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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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Diskussionsteilnehmerin kennen?
    PROTOKOLLANTIN:
    Ich kann Ihnen versichern, Frau Helmersen, daß die Polizei Persönlichkeiten des kulturellen Lebens nicht zur Plauderei bittet. Ich möchte Ihnen einige Briefe zeigen. Die Frage ist, ob Sie die geschrieben haben. Warten Sie … (längere Pause) Das Protokoll führt die beschlagnahmten Dokumente 17/10/3, 17/10/4 und 17/10/5 auf. Wissen Sie etwas darüber? Über diesen Brief zum Beispiel: »Des Koches Brot, des andern Tod?«
    ZEUGIN:
    Nein, wie spannend! Glauben Sie, daß jemand mein Alias gestohlen hat?
    PROTOKOLLANTIN:
    Ich glaube gar nichts. Ich möchte nur wissen, ob dieser Brief von Ihnen stammt.
    ZEUGIN:
    Ziemlich elegant. Die Formulierung, meine ich. Finden Sie nicht? Aber wissen Sie was, ich schreibe in Zeitungen. Das da stammt nicht von mir. Aber mein Pseudonym ist ja berühmt. Jemand kann es gestohlen haben. Glauben Sie, ich sollte das anzeigen? (lacht) Diebstahl geistigen Eigentums, was halten Sie davon, Frau Polizei?
    PROTOKOLLANTIN:
    (hörbares Seufzen, Pause) Ich sage, daß Sie antworten sollen … (scharfes Geräusch, Schläge auf die Tischplatte?) … auf meine Fragen, Frau Helmersen. Haben Sie Brede Ziegler gekannt?
    ZEUGIN:
    Eine äußerst unangenehme Person. Aber was heißt schon gekannt … öffentliche Persönlichkeiten wissen ja eigentlich immer voneinander, das müssen Sie verstehen.
    PROTOKOLLANTIN:
    Jetzt stelle ich Ihnen eine präzise Frage, und ich verlange eine präzise Antwort. Sind Sie Brede Ziegler je persönlich begegnet?
    ZEUGIN:
    Sein Restaurant würde ich nicht einmal im Traum betreten, das können Sie mir wirklich glauben. Diese sogenannte moderne Küche, die nicht den geringsten Respekt hat vor …
    PROTOKOLLANTIN (unterbricht):
    Ich warne Sie, Frau Helmersen. Wenn Sie jetzt nicht endlich antworten, werde ich diese Vernehmung abbrechen und mir die Befugnis zu einem offiziellen Verhör holen.
    ZEUGIN:
    Und komme ich dann vor Gericht? Das wäre mir sehr recht. Wie wird so ein Richter heutzutage eigentlich angesprochen? In meiner Jugend, wo ich übrigens mehrere Male als Schöffin fungiert habe, hieß es »Euer Hochwohlgeboren »…
    PROTOKOLLANTIN (unterbricht):
    (laut) Frau Helmersen! Sind Sie Brede Ziegler begegnet oder nicht?
    ZEUGIN:
    Aber liebe kleine Frau! Nun regen Sie sich doch nicht so auf. Es geht viel besser, wenn Sie mir einfach zuhören. Ich habe doch schon gesagt, daß ich ihm nicht begegnet bin.
    PROTOKOLLANTIN:
    Sie sind Brede Ziegler also nie begegnet?
    ZEUGIN:
    Nein. Aber vor vielen Jahren hatte ich das Vergnügen, ein Wochenende mit …
    PROTOKOLLANTIN (unterbricht):
    Das haben wir notiert, Frau Helmersen. Und dann möchte ich wissen, wo Sie am Sonntag, dem 5. Dezember, abends waren.
    ZEUGIN:
    Am fünften Dezember? (Pause) Das ist doch der Abend, an dem Herr Ziegler ermordet worden ist. Junge Dame, stehe ich unter irgendeinem Verdacht? Oder wollen Sie mich nur aus dem Fall herauschecken? Sie hören, ich kenne meinen Polizeijargon.
    PROTOKOLLANTIN:
    (Getrommel, Finger auf dem Tisch? Pause) Wo waren Sie an dem Sonntag abend? Antworten Sie schon!
    ZEUGIN:
    Ja, um Himmels willen. Ich gebe mir nun wirklich alle Mühe, Frau Polizei … (Pause, Hüsteln) Vor zwei Wochen … ich muß nachdenken … (Pause) ja, das kann ich Ihnen sagen, junge Dame. Ich habe etwas sehr Ungewöhnliches gemacht. Einen langen Abendspaziergang nämlich. Ich habe an einem Artikel über Muslime gearbeitet. Sie stimmen mir doch sicher zu, daß der Einzug der Muslime in dieses Land eine Gefahr für unsere Kultur und unsere bodenständigen christlichen Werte bedeutet … Könnte ich wohl einen Schluck Wasser haben? Jetzt rede ich ja schon so lange. Ja, danke, danke. (Pause, deutliche Trinkgeräusche) Und deshalb wollte ich mir dieses Ungetüm einmal genauer ansehen. Dieses Gebäude, über das damals soviel geschrieben worden ist. Also bin ich einfach losgegangen, zu Fuß, Bewegung ist gesund, wissen Sie, die ganze Strecke von zu Hause bis zum Åkebergvei. Zurück bin ich dann allerdings mit dem Bus gefahren. Das Wetter war an dem Abend so unangenehm. Ein kalter Wind zwang mich, einen kleinen Cognac zu mir zu nehmen, als ich …
    PROTOKOLLANTIN (unterbricht):
    Welches Ungetüm?
    ZEUGIN:
    Die Moschee, diese entsetzliche Moschee, wissen Sie.
    PROTOKOLLANTIN:
    Die Moschee im Åkebergvei. Aha. Und um welche Uhrzeit war das?
    ZEUGIN:
    Nein, das kann ich Ihnen wirklich nicht genau sagen. Aber es war spät. Ziemlich spät, nehme ich an. Sie müssen

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