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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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hatte Oliver Lohmann gegen halb neun Uhr abends eingelegt, da war er bereits dicht vor Köln gewesen – und am Samstagvormittag bei Karen. Daran war nicht zu rütteln. Ein Daumenabdruck vom Schreibtisch stimmte überein mit einigen, die man in Frechen vom Schrubberstiel genommen hatte.
    Während Rohdecker das und einiges mehr hörte, war Scheib bereits zu Hause. Er hatte noch keinen Blick in Karens Aufzeichnungen geworfen, weil er auch in der vergangenen Nacht kaum geschlafen hatte und sich nicht mehr konzentrieren konnte. Als Wagenbach ihm empfahl, sich einmal richtig auszuschlafen, folgte er dem Rat.
    Er schlief noch, als Klinkhammer am Abend anrief, und brauchte etliche Sekunden, um wach genug zu werden und zu verstehen, was Klinkhammer von Daumenabdrücken und blutigen Glasscherben auf einer Zaunkrone erklärte. «Die Leitners haben Lohmann doch ein Auto geliehen», meinte er.
    «Nein», sagte Klinkhammer – und nach einer Pause: «Ich fasse es nicht. Sie haben tatsächlich auf Lohmann getippt und tun den Mund nicht auf. Was haben Sie sich dabei gedacht?»
    «Wo ist Stichler?», fragte er.
    «Ist das Ihre einzige Sorge?», wollte Klinkhammer wissen. «An Ihrer Stelle würde ich mir den Kopf über etwas anderes zerbrechen. Sie waren der letzte Polizist, der mit Lohmann gesprochen hat. Und Sie waren allein mit ihm. Weigler hat es nicht versäumt, darauf hinzuweisen. Dierden hat auch etwas beigesteuert, ihn hat Lohmann nämlich anschließend angerufen, und da soll er ziemlich daneben gewesen sein. Frau Stichler wäre beinahe in verdrecktem Putzwasser ertränkt worden, hat der Rachenabstrich ergeben. Das könnte Ihnen das Genick brechen. Wie die Bergholt gestorben ist, wussten nicht viele Leute. Einer muss es dem Jungen erzählt haben. Ich kann es mir nicht vorstellen, aber ich möchte trotzdem von Ihnen hören, dass Sie Lohmann am vergangenen Donnerstag nicht auf Stichler angesetzt haben und nur deshalb nicht nach Frechen fahren wollten, weil Sie sich denken konnten, wer da auf dem Fußboden lag.»
    «Trauen Sie mir das zu?», fragte er.
    Ein energisches «Sind Sie noch bei Trost» hätte in dem Moment wohl einen besseren Eindruck gemacht. «Ein paar hier tun es», antwortete Klinkhammer ausweichend. «Und Weigler natürlich, der hat sie ja drauf gebracht. Er meinte, Sie hätten es vermutlich nicht auf Stichlers Frau abgesehen gehabt, aber Sie wären verrückt genug, einen Kerl beseitigen zu lassen, von dem Sie wüssten, dass Sie ihn anders nicht kriegen.»
    «Wo ist Stichler?», wiederholte er.
    «Noch in U-Haft», sagte Klinkhammer. «Die Blöße gibt Carmen sich nicht, gestern rein, heute raus. Lohmann ist in der Fahndung. Und bis sie ihn haben, bleibt Stichler auf jeden Fall drin. Noch ist ja alles offen.»
    Für Scheib war es das nicht. Er legte auf, ging ins Schlafzimmer, warf ein paar frische Sachen in seine Reisetasche und hörte im Geist Klinkhammer noch einmal fragen: «Was ist das für ein Gefühl nach all den Jahren?» Jetzt fühlte es sich an wie ein Sturz in ein tiefes Loch.
    Diesmal war er vorgeprescht, ehe er sämtliche Fakten und diese verhängnisvolle Verbindung zwischen Stichler und Lohmann kannte. Er hatte in München gesehen, dass Oliver Lohmann in bedenklicher Verfassung war – und völlig ausgeschlossen, dass Karen in nächster Zeit etwas zustoßen könnte. Er hatte ihrem Mann nachgegeben und sie allein gelassen in ihrem Puppenhaus, hinter einem blickdichten Zaun, der zwar mit Glassplittern gespickt war. Doch was kümmerten einen jungen Mann zerschnittene Hände, wenn der Mensch, den er zum Leben bitter nötig brauchte, als verwesendes Stück Fleisch zu Hause auf der Couch lag? Er hatte versagt – und nicht einmal gefragt, ob Karen im Laufe des Tages gestorben war.

Absturz
    Als Thomas Scheib aufbrach, um zu retten, was nicht mehr zu retten war, lebte sie immer noch. Sie starb auch nicht in den Tagen, in denen er zu beweisen versuchte, dass ihr Mann sie hatte umbringen lassen wollen, um ungeschoren davonzukommen. Die Ärzte hielten sie weiterhin in künstlichem Koma, alles andere wäre unmenschlich gewesen. Aber ihr Zustand stabilisierte sich, während es mit ihm bergab ging.
    Er konnte alles erklären. Doch wer hätte ihm jetzt noch glauben sollen? Klinkhammer hörte ihm wenigstens zu, bot auch noch einmal Quartier für die Nächte. Nicht aus Gastfreundschaft, nur weil er wissen wollte, für wen er bei der Oberstaatsanwältin seinen Kopf hingehalten, wen er verteidigt hatte mit den

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