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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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zum Klatschen.«
    »Ihr müßt jetzt ohne mich weiterklatschen«, sagte Severin und packte Karianne an der Hand. »Soll ich die Prinzessin nach Hause geleiten, oder schafft sie das allein?«
    Karianne lachte und ließ sich von ihm die Handfläche küssen.
    »Ich glaube, ich bleibe noch ein bißchen«, sagte sie. »Aber tausend Dank für das Angebot.«
    Nachdem sie die Hand zurückgezogen hatte, schnupperte sie daran. Ihr Handrücken duftete leicht nach Sergio Tacchini . Jetzt war sie die einzige in diesem trüben Lokal, die für ein Fest angezogen war, und sie fühlte sich angenehm wohlig. Sie wollte noch nicht nach Hause. Noch konnte allerlei passieren. Außerdem wollte Karianne Holbeck an jeglichem Klatsch beteiligt sein, und das bis in den Frühling hinein.

Vernehmung von Sindre Sand
    Vernehmung durchgeführt von Klaus Veierød. Abgeschrieben von Sekretärin Pernille Jacobsen. Von dieser Vernehmung existiert ein Band. Die Vernehmung wurde am Samstag, dem 11. Dezember 1999, um 10 Uhr in der Osloer Hauptwache aufgezeichnet.
Zeuge:
Sand, Sindre,
Personenkennummer 121072 88992
Wohnhaft: Fredenborgveien 2, 0177 Oslo
Beruf: Koch im Restaurant Stadtholdergaarden
Oslo, Telefon 22 33 44 55
Der Zeuge ist aussagebereit.
    PROTOKOLLANT:
    Ja, jetzt läuft das Tonbandgerät, wir können also anfangen. Haben Sie schon einmal bei der Polizei … äh … wissen Sie, wie das hier vor sich geht?
    ZEUGE:
    Nein, ich hatte noch nie mit der Polizei zu tun. Abgesehen davon, daß ich zweimal einen Fahrraddiebstahl gemeldet habe, meine ich (undeutlich) … jede Frage, die Sie wollen. Aber ich bin ziemlich müde. Mußte gestern sehr lange arbeiten und bin dann noch ein bißchen im Lokal geblieben.
    PROTOKOLLANT:
    Wie Sie wissen, geht es um den Mord an Brede Ziegler. Wir versuchen mit allen zu sprechen, die ihn gekannt haben oder …
    ZEUGE (unterbricht):
    Ja, das ist mir klar.
    PROTOKOLLANT:
    Schön. Sie … (Telefon klingelt) Ich muß nur schnell … Die Vernehmung beginnt um 10 Uhr 15. Der Zeuge hat Kaffee bekommen. Entschuldigen Sie das mit dem Telefon; ich habe jetzt Bescheid gesagt, daß wir nicht gestört werden dürfen. Wo waren wir? … Sie haben Brede Ziegler gekannt, war das nicht so? ZEUGE:
    Ja.
    PROTOKOLLANT:
    Wie lange?
    ZEUGE:
    Sehr lange. Ich bin mit siebzehn zu Brede in die Lehre gekommen.
    PROTOKOLLANT:
    Und jetzt sind Sie … 1972 geboren, ja. Das macht dann …
    ZEUGE:
    Im Oktober werde ich siebenundzwanzig.
    PROTOKOLLANT:
    Wie gut haben Sie Brede Ziegler gekannt?
    ZEUGE (lacht kurz)
    Kommt darauf an, was Sie unter »gut« verstehen.
    PROTOKOLLANT:
    Tja … haben Sie ihn als Chef gekannt, oder hatten Sie auch sonst Kontakt? Er war ja um einiges älter als Sie.
    ZEUGE:
    Ich glaube, das war Brede nicht so wichtig. Ansonsten können wir auch gleich Klartext reden. Brede war ein Arsch. Ich nehme an, daß es das ist, was Sie wissen wollen. Wie ich den Typen gesehen habe, meine ich. Er war ein altmodischer Arsch. Von der schlimmsten Sorte.
    PROTOKOLLANT:
    Arsch. Also ich muß schon … rauchen Sie nur. Sie können Ihre Tasse als Aschenbecher benutzen. Wie … was verstehen Sie eigentlich unter Arsch?
    ZEUGE:
    So viele Möglichkeiten, sich wie ein Arsch zu verhalten, gibt es ja wohl nicht. Ich meine alles, rundum. Brede Ziegler hat Menschen benutzt, ist auf ihnen herumgetrampelt, hat sie beschwindelt, hat sie an der Nase herumgeführt. Hat sich nur für sich interessiert. Wenn Brede seinen Willen durchsetzen konnte, war alles wunderbar. (Pause, Räuspern, undeutliche Rede) … gierig. Er war ungeheuer gierig.
    PROTOKOLLANT:
    Na gut. (Pause). Und was sagen Sie zu seinem Tod?
    ZEUGE:
    Suits me fine. Ich will ganz ehrlich sein. Als ich hörte, daß irgendwer Brede abgemurkst hat, habe ich zuerst gar nichts empfunden. Ich war nicht einmal geschockt. Aber dann habe ich … (lange Pause, Scharren) mich nicht gerade gefreut … ich war eher zufrieden irgendwie. Wenn ich den Mörder gekannt hätte, ich hätte ihm Blumen geschickt.
    PROTOKOLLANT:
    Ihm. Sind Sie sicher, daß es ein Mann ist?
    ZEUGE:
    Whatever. Keine Ahnung.
    PROTOKOLLANT:
    Ich finde, wir sollten ganz von vorn anfangen. Wie haben Sie Brede Ziegler kennengelernt?
    ZEUGE:
    Das habe ich doch schon erzählt. Er war Küchenchef im Continental. Zuerst war ich als Praktikant dort, dann bekam ich eine Lehrstelle. Damals wollten alle für Brede arbeiten. Er war einfach angesagt. Im ersten Jahr lag ziemlich viel Drecksarbeit an. Schnippeln. Saubermachen. Das Übliche. Aber dann

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