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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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und Weise vorgestellt, die ihr im Hals steckenblieb.
    »Scheiße«, sagte sie leise und setzte sich in Bewegung. »Verdammte rabenschwarze Scheiße.«
    »I hate these boots of yours«, sagte Nefis und starrte die geliehenen Bergstiefel an, ehe sie hinter Hanne herlief. »And I don’t exactly like your friends, either.«
    Wenn bloß Harrymarry noch eine Weile ausblieb!

49
    Das Mietshaus in der Bidenkapsgate wurde renoviert. Ein Gerüst streckte sich vom Boden bis über den Giebel. Die Eisenkonstruktion war mit einer grünen Plane verhüllt, die im Nachtwind leise raschelte. Sebastian Kvie schaute unter der Plane nach und stellte fest, daß das Gerüst fertig montiert war und daß bereits mehrere neue Fenster eingelassen worden waren. Überall lagen Reste von rosa Füllmasse herum, und die frisch angestrichenen kreideweißen Fensterrahmen leuchteten im Halbdunkel. Sebastian hatte Glück. Sofort schmiedete er einen neuen Plan. Statt an der Tür zu klingeln und Claudio mit seinem Wissen zu konfrontieren, würde er hinaufklettern und versuchen, durch das Fenster in die Wohnung einzusteigen. Er wußte noch nicht so recht, wie es dann weitergehen sollte. Schließlich hatte er sechs Halbe intus, außerdem zwei Gammel Dansk, die ein Kumpel auf seinen Geburtstag ausgegeben hatte. Überhaupt war diese Unternehmung – mit dem Chef abzurechnen – einem Impuls entsprungen. Aber Sebastian war ganz begeistert von diesem Impuls. Es war an der Zeit, daß jemand den Versuch unternahm, Claudio ein Geständnis seiner Untaten zu entlocken. Die Polizei hatte doch keine Ahnung. Das war in der Zeitung zu lesen. Aber die Zeitungen würden bald etwas ganz anderes schreiben können.
    »Unnntttn«, rülpste Sebastian zufrieden.
    Die Plane versperrte ihm den Ausblick auf sein Ziel. Aber wenn er erst einmal losgeklettert war, würde es bald einfacher sein. Jedenfalls wußte er, in welcher Wohnung Claudio wohnte. Er war einmal mit Brede bei ihm gewesen, um etwas abzuholen. Da Claudio im vierten Stock hauste und es keinen Fahrstuhl gab, hatte Sebastian sich angeboten, nach oben zu laufen, während Brede im Auto wartete.
    Obwohl die Bauarbeiter die Leiter von der Straße auf den ersten Absatz des Gerüsts gezogen hatten, konnte er sich ohne Probleme hochziehen. Er ging dreimal die Woche ins piekfeine Fitneßstudio S.A.T.S.; er wollte nicht schon mit dreißig einen Kochbauch vor sich hertragen müssen. Die Metallverstrebungen knackten unter seinem Gewicht, und er versuchte möglichst still zu stehen. Nur das ewige Rascheln der Plane vermischte sich mit den Geräuschen der wenigen Autos, die über den Ullevålsvei fuhren, hundert Meter weiter im Nordosten. Die Fenster der Wohnung, vor der er jetzt stand, waren mit dicker Plastikplane abgedeckt. Sebastian kletterte weiter.
    Oben im vierten Stock blieb er stehen und rang um Atem. Der Puls dröhnte gegen sein Trommelfell, und als er entdeckte, daß die Plane nur mit kleinen Nylonkrampen an den Metallstangen befestigt war und sich jederzeit losreißen konnte, bekam er es mit der Angst zu tun. Aus irgendeinem Grund hatte er dieses grüne Teil bisher als solide Wand aufgefaßt. Sebastian schwankte.
    Das Fenster ganz hinten war erleuchtet.
    Sebastian packte die Stange und wollte sich hinüberschleichen. Metall kreischte gegen Metall, als er sich in Bewegung setzte. Die Fenster hier oben waren noch nicht ausgewechselt worden. Er preßte die Nase gegen das erste. In dem dunklen Raum waren die Umrisse einer Bank zu erkennen und, bei genauerem Hinsehen, ein Kühlschrank. Nach seiner Berechnung mußte das Claudios Wohnung sein. Er drückte mit der Faust gegen den Fensterrahmen. Der gab nicht nach.
    »Was zum Teufel hatte ich denn erwartet«, murmelte er und wollte schon wieder nach unten kraxeln. Der Wind war stärker geworden, er fror.
    Das nächste Fenster war größer. Er stieg über eine in Kniehöhe angebrachte Querstange hinweg und fingerte in seiner Tasche nach dem Schweizer Messer. Eigentlich war er sich sicher, daß er es eingesteckt hatte. Er ging nie ohne dieses Messer aus dem Haus, es hatte seinem Großvater gehört und wurde fast jeden Tag benutzt.
    Er konnte in dem Zimmer hinter dem Fenster noch einen Schatten erkennen, dann stürzte er ab. Das Fenster wurde vielleicht nicht allzu heftig aufgestoßen, aber es kam so unerwartet. Es traf Sebastian an der linken Schulter. Sein Oberkörper kippte über das Gestänge gegen die Plane und zog die Beine hinter sich her. Er knallte gegen die Verstrebungen

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