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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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seinen Schnurrbart ein und zwang ihn, sich den Mund zu lecken, ob er wollte oder nicht. »Können die sich nichts Norwegisches ausdenken? Wie Sult, also Hunger, zum Beispiel? Das ist doch ein guter Name.«
    »Dort hätten wir keinen Tisch gekriegt. Die versuchen mit ihrer Warteliste hip zu sein. Urban und jung und demokratisch und all der Müll. Tatsache ist, sie verdienen sich eine goldene Nase daran, daß die Gäste sich kaum die Fresse abgewischt haben, wenn die nächsten ihnen auch schon auf die Schulter tippen. Hier dagegen …«
    Severin Heger lächelte der Wirtin, einer adretten Frau aus Bergen, die zwischen den Tischen hin und her lief, freundlich zu.
    »Carpaccio und Spaghetti con Cozze für beide«, bestellte er und gab die Speisekarte zurück.
    »Ich will verdammt noch mal keine Kotze essen«, sagte Billy T.
    »Kriegst du aber. Und einen weißen Italiener.«
    Die Wirtin empfahl einen Wein, und Severin stimmt ohne lange Diskussion zu. Billy T. gähnte. Er versuchte, die Besprechung zu vergessen. Aber das schaffte er nicht. Er war den ganzen Tag wie benommen gewesen. Hätte Hanne anders reagiert, dann hätte er gekündigt. Sofort. Da sollten die Kinder lieber verhungern. Was Tone-Marit gesagt hätte, konnte er sich nicht einmal vorstellen. Er hatte seit Wochen kaum ein Wort mit ihr gewechselt. Er kam spät nach Hause, grunzte sie und das Kind an und war in aller Herrgottsfrühe schon wieder verschwunden.
    »Ich kann mir das nicht leisten«, klagte er, als die Wirtin gegangen war.
    »My treat«, sagte Severin und prostete ihm zu. »Scheißtag? Möchtest du darüber reden?«
    »White Christmas«, erwiderte Billy T. und nickte träge zu den großen Fenstern hinüber, hinter denen die Schneeflocken vorübertrieben.
    Wenn diese Kälte sich hielt, würde die Innenstadt innerhalb weniger Stunden eingeschneit sein. Billy T. gähnte und bereute, daß er für die Jungen Werkzeugkästen gekauft hatte. Sie würden enttäuscht sein. Und für Jenny brauchte er auch noch ein Geschenk. Dieser blöde Kindersitz war einfach nicht genug.
    »Du irrst dich«, sagte Severin Heger unvermittelt, als habe er an einem maikalten Fjord gestanden und endlich beschlossen, sich hineinfallen zu lassen. »Vilde kann nicht Bredes Tochter sein.«
    Billy T. leerte sein Glas. Er stellte es hin und schüttelte langsam den Kopf. »Und das hast du überprüft«, sagte er kurz.
    »Ja.«
    »Wie denn?«
    Severin nahm sich einen Parmesanspan und legte ihn sich auf die Zunge.
    »Vildes Vater heißt Victor Veierland. Ingenieur. Er ist immer noch mit Vildes Mutter verheiratet. Und die heißt Vivian Veierland.«
    »Haben diese Leute einen V-Komplex, oder was? Na und? Eine Ehe hindert die Leute doch nicht am Kinderkriegen. Mit anderen, meine ich.«
    Der Kellner schenkte Wein ein und räumte die Biergläser ab.
    »Aber hör doch zu«, sagte Severin. »Vilde ist sechsundsiebzig geboren. In Osaka in Japan. Der Vater hat von vierundsiebzig bis siebenundsiebzig dort gearbeitet. Während dieser Jahre waren sie kein einziges Mal in Norwegen. Sie wollten sparen, hat er erklärt. Sie sind überhaupt nur nach Japan gegangen, um das Geld für ein Haus in Norwegen zu verdienen. Der Mann war übrigens ziemlich genervt von meinen Fragen. Sie waren in der Zeit nie in Norwegen, Billy T. Du verstehst, was das bedeutet. Sicherheitshalber und dir zuliebe habe ich auch noch überprüft, ob irgend etwas darauf hindeutet, daß Ziegler damals in Japan gewesen sein könnte. Aber nix. Der war in seinem ganzen Leben nicht in Asien.«
    Die Spaghetti wurden serviert.
    »Okay, okay.« Billy T. hob die Handflächen und verdrehte die Augen. »Du brauchst das nicht so breitzutreten. Meine Theorie ist zusammengebrochen wie …«
    Er bohrte die Gabel ins Essen und wedelte genervt die Stoffserviette zu Boden.
    Severins Mobiltelefon ließ ein digitales Volkslied hören.
    »Hallo?«
    Billy T. war zum Umfallen müde. Seine Augen schlossen sich ganz einfach. Der Raum schien sich um ihn zu drehen. Der Schnee vor dem Fenster verfärbte sich, jetzt waren die wirbelnden Flocken im grellen Laternenlicht violett. Er schnappte nach Luft. Geld, dachte er träge. Warum läuft ein Kerl mitten in der Nacht mit sechzehntausend Kronen in der Tasche durch Oslo? Warum war er überhaupt in der Stadt unterwegs? Er hatte Schmerzen, es war Sonntag abend. Brede Ziegler hätte ins Krankenhaus gehört. Oder nach Hause. Hanne hatte recht. Ziegler mußte jemanden getroffen haben. Auf eine Verabredung hin. Billy T.

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