Das Letzte Plädoyer: Roman
bereits bekannt«, erwiderte de Coubertin. »Ich habe einen Anruf von Desmond Galbraith erhalten. Er versicherte mir, sein Mandant sei bereit, das Urteil des Gerichts zu akzeptieren. Ich muss Sie daher fragen, ob Ihr Mandant das auch ist.«
»Ja, allerdings«, erwiderte Munro. »Ich werde Ihnen das heute auch noch schriftlich bestätigen.«
»Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar«, sagte de Coubertin. »Ich werde unsere Rechtsabteilung entsprechend informieren. Sobald wir erfahren, welche der beiden Parteien den Fall gewonnen hat, werde ich die Anweisung erteilen, die 57 500 000 Dollar auf das entsprechende Konto zu transferieren.«
»Danke für diese Zusicherung.« Munro hüstelte. »Ich habe mich gefragt, ob ich inoffiziell ein paar Worte mit Ihnen wechseln dürfte?«
»Kein Ausdruck, den wir Schweizer mögen«, erwiderte de Coubertin.
»Dann dürfte ich vielleicht in meiner Eigenschaft als Nachlassverwalter des verstorbenen Sir Alexander Moncrieff Ihren Rat suchen?«
»Sehr gern«, meinte de Coubertin, »aber ich werde unter gar keinen Umständen meine Verschwiegenheitspflicht brechen. Das gilt für tote wie für lebende Kunden der Bank.«
»Ich verstehe vollkommen«, sagte Munro. »Ich habe Anlass zu der Vermutung, dass Sie einen Besuch von Hugo Moncrieff hatten, bevor Sie meinen Mandanten Sir Nicholas Moncrieff trafen, und dass Sie daher die Dokumente gesehen haben müssen, die in diesem Fall als Beweis dienen.«
De Coubertin sagte dazu nichts.
»Darf ich aus Ihrem Schweigen schließen, dass dieser Punkt nicht strittig ist?«, fragte Munro.
De Coubertin sagte immer noch nichts.
»Unter diesen Dokumenten befanden sich beide Testamente Sir Alexanders, deren Legitimität das Ergebnis dieses Falles entscheiden wird.«
Wieder sagte de Coubertin nichts. Munro fragte sich, ob die Leitung unterbrochen worden war. »Sind Sie noch da, Herr Vorstandsvorsitzender?«, fragte er.
»Ja«, erwiderte de Coubertin.
»Da Sie bereit waren, Sir Nicholas nach Ihrem Treffen mit Mr. Moncrieff zu empfangen, kann ich nur annehmen, dass der Grund, warum Sie den Anspruch seines Onkels zurückwiesen, der war, dass die Bank, ebenso wie ich selbst, nicht davon überzeugt ist, dass das zweite Testament Gültigkeit besitzt. Nur damit es kein Missverständnis zwischen uns gibt«, fügte Munro hinzu, »Ihre Bank kam also zu dem Schluss, das Testament sei falsch.« Munro konnte den Vorstandsvorsitzenden jetzt atmen hören. »Im Namen der Gerechtigkeit frage ich Sie, welches Indiz, das ich übersehen habe, Sie davon überzeugt hat, dass das zweite Testament ungültig ist?«
»Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht helfen, Mr. Munro, das wäre ein Bruch der Verschwiegenheitspflicht.«
»Gibt es jemanden, an den ich mich um Rat in dieser Angelegenheit wenden könnte?«, drängte Munro.
Es herrschte lange Stille, bevor de Coubertin schließlich sagte: »Es entspricht den Gepflogenheiten der Bank, dass wir in solchen Fällen eine zweite Meinung von einem Außenstehenden einholen.«
»Und können Sie mir den Namen dieser Quelle sagen?«
»Nein, das kann ich nicht«, erwiderte de Coubertin. »So sehr ich auch möchte, aber das würde den Traditionen der Bank widersprechen.«
»Aber …«, fing Munro an.
»Jedoch«, fuhr de Coubertin fort, den Einwurf ignorierend, »hat der Herr, der uns beraten hat und der fraglos eine führende Autorität auf diesem Gebiet ist, Genf noch nicht verlassen.«
»Bitte erheben Sie sich«, rief der Gerichtsdiener um Schlag zwölf Uhr, als Richter Callaghan wieder in den Gerichtssaal trat.
Sarah lächelte Nick, der mit einem resignierten Gesichtsausdruck vor der Anklagebank stand, aufmunternd zu.
Nachdem Callaghan sich auf seinem Richterstuhl niedergelassen hatte, sah er zur Verteidigerin hinunter. »Ich habe viel über Ihre Eingabe nachgedacht, Miss Davenport. Sie verstehen sicher, dass ich eine Verantwortung zu tragen habe. Die Gefangenen müssen begreifen, dass sie zwar Bewährung genießen, trotzdem aber ihre Strafe abtragen. Wenn sie gegen die Auflagen ihrer Bewährung verstoßen, brechen sie damit das Gesetz. Natürlich habe ich die tadellose Akte Ihres Mandanten seit seiner Entlassung berücksichtigt«, fuhr der Richter fort. »Einschließlich seiner Bemühungen, seine akademische Bildung zu fördern. Er muss zweifelsohne angemessen bestraft werden.« Danny senkte den Kopf. »Moncrieff«, verkündete der Richter, »ich verfüge hiermit, dass Sie weitere vier Jahre ins Gefängnis zurückkehren
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