Das Letzte Plädoyer: Roman
von einem Händler gekauft werden, 2200 bis 2500, nehme ich an. Wird er von einem Sammler erstanden, dann womöglich 3000. Aber wenn zwei Sammler gleichzeitig bieten? Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel nennen, Sir Nicholas. Letztes Jahr kam
A Vision of Fiammetta
, ein Ölgemälde von Dante Gabriel Rossetti, hier bei Sotheby’s unter den Hammer. Wir schätzten es auf 2,5 bis 3 Millionen Pfund und lagen damit sicher am oberen Ende. Alle bekannten Händler boten schon lange vorher nicht mehr mit. Aber weil sowohl Andrew Lloyd Webber als auch Elizabeth Rothschild das Bild ihrer jeweiligen Sammlung hinzufügen wollten, wurde der Zuschlag bei neun Millionen Pfund erteilt, mehr als das Doppelte dessen, was ein Rossetti jemals erzielt hatte.«
»Wollen Sie damit andeuten, dass sich mein Umschlag für mehr als das Dreifache des Schätzpreises verkaufen lässt?«
»Nein, Sir Nicholas, ich sage nur, dass ich keine Ahnung habe, für wie viel er sich verkaufen wird.«
»Können Sie denn dafür sorgen, dass Andrew Lloyd Webber und Elizabeth Rothschild zur Auktion kommen?«, fragte Danny.
Mr. Blundell senkte den Kopf, fürchtete, Sir Nicholas könne sehen, wie sehr ihn diese Frage amüsierte. »Nein«, erwiderte er. »Ich habe keinen Grund zu der Annahme, dass Lord Lloyd Webber oder Elizabeth Rothschild an Briefmarken interessiert sind. Falls Sie jedoch beschließen sollten, Ihren Umschlag bei unserer nächsten Auktion anzubieten, würde er im Katalog abgebildet und an die führenden Sammler dieser Welt verschickt.«
»Wann findet Ihre nächste Briefmarkenauktion statt?«, wollte Danny wissen.
»Am 16. September«, erwiderte Mr. Blundell. »In etwas über sechs Wochen.«
»Noch so lange?« Danny hatte angenommen, dass man seinen Umschlag binnen weniger Tage verkaufen könnte.
»Wir sind mitten in der Vorbereitung für den Katalog, den wir mindestens zwei Wochen vor der Auktion an unsere Kunden versenden werden.«
Danny musste an sein Treffen mit Mr. Prendergast von Stanley Gibbons denken, der ihm 2200 Pfund für den Umschlag angeboten hatte und wahrscheinlich bis auf 2500 Pfund gehen würde. Wenn er dessen Angebot annahm, müsste er keine sechs Wochen warten. Nicks letzter Kontoauszug zeigte, dass er nur noch 1918 Pfund besaß. Bis zum 16. September könnte sein Konto gut auf Null sein, ohne Aussicht auf ein weiteres Einkommen.
Mr. Blundell drang nicht weiter in Sir Nicholas, der über diese Angelegenheit sichtlich intensiv nachdachte. War er wirklich der Enkel von …? Dann könnte dies der Beginn einer langen und fruchtbaren Beziehung sein.
Danny wusste, für welche der beiden Alternativen Nick sich entschieden hätte. Er hätte das ursprüngliche Angebot von 2000 Pfund, das Mr. Prendergast ihm unterbreitet hatte, angenommen, wäre anschließend schnurstracks zu Coutts geeilt und hätte das Geld auf sein Konto eingezahlt. Das half Danny, zu einer Entscheidung zu gelangen. Er nahm den Umschlag und reichte ihn Mr. Blundell. »Ich überlasse es Ihnen, die beiden Menschen zu finden, die meinen Umschlag wollen.«
»Ich werde mein Bestes tun«, versprach Mr. Blundell. »Ich werde auch dafür sorgen, dass Sie einen Katalog erhalten, Sir Nicholas, ebenso eine Einladung zur Auktion. Darf ich hinzufügen, wie sehr es mich immer gefreut hat, Ihrem Großvater beim Aufbau seiner großartigen Sammlung behilflich sein zu können.«
»Seiner großartigen Sammlung?«, wiederholte Danny.
»Sollten Sie den Wunsch hegen, die Sammlung zu erweitern oder auch Teile davon zu veräußern, würde ich Ihnen gern zur Verfügung stehen.«
»Danke«, sagte Danny. »Ich komme vielleicht auf Sie zu.« Er verließ Sotheby’s ohne ein weiteres Wort – er konnte es nicht riskieren, Mr. Blundell Fragen zu stellen, auf die er die Antworten eigentlich kennen sollte. Aber wie sonst sollte er mehr über Sir Alexanders großartige Sammlung herausfinden?
Kaum stand Danny wieder auf der Bond Street, wünschte er sich, er hätte Mr. Prendergasts Angebot akzeptiert. Selbst wenn der Umschlag 6000 Pfund einbringen sollte, würde es nicht annähernd ausreichen, einen in die Länge gezogenen Rechtsstreit mit Hugo Moncrieff zu überstehen. Falls er die Sache aus der Welt schaffen konnte, bevor die Kosten dafür aus dem Ruder liefen, hätte er noch genug Geld, um ein paar Wochen zu überstehen, in denen er sich nach einem Job umsehen konnte. Leider war Sir Nicholas Moncrieff nicht qualifiziert, um als Werkstattleiter im East End zu arbeiten; allmählich
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