Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
lehnte über einer Theke und blätterte in einem Katalog. Er richtete sich auf, als er Danny sah.
    »Mr. Prendergast?«, fragte Danny.
    »Ja. Was kann ich für Sie tun?«
    Danny zog den Umschlag heraus und legte ihn auf die Theke. »Mr. Watson von Coutts meinte, dass Sie das hier für mich schätzen können.«
    »Ich werde mein Bestes versuchen.« Prendergast nahm ein Vergrößerungsglas zur Hand. Er betrachtete den Umschlag eine Weile, bevor er sich an ein Urteil wagte. »Die Marke ist eine Erstausgabe der königlichen Fünf-Franc-Serie, ausgestellt anlässlich der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit. Die Marke selbst hat keinen hohen Wert, nur ein paar hundert Pfund. Aber zwei weitere Faktoren tragen zu der Bedeutung des Umschlags bei.«
    »Und die wären?«, fragte Danny.
    »Das Datum auf dem Poststempel ist der 6. April 1896.«
    »Warum ist das von Bedeutung?« Danny versuchte, nicht allzu ungeduldig zu klingen.
    »An diesem Tag fand die Eröffnungsfeier der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit statt.«
    »Und der zweite Faktor?«
    »Die Person, an die der Umschlag gerichtet ist.« Prendergast klang so, als ob er stolz auf sich war.
    »Baron de Coubertin?«
    »Richtig«, sagte der Briefmarkenhändler. »Er war der Mann, der die modernen Olympischen Spiele ins Leben gerufen hat. Das macht diesen Umschlag zu einem Sammlerstück.«
    »Können Sie … mir eine Summe nennen?«, fragte Danny.
    »Das ist ziemlich schwierig, Sir. Das ist ein Unikat. Aber ich wäre bereit, Ihnen 2000 Pfund dafür zu bieten.«
    »Danke, aber ich muss erst darüber nachdenken.« Danny wandte sich zum Gehen.
    »2200?«, rief der Händler. Aber Danny hatte schon leise die Tür hinter sich geschlossen.

42
    Die nächsten Tage verbrachte Danny damit, in The Boltons heimisch zu werden. Nicht, dass er glaubte, sich in Kensington jemals wirklich zu Hause fühlen zu können. Doch dann lernte er Molly kennen.
    Molly Murphy stammte aus dem County Cork, und es dauerte eine Weile, bevor Danny auch nur ein Wort von dem verstehen konnte, was sie sagte. Sie war ungefähr 30 Zentimeter kleiner als Danny und so dünn, dass er sich fragte, ob sie überhaupt mehr als zwei Stunden am Tag arbeiten konnte. Er hatte keine Ahnung, wie alt sie sein mochte, obwohl sie jünger als seine Mutter und älter als Beth aussah. Ihre ersten Worte lauteten: »Ich bekomme fünf Pfund die Stunde, in bar. Diesen englischen Mistkerlen zahle ich keine Steuern.« Nachdem sie erfahren hatte, dass Sir Nicholas aus Schottland stammte, fügte sie noch hinzu: »Wenn Sie glauben, ich sei der Aufgabe nicht gewachsen, bin ich Ende der Woche wieder weg.«
    Die ersten beiden Tage behielt Danny Molly im Auge, aber schnell zeigte sich, dass sie im selben Hochofen wie seine Mutter geschmiedet worden war. Gegen Ende der Woche konnte er sich im Haus niederlassen, ohne dass Staubwölkchen aufflogen, konnte in eine Badewanne ohne Schmutzwasserrand steigen und sich etwas aus dem Kühlschrank nehmen, ohne fürchten zu müssen, sich zu vergiften.
    Am Ende der zweiten Woche bereitete ihm Molly sein Mittagessen zu und wusch und bügelte seine Kleidung. Am Ende der dritten Woche fragte er sich, wie er jemals ohne sie hatte leben können.
    Mollys Einsatz ermöglichte es ihm, sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Mr. Munro hatte ihm geschrieben, dass er seinem Onkel eine Verfügung hatte zukommen lassen. Mr. Galbraith hatte die vollen 21 Tage verstreichen lassen, bevor er den Empfang bestätigte.
    Mr. Munro ließ Sir Nicholas wissen, dass Galbraith in dem Ruf stand, sich Zeit zu lassen, versicherte ihm aber, dass er bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach dessen Knöcheln schnappen würde. Danny fragte sich, wie viel das Schnappen ihn kosten würde. Das fand er heraus, als er umblätterte. Mr. Munro hatte seinem Schreiben eine Rechnung über 4000 Pfund angehängt, die alle Dienstleistungen seit der Beerdigung umfasste, einschließlich des Ausstellens der Verfügung.
    Danny studierte seinen Kontoauszug, der zusammen mit der Kreditkarte eingetroffen war. 4000 Pfund würden eine immens tiefe Kerbe in sein Guthaben reißen, und er fragte sich, wie lange er überleben könnte, bevor er das Handtuch werfen musste; es mochte ein Klischee sein, aber dieser Ausdruck erinnerte ihn an die glücklichen Zeiten in Bow.
    Im Laufe der vergangenen Woche hatte sich Danny einen Laptop und einen Drucker gekauft, einen Silberrahmen, diverse Ordner, Stifte und Radiergummi und jede Menge Schreibpapier. Er hatte bereits

Weitere Kostenlose Bücher