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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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eine Datenbank über die drei Männer angelegt, die für Bernies Tod verantwortlich waren, und im ersten Monat trug er alles zusammen, was er über Spencer Craig, Gerald Payne und Lawrence Davenport wusste. Das war nicht viel, aber Nick hatte ihm beigebracht, dass es leichter ist, eine Prüfung zu bestehen, wenn man vorher recherchiert. Danny steckte mitten in dieser Recherche, als die Rechnung von Mr. Munro eintraf und ihn daran erinnerte, wie schnell sein Geldvorrat dahinschmolz. Doch dann fiel ihm der Umschlag wieder ein. Es war an der Zeit, eine zweite Meinung einzuholen.
    Er nahm die
Times
zur Hand – Molly brachte sie jeden Morgen mit – und blätterte zu einem Artikel, den er auf den Kunstseiten entdeckt hatte. Ein amerikanischer Sammler hatte einen Klimt für 51 Millionen Pfund bei einer Auktion an einem Ort namens Sotheby’s gekauft.
    Danny klappte seinen Laptop auf und googelte Klimt. Er fand heraus, dass es sich um einen österreichischen Maler des Symbolismus handelte, 1862–1918. Als Nächstes informierte er sich über Sotheby’s, das – wie sich herausstellte – ein Auktionshaus war und sich auf Kunst, Antiquitäten, Bücher, Schmuck und andere Sammlerstücke spezialisiert hatte. Einige Mausklicks später hatte er in Erfahrung gebracht, dass zu den Sammlerstücken auch Briefmarken gehörten. Wer sich diesbezüglich beraten lassen wolle, könne bei Sotheby’s anrufen oder deren Büroräume in der New Bond Street aufsuchen.
    Danny beschloss, sie mit einem Besuch zu überraschen, aber nicht an diesem Tag, denn an diesem Tag wollte er ins Theater. Nicht, um sich ein Stück anzusehen. Um das Stück ging es nicht.
     
    Danny war noch nie in einem Theater im West End gewesen, wenn man den Ausflug zu
Les Misérables
im Palace Theatre anlässlich Beths 21. Geburtstag nicht zählte. Es hatte ihm damals nicht besonders gefallen, und er wollte sich nicht noch einmal ein Musical anschauen.
    Am Tag zuvor hatte er im Garrick angerufen und einen Platz für die Matinée-Vorstellung von
Bunbury oder Die Wichtigkeit, Ernst zu sein
reserviert. Man hatte ihm gesagt, dass er seine Karte spätestens 15 Minuten bevor sich der Vorhang hob, an der Theaterkasse abholen sollte. Danny kam etwas früher und fand das Theater fast völlig leer vor. Er holte seine Karte, kaufte sich ein Programmheft, und mit Hilfe eines Platzanweisers gelangte er zu den Sperrsitzen, wo er seinen Platz am Ende der Reihe H entdeckte. Nur eine Handvoll Menschen saßen im Saal verstreut.
    Er schlug das Programmheft auf und las zum ersten Mal, dass Oscar Wildes Stück 1895 gleich nach seiner Premiere im St. James Theatre in London ein großer Erfolg wurde. Danny musste aufstehen, damit andere Leute ihre Plätze in Reihe H einnehmen konnten. Ein steter Fluss von Menschen strömte mittlerweile in das Theater.
    Als das Licht ausging, war das Garrick beinahe voll, und die Mehrheit der Plätze schien von jungen Frauen besetzt zu sein. Als sich der Vorhang hob, war Davenport nirgends zu sehen, aber Danny musste nicht lange warten. Schon wenige Augenblicke später betrat Davenport die Bühne. Im Publikum begannen ein oder zwei Leute zu klatschen. Davenport hielt kurz inne, bevor er seinen ersten Satz sagte, als hätte er nichts anderes erwartet.
    Danny war sehr versucht, auf die Bühne zu stürmen und der versammelten Menge zu sagen, was für ein Mensch Davenport in Wirklichkeit war und was sich im Dunlop Arms zugetragen hatte, in jener Nacht, als ihr Held tatenlos zugesehen hatte, wie Spencer Craig seinen besten Freund erstach. Wie anders Davenport damals gewesen war. Nicht der piekfeine, selbstsichere Mann, den er jetzt darstellte. Damals hatte er eine weitaus überzeugendere Vorstellung als Feigling gegeben.
    Wie die jungen Frauen im Publikum sah Danny immer nur Davenport an. Im Laufe der Vorstellung wurde deutlich, dass Davenport – hätte es im Bühnenbild einen Spiegel gegeben – sich vor diesem nicht mehr weggerührt hätte. Als sich der Vorhang zur Pause senkte, hatte Danny das Gefühl, genug von Lawrence Davenport gesehen zu haben, um zu wissen, wie sehr ihm Matinée-Vorstellungen im Knast gefallen würden. Danny wäre ja zu seinem Haus in The Boltons zurückgekehrt, um seine Akten auf den neuesten Stand zu bringen, hätte er nicht zu seiner Überraschung festgestellt, wie sehr ihm das Stück gefiel.
    Er folgte der drängelnden Menge zu einer übervollen Bar und wartete in einer langen Schlange, während ein einzelner Barkeeper tapfer

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