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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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in Berlin den nächsten Flieger genommen hatte und kurz vor der Polizei wieder in ihrer Wohnung war.
    Margo saß mit dem Anwalt zusammen, als die Polizisten eintrafen. Der Zutritt zur Wohnung wurde ihnen von Doktor Brand verwehrt. Carmen Rohdecker war trotzdem zufrieden, immerhin bewies der Schlüssel, dass Marko log und etwas zu verbergen hatte – in der Wohnung seiner Stiefmutter.
    Carmen Rohdecker wollte sich gleich am Montagmorgen um einen Durchsuchungsbeschluss bemühen. Als sie sich verabschiedete, war es bereits nach Mitternacht. Eigentlich hätte Scheib nun zurück nach Wiesbaden fahren und seine Unterlagen auf den Weg bringen sollen. Aber vor dem Haftrichter wollte er unbedingt noch dabei sein.
    Klinkhammer bot ihm für die zweite Nacht Quartier. «Was ist das für ein Gefühl nach all den Jahren?»
    «Ich weiß es nicht», sagte Scheib. Es war nicht so, dass er das drohende Unheil geahnt hätte. Aber es war alles viel zu schnell gegangen. Nach acht Jahren in fünf Tagen von einem Namen zu einem Mann, der am nächsten Morgen dem Haftrichter vorgeführt werden sollte. Und er sah ihn noch mit dem Kopf in der Armbeuge auf dem Tisch liegen, hatte das gemurmelte «Gott sei Dank» und das hemmungslose Weinen im Ohr. Reagierte so ein Mörder, der sich anhören musste, es sei mit einer baldigen Aussage seines letzten Opfers zu rechnen?
    Er war zu müde, um noch darüber nachzudenken. Sein Kopf quoll über von Seidenblumen und Glaskugeln, die ihn daran hinderten, einen erholsamen Schlaf zu finden. Erst gegen Morgen dämmerte er ein. Als Klinkhammer um sieben an die Tür klopfte, fühlte er sich wie gerädert.
    Um die Zeit bemühte Carmen Rohdecker sich in Köln persönlich in die Uni-Klinik. Karen war bis weit in die Nacht operiert worden und lag nun auf der Intensivstation. Um ihre Organe zu entlasten, hatte man sie in ein künstliches Koma versetzt. Eine Prognose wollte niemand abgeben. Es konnte schon in der nächsten Stunde zu einem Organversagen, einer Embolie oder einer anderen Komplikation kommen.
    Punkt neun traten sie vor dem Haftrichter zusammen. Stichler wurde in Handschellen vorgeführt. Es ging relativ schnell, obwohl noch keine Spuren ausgewertet waren und immer noch nicht feststand, ob das Blut vom Rasen von Karen stammte. Die Probe war stark verunreinigt. Aber dem Richter genügte ein mündlicher Bericht über die Sachlage am Amselweg und die Aussageprotokolle von Anni Weingräber und Stefan Leitner, welche die Kölner Kripo in München angefordert hatte.
    Stichlers Anwalt versuchte zwar, ihm die Untersuchungshaft zu ersparen, indem er Norbert als zweiten Verdächtigen anführte, doch den roten Mercedes-Kombi konnte Doktor Brand mit seinen Argumenten nicht vom Waldweg schaffen. Es machte auch keinen guten Eindruck, dass er sich auf Karen als Zeugin berief. Ihre Aussage müsse doch inzwischen vorliegen, meinte er.
    Rohdecker bedauerte. Sie sei am vergangenen Nachmittag zu optimistisch gewesen, erklärte, was sie am frühen Morgen in der Uni-Klinik gehört hatte. Scheib fühlte sich, als habe er statt einer Tasse Kaffee geschmolzenes Blei im Magen. Er sah Marko Stichler zusammenzucken und fassungslos den Kopf schütteln, es schien, als ob er zehn Zentimeter kleiner geworden wäre, wie erstarrt saß er da. Von dem, was noch gesprochen wurde, berührte ihn offenbar nichts mehr.
    Doktor Brands abschließende Bitte, man möge seinem Mandanten vor der Überstellung in die U-Haft noch einen Besuch in der Uni-Klinik gestatten, fünf Minuten am Bett seiner sterbenden Frau, nur einen letzten Blick, um Abschied zu nehmen, natürlich in polizeilicher Begleitung, wenn man es für erforderlich hielt, sogar in Handschellen, klang herzergreifend. Den Haftrichter ergriff sie nicht. Er fand, Karen solle sterben dürfen, ohne dabei noch einmal von ihrem Peiniger behelligt zu werden. Auch wenn sie nicht bei Bewusstsein war, vielleicht fühlte sie seine Nähe. Und mit dem Entsetzen, das sie dabei fühlen musste, wollte der Haftrichter sie nicht in die Ewigkeit gehen lassen.

Ein schwarzes Auto
    Marko Stichlers Reaktionen hinterließen bei Thomas Scheib ein ungutes Gefühl. Er konnte das eben, aus dem Verhalten eines Menschen die richtigen Schlüsse ziehen. Und so wie Stichler reagierte ein Mann, der darauf gehofft hatte, dass seine Frau ihn entlastete. Hinzu kam, dass Scheib noch Zeuge eines Gesprächs zwischen Carmen Rohdecker und einem Beamten der Kölner Kripo wurde.
    Die Frau des Dachdeckermeisters hatte samstags in

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