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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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wert, die Schulden des Vaters hatten sich auf fast sechseinhalb belaufen. Thale hatte es nicht über sich gebracht, sich genauer zu informieren, wie es so weit hatte kommen können. Idun war diejenige, die alles ans Licht gebracht hatte. Der Vater war ein notorischer Spieler gewesen. Die Möglichkeit, im Internet zu spielen, hatte ihn endgültig in den Ruin getrieben.
    Sie versuchte die Temperatur zu regulieren. Vermutlich stimmte mit den Dichtungen etwas nicht, die Leitungen brummten, und der Hahn tropfte, so fest sie ihn auch zudrehte. Als sie gegen die Wand schlug, wäre sie fast gestürzt.
    Daniel hatte sein Erbe verloren, und sie konnte das einfach nicht akzeptieren.
    Das Erbe.
    Sie war dabei, aus der Wanne zu steigen, und hielt mitten in der Bewegung inne. Daß sie nicht schon früher auf die Idee gekommen war, lag sicher daran, daß sie immer alles zu verdrängen suchte. Sie wollte vorwärts schauen, nicht zurück.
    Es war ein ganz neuer Gedanke. Langsam strich sie sich über die nassen Haare.

34
    Der Versuch, sie wegzuekeln, war genau geplant, sorgfältig ausgeführt und offenbar allgemein akzeptiert. Jedenfalls schien niemand zu bemerken, daß sie hereinkam, als die Besprechung schon begonnen hatte, und daß sie sich ans Ende des riesigen Konferenztisches setzte, mit drei leeren Stühlen zwischen sich und ihrem Nachbarn. Hanne Wilhelmsen unterdrückte einen resignierten Seufzer. Zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, daß sie eine solche Behandlung nicht verdient hatte, egal, wie groß ihr Vergehen war.
    Sie ärgerte sich darüber, daß sie zur großen Lagebesprechung im Fall Ziegler zu spät gekommen war, aber mit Harrymarry in der Wohnung war es, wie plötzlich ein Baby im Haus zu haben. Die Frau hatte morgens um halb acht eine Überdosis Eintopf nach Trondheimer Art aus der Dose zu sich genommen. Hanne hatte nur Konserven im Haus gehabt und war davon geweckt worden, daß Harrymarry zum Kotzen über der Toilette hing.
    »Meine Fresse, da’ wa kös’lich«, hatte Harrymarry gesagt und sich mit dem Ärmel eines von Cecilies Schlafanzügen Kotzreste aus dem Gesicht gewischt.
    Hanne hatte eine halbe Stunde zum Erklären der Grundregeln gebraucht: keine Drogen, kein Diebstahl, kein Herumwühlen in Schubläden und Schränken, abgesehen von denen in der Küche. Iß, was du findest und worauf du Lust hast, aber du solltest deinen Magen nicht überfordern. Als Hanne aus der Dusche kam, hatte Harrymarry breit und triumphierend gegrinst.
    »Toller P’lover, Mensch.«
    Der Pullover reichte ihr bis zu den Knien. Ihr Hals sah darin aus wie der eines Kükens, der aus einem riesigen Ei ragt. Hanne hatte den Pullover von Cecilie zum dreißigsten Geburtstag bekommen.
    Hanne versuchte sich auf Severin Hegers Erläuterungen zu konzentrieren. In der Mittagspause würde sie in aller Eile zu Hause nach dem Rechten sehen müssen.
    »Dafür kann es Erklärungen geben«, fuhr Severin fort; er stand neben dem Overheadprojektor und fuchtelte mit einem Filzstift herum. »Der Täter kann kleiner sein als Brede Ziegler, der eins zweiundachtzig groß war, oder …« Er zeichnete eine Treppe. Auf die zweitunterste Stufe stellte er ein Strichmännchen. »… Ziegler kann auf der Treppe gestanden haben, der Täter dagegen hier unten.«
    Ein weiteres Strichmännchen entstand, ausgerüstet mit einem Messer, das in Form und Größe eher an ein Schwert erinnerte.
    »Was die Spuren angeht, so leiden die Funde darunter, daß ausgerechnet in der Mordnacht das mildere Wetter eingesetzt hat. Diese Treppe dient zwar keinem besonderen Zweck …«
    »Ja, wozu soll die eigentlich gut sein?« fiel Silje Sørensen ihm ins Wort. »Ich muß zugeben, daß ich nicht mal gewußt habe, daß es sie gibt. Komisch eigentlich, daß wir hier eine Art Hintertreppe haben, die nie benutzt wird.«
    »… aber sie wird offenbar emsig frequentiert«, beendete Severin seinen Satz, ohne auf sie einzugehen.
    Silje preßte sich den Diamantring an den Mund und starrte zu Boden.
    »Hier steht eine Mauer«, sagte Severin und zeichnete die Treppe aus der Vogelperspektive. »Die kann natürlich Schutz bieten, wenn der Wind von hier weht …« Er zeichnete einen Pfeil, der vom Åkebergvei her auf die Treppe wies. »Was aber nur selten der Fall ist, an der Stelle jedenfalls wimmelte es nur so von Fußspuren in allen Größen und Formen. Zum Beispiel haben die beiden Anwärter, die nachsehen wollten, ob wirklich ein Toter auf der Treppe lag, dem Tatort ihren Stempel

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