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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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… war sicher ein krankhaft eifersüchtiger Mensch.
    PROTOKOLLANTIN:
    Was hat er denn selbst über die Briefe gesagt?
    ZEUGIN:
    Selbst gesagt … (räuspert sich) Ich kann mich nicht erinnern, daß wir je darüber gesprochen hätten. Nein. Ich glaube, nicht.
    PROTOKOLLANTIN:
    Warum nicht?
    ZEUGIN:
    Das war doch wirklich kein Thema für ein Sonntagsessen, finden Sie nicht?
    PROTOKOLLANTIN:
    Wann haben Sie Ihren Sohn eigentlich das letzte Mal gesehen, Frau Johansen?
    ZEUGIN:
    Das letzte Mal … das weiß ich nun wirklich nicht. Aber lange kann es nicht her sein.
    PROTOKOLLANTIN:
    War er am vergangenen Sonntag bei Ihnen? Vor einer Woche, an dem Tag, an dem er …
    ZEUGIN:
    (lange Pause, Weinen, wieder Geräusche, die auf Asthma schließen lassen.) Nein. Das war er nicht. Er … (lange unklare Passage, Husten und Weinen.)
    PROTOKOLLANTIN:
    Können Sie nicht doch sagen, wann Sie ihn zuletzt gesehen haben? Und worüber Sie da gesprochen haben? (Zeugin weint weiterhin heftig.) Wir sind bald fertig, Frau Johansen. Und natürlich können wir eine Pause machen. (Rascheln) … Ich möchte Sie bitten, sich mit mir zusammen dieses Inventarverzeichnis anzusehen. Hier steht, was Ihr Sohn bei sich hatte, als er … können Sie sich das ansehen und sagen, ob Ihnen etwas auffällt? Oder ob vielleicht etwas fehlt?
    ZEUGIN:
    (Mit tränenerstickter Stimme) Doch, ich werde mir alle Mühe geben. Könnte ich vielleicht einen Schluck Wasser haben? (Rascheln, undefinierbare Geräusche.)
    PROTOKOLLANTIN:
    Ich glaube, wir schalten das Tonbandgerät eine Weile aus. Wir machen weiter, wenn Sie sich die Liste angesehen haben. Vernehmung unterbrochen um … 14 Uhr 48.
    PROTOKOLLANTIN:
    Um 15 Uhr 12 wird die Vernehmung fortgesetzt. Die Zeugin hat eine Pause gemacht und ist auf die Toilette gegangen. Sie hat sich die Inventarliste angesehen. Frau Johansen, ist Ihnen an den Kleidern oder Gegenständen, die wir bei Brede gefunden haben, etwas aufgefallen?
    ZEUGIN:
    Nein, das sieht alles ganz normal aus. Kamelhaarmantel, der hat ihm immer gut gestanden (murmelt) … Schlipsnadel, Uhr … Doch, mir fällt etwas auf. Er hat immer Handschuhe getragen. Das war ihm ganz wichtig, selbst im Frühling hatte er Handschuhe an. Mochte sich nicht schmutzig machen, mein Brede. Ein Schal ist hier erwähnt, aber keine Handschuhe.
    PROTOKOLLANTIN:
    Danke, Frau Johansen. Sie haben uns sehr geholfen. Die Vernehmung wird um 15 Uhr 16 beendet.

21
    Daniel blieb zu Hause. Es war Sonntag abend, und eigentlich hätte er büffeln müssen. Er war weit zurück, und im Januar kam eine Zwischenprüfung. Die Bücher steckten in einem ungeöffneten Karton hinter der Tür. Daniel lag im Bett auf dem Rücken und versuchte, den Schimmelgeruch zu ignorieren. Es kam ihm so vor, als seien Moder und stickige Luft seit seinem Einzug immer schlimmer geworden, jetzt drängten sie sich ihm wie Verwesungsgestank auf. Die ganze Woche hatte er mit nichts zugebracht. Abgesehen von dem Umzug. Da er außer einer Stereoanlage und einigen Kartons mit Büchern und CDs kaum etwas besaß, war dieser an einem Samstagvormittag über die Bühne gegangen. Eigentlich hätte er Dienstag und Donnerstag arbeiten müssen, aber er hatte sich krank gemeldet. Da er bei beiden Jobs nicht fest angestellt war, verlor er damit Geld. Und er brauchte Geld.
    Seit dem Mord an Brede Ziegler war eine Woche vergangen. Daniel brach in Tränen aus. Erst kamen sie leise. Dann schnürte sein Hals sich zusammen. Er schluchzte und schlug die Hände vors Gesicht.
    Nicht einmal Thale hatte besonders viel gesagt.
    Daß Thale nichts begriff, war in Ordnung. So war sie eben. Daniel setzte sich auf, um wieder zu Atem zu kommen. Der Rotz floß, und er wischte sich die Nase mit dem Handrücken ab und keuchte auf. Danach schob er seine Hand unter das T-Shirt und ließ den Zeigefinger über die trockene Haut gleiten. Er hätte sich einreiben müssen. Er bekam Ausschlag, wenn er die verdammte Salbe vergaß.
    Taffa verstand ihn sonst immer. Taffa las in ihm, wie das sonst Mütter taten. Er war zu ihr gegangen und hatte ihren Blick eingefangen, wie immer, wenn sie etwas sehen sollte.
    Vielleicht hatte sie nicht gewollt.
    Vielleicht hatte auch sie nichts begriffen.
    Daniel warf sich im Bett herum, legte die Arme über den Kopf und durchweinte eine weitere Nacht.

22
    Es war Montag, der 13. Dezember, als Hanne Wilhelmsen zum einundzwanzigsten Mal das Band zurückspulte.
    Polizei, Hauptwache Oslo.
    He, höhmmm …
    Ein kräftiger und

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