Das letzte Opfer (German Edition)
vorstellen», sagte Weigler. Und eine knappe Stunde später: «Wie ich mir dachte. Die haben Lohmann seit Tagen nicht mehr gesehen.»
«Ist sein Peugeot noch da?», fragte Scheib.
«Ja», sagte Weigler knapp.
Er ließ sich davon beruhigen, sehnte sich nur danach, alles mit Kirby zu besprechen. Aber er erreichte ihn nicht, musste mit Wagenbach vorlieb nehmen, den die Ereignisse zwar schockierten, jedoch nicht so überraschten, wie er es erwartet hatte. Seine Bemühungen in München kommentierte Wagenbach mit einem: «Irren ist menschlich, Thomas. Du bist auch nur ein Mensch, das solltest du akzeptieren.»
Bei Barbara Lohmann sah Wagenbach sich bestätigt. Und was Karen anging, Vorwürfe erhob er nicht, im Gegenteil, auch er fand Klinkhammers Theorie vom Mietkiller schlüssig. «Wenn du am Samstag nicht nach Bergheim gefahren wärst», sagte Wagenbach, «wäre die Frau vermutlich schon tot. Ein Auftragsmörder hätte nicht nur blindwütig drauflos geprügelt, sondern kurzen Prozess gemacht. Offenbar kann Stichler nicht anders, als sich auf diese Weise abzureagieren. Vermutlich hatte er auch eine Mordswut auf sie, weil sie am Mittwoch bei Klinkhammer den Mund nicht gehalten hat.»
«Ja», sagte er. Es klang logisch. Zeit für eine ausführliche Erörterung aller Fakten hatte Wagenbach nicht. Er musste zu einer Besprechung und empfahl ihm, bei Interpol Rom nachzuhaken, es war noch keine Meldung über Stichlers Vater eingegangen.
Ehe er erneut zum Telefonhörer griff, kopierte er seine Unterlagen. Am wichtigsten schienen ihm die Listen mit Kleidung sowie die Zeichnungen von einigen Schmuckstücken, die er selbst gefertigt hatte. Sie waren nicht detailgetreu, er hatte ja keine Vorlagen gehabt, sich auf die Angaben von Freunden oder Angehörigen verlassen müssen. Aber sie konnten doch helfen, das eine oder andere Teil zu identifizieren, falls es der Kölner Kripo gelang, Stichlers Depot aufzuspüren.
Als Nächstes veranlasste er eine erneute Hotelüberprüfung, diesmal mit den Namen Marko und Margo Stichler. In Weilheim und Hofheim-Diedenbergen rief er selbst an und landete einen Treffer. Eine Margo Stichler mit Heimatadresse Köln hatte im Frühjahr 1996 für eine Nacht in dem Hotel logiert, in dem Sabine Bergholt im Herbst des gleichen Jahres zuletzt gesehen worden war. Ob damals eine Frau oder ein Mann unter dem Namen eingecheckt hatte, konnte nach all der Zeit niemand mehr sagen. Er wertete es trotzdem als einen kleinen Erfolg. In Rom bemühte er sich vergebens. Stichlers Vater war in der Zwischenzeit gestorben.
Am frühen Nachmittag rief Carmen Rohdecker an. Sie hatte sich um Durchsuchungsbeschlüsse für Margo Stichlers Wohnung und die Agentur bemüht und für die Wohnung keinen bekommen, obwohl sie nachdrücklich auf den in der Couchritze versteckten Schlüssel und die Möglichkeit einer Beweisvernichtung durch die Stiefmutter verwiesen hatte.
Aber Stichlers Anwalt hatte damit argumentiert, dass sein Mandant den angeblich einem Mordopfer gehörenden Platinschmuck im Oktober 1996 bei einem Kölner Juwelier gekauft haben wollte. Daraufhin beschied der Untersuchungsrichter, man solle das überprüfen, ehe man die Privatsphäre einer unbeteiligten Person verletze.
«In der Wohnung ist nichts», sagte Scheib. «Die Gefahr einer Entdeckung wäre für ihn dort noch größer gewesen als zu Hause.»
«Vermutlich haben Sie Recht», meinte Rohdecker. «Seine Stiefmutter scheint wirklich keine Ahnung zu haben. Ich hatte gerade ein längeres Gespräch mit ihr. Sie versteht die Welt nicht mehr. Seiner Frau hätte er niemals ein Haar krümmen können, meint sie. Zu den Fotos der acht Frauen hat sie nur den Kopf geschüttelt. Sie hat angeblich noch nie eins dieser Gesichter gesehen, noch nie einen der Namen gehört. Sie wusste nichts von Mei Li Jau und nichts von Alexa aus Klettenberg. Was ihr Sohn am vergangenen Freitag in Frankfurt getan hatte, wusste sie allerdings auch nicht. Für sie jedenfalls hat er dort nichts verhandelt.»
Rohdecker hatte in der Agentur beschlagnahmen lassen, was nicht niet- und nagelfest war. Unentwickelte Filme waren nicht dabei, und es gab nur etwa fünfzig Landschaftsaufnahmen. Eine magere Ausbeute für eine zweiwöchige Fototour. Nach Terminkalendern aus früheren Jahren suchte man ebenfalls vergeblich, fand nicht mal einen aktuellen, in dem der Freitagstermin verzeichnet gewesen wäre. Eine Sekretärin, die darüber Auskunft hätte geben können, beschäftigte Stichler nicht.
Und Margos
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