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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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nicht mehr anders ging. Daniel brauchte eine Niere. Meine kam nicht in Frage.«
    Die Eier zischten in der Pfanne. Sie zog Zigaretten aus ihrer Brusttasche und steckte sich eine an, ohne ihre Gäste um Erlaubnis zu fragen. Hanne holte ihren Tabak hervor und tat es ihr nach.
    »Eigentlich«, sagte Thale und dachte nach, »eigentlich war das das einzige Mal, daß ich ihm echte Gefühle entgegengebracht habe. Ich habe ihn gehaßt. Zwei Wochen lang. Wir haben uns über das Krankenhaus und seinen Hausarzt erkundigt, ob er sich im Hinblick auf eine mögliche Organspende untersuchen lassen würde. Er hat abgelehnt. Sofort. Hat sich nicht einmal bei uns gemeldet. Aber …«
    Sie verteilte die Eier auf drei Brote. Der Kakao war kurz vor dem Überkochen.
    »… aber am Ende ist doch alles gutgegangen«, sagte sie und rettete die braune Milchmischung. »Iduns Niere hat gepaßt. Daniel bekam Taffas Niere, und heute ist er gesund. Daniel weiß das alles. Als er achtzehn wurde, habe ich ihm erzählt, wer sein Vater war. Und wie er sich verhalten hat. Daß er kein Sammlerstück war. Bitte sehr.«
    Sie setzten sich an den Tisch. Thale goß Ketchup über ihr Spiegelei, und Silje mußte schlucken, um sich nicht zu erbrechen. Sie murmelte eine Entschuldigung und schob den Teller zurück.
    »Um ehrlich zu sein, es ist mir schnurz, ob Sie Freddys Mörder erwischen«, erklärte Thale Åsmundsen. »Aber Daniel soll Geld bekommen. Die Erbschaft. Drauf kann er Anspruch erheben, finden Sie nicht?« Wieder sah sie Hanne an.
    Silje begriff gar nichts mehr. Sie räusperte sich und legte die Serviette über ihren Teller. Ihr fiel auf, daß Hanne Thale nicht aus den Augen ließ. Die Stille war ihr unangenehm, und sie schlug wie in einem Reflex mit dem Messer gegen die Tischkante. Thale nahm sich noch eine Zigarette, machte einen Lungenzug und ließ einen Rauchring zur Decke hochsteigen.
    »Finden Sie mich gefühllos?«
    »Sie begreifen, daß ich das fragen muß«, sagte Hanne Wilhelmsen: »Wo waren Sie am Sonntag, dem fünften Dezember dieses Jahres, abends?«
    Thale lächelte vage, als sei diese Frage bedeutungslos.
    »Ich war Gast auf einem fünfzigsten Geburtstag«, antwortete sie ruhig. »Sonntags haben wir spielfrei, und meine Kollegin Lotte Schweigler hat bei sich zu Hause mit über zwanzig Gästen gefeiert. Das Fest fing um sieben an, und ich bin erst gegen fünf Uhr morgens nach Hause gekommen. Sie wohnt in Tanum bei Bærum. Das ist ein ziemlich weiter Weg. Von dort bis zur Wache, meine ich.«
    Silje, die einen Notizblock hervorgezogen hatte, versuchte, diskret zu sein. Das war allerdings schwierig, in der Stille war das Kratzen des angetrockneten Filzstiftes auf dem Papier nicht zu überhören. Hanne schaute verstohlen auf die Uhr. Fast halb elf. Sie erhob sich, wie um klarzustellen, daß jetzt ihre letzte Frage kam.
    »Das mit der Erbschaft verstehe ich nicht ganz«, sagte sie. »Geld hat Sie doch bisher offenbar nicht interessiert. Brede Ziegler hat wohl kaum Alimente gezahlt, denn Sie haben ihn als Vater nicht genannt. Warum ist Ihnen das jetzt so wichtig? So wichtig, daß Sie zu uns kommen wollten, um uns von diesem … diesem Geheimnis zu erzählen?«
    »Es quält Daniel, daß er kein Geld hat. Ich sehe es ihm an. Idun hat mir erzählt, daß er vor kurzem verhaftet worden ist.«
    In ihrem Ton lag keine Anklage, sie stellte einfach eine Tatsache fest; es schien ihr nichts auszumachen, daß ihr Sohn ohne Grund viele Stunden in einer Kahlzelle verbracht hatte.
    »Daniel hätte nie versucht, Bücher von seinem Großvater zu verkaufen, wenn er nicht wirklich Geld brauchte. Außerdem …« Sie ging auf die Wohnungstür zu und schien den Besuch für beendet zu halten. »… ist es wohl an der Zeit, daß Freddy seine Schulden bezahlt. Finden Sie nicht?«
    Diesmal starrte sie Silje Sørensen an. Die junge Polizistin murmelte etwas Unverständliches und stopfte den Notizblock in ihre Tasche. Um ein Haar hätte sie dabei eine kleine Bronzefigur umgestoßen, die einen Säugling im Embryostellung darstellte, die Figur stand auf einer abgebeizten Kommode im Flur.
    »Schön«, sagte Hanne und fuhr vorsichtig über den runden Kinderpo. »Reizende Plastik.«
    Thale Åsmundsen bedachte sie mit einem seltenen warmen Lächeln.
    »Ja, nicht wahr? Ich habe sie von Idun bekommen, als ich Daniel erwartete.«
    Hanne fiel ein Bild auf, das neben dem Spiegel über der Kommode hing. Ein älterer Mann saß in einem Sessel, umkränzt von zwei Frauen und einem

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