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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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versuchte, alle potentiellen Kunden zu bedienen. Schließlich gab Danny auf und beschloss, das Programmheft zu lesen und mehr über Oscar Wilde zu erfahren. Schade, dass Wilde nicht im Lehrplan für die A-Level-Prüfungen vorgekommen war. Rasch wurde Danny jedoch von einer Unterhaltung abgelenkt, die zwei junge Frauen in einer Ecke der Bar führten.
    »Wie findest du Larry?«, fragte die eine.
    »Er ist toll«, antwortete die andere. »Pech, dass er schwul ist.«
    »Gefällt dir das Stück?«
    »O doch. Ich werde zur Dernière gehen.«
    »Wie bist du denn an Karten gekommen?«
    »Einer der Bühnenhelfer wohnt bei uns in der Straße.«
    »Heißt das, du darfst auch zur Dernièrenparty?«
    »Nur, wenn ich als sein Date mitgehe.«
    »Glaubst du, dass du Larry auf der Party triffst?«
    »Das ist der einzige Grund, warum ich ihm versprochen habe, mit ihm auszugehen.«
    Eine Glocke schlug dreimal an, und die Theaterbesucher kippten rasch ihre Drinks, bevor sie in den Saal zurückströmten, um ihre Plätze wieder einzunehmen.
    Als sich der Vorhang erneut hob, wurde Danny von dem Stück so mitgenommen, dass er beinahe vergaß, aus welchem Grund er eigentlich hier war. Während die Aufmerksamkeit der jungen Frauen weiter fest auf Dr. Beresford gerichtet blieb, lehnte sich Danny zurück und ließ sich davon überraschen, welcher der beiden Männer in Wirklichkeit Ernst war.
    Als der Vorhang fiel und das Ensemble sich verbeugte, sprang das Publikum auf die Beine, johlte und schrie, wie es Beth damals getan hatte, aber es schrie anders. Dennoch war Danny entschlossener denn je, dass sie alle die Wahrheit über ihr makelhaftes Idol herausfinden sollten.
    Nach dem letzten Vorhang strömte die Menge plaudernd aus dem Theater. Einige begaben sich direkt zum Bühneneingang, Danny allerdings kehrte zur Theaterkasse zurück.
    Der Mann hinter der Kassentheke lächelte. »Hat Ihnen das Stück gefallen?«
    »Ja, danke. Haben Sie zufällig noch eine Karte für die letzte Vorstellung?«
    »Tut mir leid, Sir. Wir sind ausverkauft.«
    »Nur eine Einzelkarte?«, hakte Danny hoffnungsvoll nach. »Egal, wo.«
    Der Mann sah auf seinem Bildschirm nach und inspizierte den Sitzplan für die Dernière. »Ich habe noch einen Einzelplatz in Reihe W.«
    »Den nehme ich.« Danny reichte ihm seine Kreditkarte. »Darf ich dann auch hinterher an der Dernièrenparty teilnehmen?«
    »Nein, tut mir leid.« Der Mann lächelte. »Nur auf persönliche Einladung.« Er zog Dannys Karte durch das Lesegerät. »Sir Nicholas Moncrieff«, sagte er und sah Danny genauer an.
    »Ja, richtig«, sagte Danny.
    Der Mann druckte eine Karte aus, nahm einen Umschlag aus einem Regal unter der Theke und ließ die Karte hineingleiten.
    In der U-Bahn, auf dem Rückweg nach South Kensington, las Danny weiter im Programmheft, und nachdem er jede Silbe über Oscar Wilde und all seine anderen Stücke verschlungen hatte, öffnete er den Umschlag, um die Theaterkarte anzusehen. C9. Das musste ein Versehen sein. Er sah erneut in den Umschlag und zog eine andere Karte heraus, auf der stand:
    Das Garrick Theatre
    lädt Sie zur Dernièrenfeier von
    Bunbury oder Die Wichtigkeit, Ernst zu sein
    im Dorchester
    am Samstag, den 14. September 2002, ein.
     
    Zutritt nur mit Einladung 23 Uhr bis zum Hahnenschrei
    Plötzlich begriff Danny die Wichtigkeit, Sir Nicholas zu sein.

43
    »Wie interessant, wie überaus interessant«, sagte Mr. Blundell und legte sein Vergrößerungsglas wieder auf den Tisch. Er lächelte seinen potentiellen Kunden an.
    »Wie viel ist er wert?«, fragte Danny.
    »Ich habe keine Ahnung«, gab Mr. Blundell zu.
    »Aber es hieß, Sie seien der führende Experte auf diesem Gebiet.«
    »Das möchte ich gern annehmen«, erwiderte Blundell, »aber ich bin seit dreißig Jahren in diesem Geschäft und habe noch nie etwas Derartiges zu Gesicht bekommen.« Er nahm erneut sein Vergrößerungsglas zur Hand, beugte sich vor und inspizierte den Umschlag genauer. »Die Briefmarke an sich ist nicht ungewöhnlich, aber eine, die am Tag der Eröffnungsfeier abgestempelt wurde, ist eine Rarität. Und dass der Umschlag auch noch an den Baron de Coubertin adressiert ist – das macht es noch seltener – wenn nicht gar einzigartig«, räumte Blundell ein. Er ging noch einmal mit dem Vergrößerungsglas über den Umschlag. »Es ist höchst diffizil, diesem Stück einen Wert beizumessen.«
    »Könnten Sie eine ungefähre Schätzung abgeben?«, fragte Danny hoffnungsvoll.
    »Sollte der Umschlag

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