Das letzte Mal (German Edition)
Kleid, schnappte sich die Klamotten und flüchtete ins Bad, wo sie als erstes beide Türen absperrte. Das fehlte noch!, Roman van Bergen würde von ihr garantiert kein Stückchen Haut mehr sehen und wenn, dann sollte er leiden. Verdammt guter Plan. Sie ließ zum xten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden kaltes Wasser über ihren Körper laufen. Neuer Rekord.
»Nettes Outfit«, kommentierte Roman wenig später Johannas Auftritt und reichte ihr erneut ganz Kavalier den Arm. Sie verkniff sich dazu jeglichen Kommentar. Für einen winterlichen Spaziergang war sie denkbar ungeeignet angezogen, für einen Ausflug auf Schlittschuhen ganz zu schweigen, und für die Jahreszeit zudem viel zu luftig, ergänzte sie, sobald sie auf die Terrasse traten. Sonne und Wolken wechselten sich ab und brachten den Schnee auf dem Anwesen der van Bergens zum Leuchten. In einer Jack Wolfskin-Jacke wäre ihr angenehmer gewesen. So zauberte die kalte Luft Gänsehaut auf ihre Haut.
»Das war aber dieses Mal nicht ich«, grinste Roman amüsiert und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Er kassierte dafür einen bösen Blick von Johanna, bei dem er ernster wurde. »Komm, wir sollten meine Mutter nicht noch länger warten lassen.«
Johanna hakte sich mit widersprüchlichen Gefühlen bei Roman ein und ließ es ebenfalls zu, dass er seinen Arm um ihre Taille legte. Einerseits wollte sie ihn am liebsten dahin schicken, wo der Pfeffer wuchs, alternativ auch Vietnam. Andererseits strahlte der Typ eine Wärme aus als wäre Hochsommer, während sie zitterte. Grrr. Wie unfair!
»Ich erinnere mich da an etwas, bei dem dir sehr heiß wird«, neckte Roman sie und zog Johanna noch etwas näher zu sich. Nein, darauf würde sie nicht eingehen, ermahnte sie sich. Er ärgerte sie ja nur, spielte mit ihr. Außerdem wollte sie nicht riskieren, das bisschen Wärme leichtsinnig zu verlieren.
Stumm schritten sie durch den verzauberten Garten, in dem märchenhaft verschlungen Figuren im Liebesspiel aus Marmor, Gold und Keramik standen. Eisblumen zierten die Anlage und schließlich gelangten sie an einen kleinen See, auf dessen Schnee bedeckter Oberfläche sich als bunter Farbklecks Romans Mutter bereits die Schlittschuhe anzog.
»Und das Theater veranstaltet ihr jedes Jahr?«, flüsterte Johanna erstaunt.
»Hm, und dann versammeln wir uns alle im Haus und trinken Glühwein.«
»Und dabei wird man-?«
»-beschwipst«, fiel ihr plötzlich Blondine Nummer Zwei ins Wort, die sich ungefragt an Romans andere Seite gesellt hatte. Sie legte sich selbstsicher seinen Arm um ihre Schultern und als Sandwich bewegte sich Roman nun noch langsamer auf seine Mutter zu. Kein Wunder, dass dem nicht kalt wurde!
»Roman! Angelique! Schaut mal! Wie wunderbar! Was für ein Spaß!« Madame van Bergen schwebte erstaunlich elegant über die Eisfläche und drehte Pirouetten. Und sie hatte Johanna absichtlich ignoriert.
Obwohl es noch nicht einmal Mittag war, klingelte Romans Handy in seiner Hosentasche.
»Sohn, wie kannst du nur- ?«
Madame van Bergen verstummte und schluckte ihren Unmut sofort herunter. Johanna kniff aufmerksam die Augen zusammen. Die Grande Dame beobachtete plötzlich sehr zufrieden lächelnd, wie Angeliques Hand fachmännisch in Romans Hose verschwand, mit dem Handy wieder auftauchte und es ihm, weil er keine Hand frei hatte, an sein Ohr hielt. Aha, das müsste ja nicht so bleiben! Johanna befreite sich aus taktischen Gründen aus ihrer wärmenden Umarmung. Roman, der sich dadurch plötzlich wieder daran erinnerte, dass er Hände besaß, nahm Angelique das Handy ab, löste sich von ihr und verhandelte dieses Mal auf Spanisch. Genau wie bei den wenigen Fotos, auf die Johanna bei ihrer Recherche gestoßen war, hatte er der Gruppe sein breites Kreuz zugewandt und redete hochkonzentriert auf den Anrufer ein. Für ihn schienen die Geschäfte wirklich wichtiger zu sein als alles andere.
Aus Mangel an Alternativen schnappte sich Johanna auch ein paar Schlittschuhe und drehte, soweit es ihr Outfit zuließ ein paar Runden. Mama van Bergen schaute überrascht, Angelique und Camilla neidisch, Johanna genoss es jedoch für wenige Minuten frei zu sein. Sie achtete nicht mehr darauf, ob sie jemand beobachtete, oder was die anderen wohl dachten. Roman war wieder in seiner Parallelwelt und sie könnte nichts unternehmen, um das zu ändern, außer für gute Stimmung zu sorgen. Ein komischer Mann, einerseits so kontrolliert, andererseits so sinnlich.
Nach einigen
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