, hielt sie sich zum Trost an die Lippen.
    »Ecstasy«, sagte ein Wärter zu einem anderen. »Scheißspiel. Ich kapier einfach nicht, daß die sich das trauen.«
    Es war Montag, der 20. Dezember, früh am Morgen, und die Polizei hatte in Sinsen eine großangelegte Razzia durchgeführt. Als Vilde Veierland Ziegler vom Fahrersitz ihres Autos gekippt war, hatten die Beamten sich gefragt, wie es ihr überhaupt gelungen war, den Wagen auf der Straße zu halten.
    Der Arrest war überfüllt. Ein schweißtriefender Beamter saß in einem spartanisch eingerichteten Zimmer und gab sich alle Mühe, die feste Kundschaft möglichst rasch abzufertigen. Manche standen mit gesenktem Kopf vor ihm, die Mütze in der Hand, andere machten einen Höllenlärm und verlangten einen Anwalt.
    »Der Arzt kommt bald«, rief der Beamte Vilde zu, dann drehte er sich zu seinem Kollegen um. »Bringt fast nichts, hier eine Blutprobe zu machen. Können sie nur auf Video aufnehmen.«
    Vilde fuhr Auto. Sie brummte und umklammerte ein imaginäres Lenkrad. Claudios Gesicht vor ihr wurde immer größer. Sie schaltete die Scheibenwischer ein und versuchte an Sindre zu denken. Der entglitt ihr. Claudio wurde größer. Aus seinen Augen lief schwarzer Schlamm, dann schmolzen sie und wälzten sich wie heißer Asphalt über seine Wangen.
    Vilde schrie.
    Ihr Schrei übertönte alles im Arrest, und mehrere Häftlinge stimmten ein. Eine Kakophonie aus Geheul, Gebrüll und schrillem Geschrei hallte von den Betonwänden wider, daß die

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