Das Letzte Plädoyer: Roman
zog. Mehrere Bankangestellte in schwarzen Gehröcken bedienten die Kunden. Danny entschied sich für einen jungen Mann, der aussah, als würde er sich erst seit kurzem rasieren. Er trat an dessen Schalter. »Ich möchte Geld von meinem Konto abheben.«
»An welche Summe dachten Sie dabei, Sir?«, fragte der junge Angestellte.
»500 Pfund.« Danny reichte ihm den Scheck, den er am Morgen ausgestellt hatte.
Der Banker prüfte Namen und Kontonummer an seinem Bildschirm, dann zögerte er. »Würden Sie bitte einen Moment warten, Sir Nicholas?«, fragte er.
Dannys Gedanken rasten. War Nicks Konto überzogen? War sein Konto gesperrt worden? Wollten sie mit einem Ex-Sträfling nichts zu tun haben?
Einige Augenblicke später trat ein älterer Mann auf ihn zu, der ihn herzlich anlächelte. Hatte Nick ihn gekannt?
»Sir Nicholas?«, fragte er.
»Ja.« Eine von Dannys Fragen war somit beantwortet.
»Mein Name ist Watson, ich bin der Manager.« Er reichte ihm die Hand. »Es ist mir eine Freude, Sie nach all der Zeit kennenzulernen.« Danny schüttelte ihm freundlich die Hand.
»Dürfte ich Sie kurz in meinem Büro sprechen?«, bat der Manager.
»Gern, Mr. Watson.« Danny versuchte, sich selbstsicher zu geben. Er folgte Mr. Watson quer durch die Schalterhalle zu einem kleinen, holzgetäfelten Büro. An der Wand hinter dem Schreibtisch hing ein Gemälde, das einen Gentleman in einem langen schwarzen Gehrock zeigte. Unter dem Porträt stand
John Campbell, Gründer, 1692
.
Noch bevor Danny sich setzte, fing Mr. Watson an zu reden. »Ich sehe, dass Sie in den letzten vier Jahren kein Geld abgehoben haben, Sir Nicholas.« Er schaute auf seinen Computerbildschirm.
»Das ist korrekt«, bestätigte Danny.
»Waren Sie im Ausland?«
»Nein, aber künftig werden Sie mich des Öfteren sehen. Das heißt, falls Sie mein Konto in meiner Abwesenheit mit Bedacht geführt haben.«
»Ich hoffe sehr, dass Sie zu diesem Schluss kommen werden, Sir Nicholas«, erwiderte der Manager. »Wir haben Ihrem Konto Jahr für Jahr drei Prozent Zinsen gutgeschrieben.«
»Und welche Summe befindet sich derzeit auf meinem Konto?«
Der Manager sah zum Bildschirm. »7212 Pfund.«
Danny atmete erleichtert auf. »Gibt es noch andere Konten, Dokumente oder Wertsachen, die Sie derzeit in meinem Namen verwalten?«
Der Manager wirkte überrascht.
»Es ist so, dass mein Vater vor kurzem verstorben ist.«
Der Manager nickte. »Ich werde nachsehen, Sir.« Er drückte einige Tasten, dann schüttelte er den Kopf. »Offenbar wurde das Konto Ihres Vaters vor zwei Monaten aufgelöst und sein Guthaben auf ein Konto bei der Clydesdale Bank in Edinburgh überwiesen.«
»Ah ja«, sagte Danny. »Mein Onkel Hugo.«
»Hugo Moncrieff war in der Tat der Empfänger«, bestätigte der Manager.
»Das habe ich mir gedacht«, meinte Danny.
»Kann ich noch etwas für Sie tun, Sir Nicholas?«
»Ja, ich benötige eine Kreditkarte.«
»Selbstverständlich«, sagte Watson. »Wenn Sie bitte dieses Formblatt ausfüllen würden.« Er schob einen Fragebogen über den Schreibtisch. »Wir übersenden Ihnen dann die Karte innerhalb der nächsten Tage.«
Danny versuchte, sich an Nicks Geburtsdatum, Geburtsort und an seinen zweiten Vornamen zu erinnern. Bei ›Beruf‹ und ›Jahreseinkommen‹ war er ebenfalls unsicher.
»Da ist noch etwas«, sagte Danny, nachdem er das Formblatt ausgefüllt hatte. »Haben Sie eine Ahnung, wo ich das hier schätzen lassen kann?« Er zog den schmalen Umschlag aus seiner Innentasche und reichte ihn über den Schreibtisch.
Der Manager inspizierte den Umschlag. »Stanley Gibbons«, erwiderte er ohne zu zögern. »Das sind die führenden Experten auf dem Gebiet. Sie genießen internationales Ansehen.«
»Wo finde ich sie?«
»Sie haben eine Filiale hier in der Straße. Ich würde Ihnen raten, mit Mr. Prendergast zu sprechen.«
»Was für ein Glück, dass Sie so gut informiert sind«, meinte Danny misstrauisch.
»Nun, sie sind seit beinahe 150 Jahren unsere Kunden.«
Danny verließ die Bank mit zusätzlichen 500 Pfund in der Brieftasche. Er machte sich auf die Suche nach Stanley Gibbons. Unterwegs kam er an einem Handyladen vorbei, was ihm ermöglichte, einen weiteren Punkt auf seiner Einkaufsliste zu streichen. Nachdem er das neueste Modell ausgesucht hatte, fragte er den jungen Verkäufer, ob er wisse, wo sich Stanley Gibbons befand.
»50 Meter weiter links«, sagte er.
Danny fand das Schild über der Tür. Ein großer, dünner Mann
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