Das Letzte Plädoyer: Roman
Fall relevant erscheint und was ich für irrelevant halte. Keine Seite bestreitet, dass Sir Alexander Moncrieff am 17. Januar 1997 ein Testament erstellte, in welchem er den Großteil seines Vermögens seinem Enkel Nicholas hinterließ.« Sanderson sah auf, und sowohl Galbraith als auch Munro nickten.
»Es wird jedoch von Mr. Galbraith im Namen von Hugo Moncrieff behauptet, dass dieses Dokument nicht das letzte Testament ist, sondern dass Sir Alexander zu einem späteren Datum« – der Richter sah auf seine Notizen – »nämlich am 1. November 2001, ein neues Testament aufsetzte, in dem er sein gesamtes Vermögen seinem Sohn Angus hinterließ. Sir Angus wiederum starb am 20. Mai 2002 und vermachte in seinem Testament alles seinem jüngeren Bruder Hugo. Mr. Galbraith hat im Namen seines Mandanten ebenfalls einen Brief als Beweis vorgelegt, der von Sir Alexander unterschrieben wurde und in dem er die Gründe für seine Meinungsänderung darlegt. Mr. Munro bestreitet die Authentizität der Unterschrift auf der zweiten Seite des Briefes nicht, erklärt aber, die erste Seite sei zu einem späteren Datum entstanden. Er führt an, obwohl er dafür keine Beweise vorlegte, dass sich die Wahrheit zeigen wird, sobald das zweite Testament für ungültig erklärt wird. Mr. Munro hat dem Gericht darüber hinaus mitgeteilt, dass er Sir Alexander nicht unterstellen will, er sei, um den rechtlichen Begriff zu verwenden, nicht zurechnungsfähig gewesen. Im Gegenteil, sie verbrachten nur eine Woche vor Sir Alexanders Tod einen Abend zusammen, und nach dem Abendessen schlug Sir Alexander ihn bei einem Schachspiel vernichtend. Meiner Meinung nach haben die beiden Parteien also nur die Frage zu klären, ob das zweite Testament gültig ist. Ob es also, wie es Mr. Galbraith im Namen seines Mandaten behauptet, das letzte Testament von Sir Alexander Moncrieff war. Wohingegen Mr. Munro erklärt, ohne es genauer auszuführen, dass dieses Testament eine Fälschung sei. Ich hoffe, dass beide Seiten dies als eine zutreffende Einschätzung der gegenwärtigen Situation akzeptieren. Wenn ja, möchte ich Mr. Galbraith nun bitten, seinen Fall im Namen von Hugo Moncrieff vorzutragen.«
Desmond Galbraith erhob sich. »Euer Lordschaft, mein Mandant und ich akzeptieren, dass der einzige Streitpunkt zwischen beiden Parteien das zweite Testament betrifft, das, wie Sie selbst sagten, zweifellos Sir Alexanders letztes Testament war. Wir legen das Testament und den beigefügten Brief als Beweis für unsere Behauptung vor, und wir möchten auch einen Zeugen präsentieren, der unserer Meinung nach die Angelegenheit definitiv klären wird.«
»Aber gern«, sagte Richter Sanderson. »Rufen Sie Ihren Zeugen auf.«
»Ich rufe Professor Nigel Fleming«, sagte Galbraith und sah zur Tür.
Danny beugte sich vor und fragte Mr. Munro, ob er den Professor kannte. »Nur dem Namen nach«, erwiderte Munro, als ein großer, eleganter Mann mit einem vollen Schopf grauen Haares in den Raum trat. Während er den Eid ablegte, dachte Danny, dass ihn der Professor an die Würdenträger erinnerte, die einmal im Jahr an die Clement-Attlee-Gesamtschule kamen, um Preise zu überreichen – wenn auch nie an ihn.
»Bitte setzen Sie sich, Professor Fleming«, sagte Richter Sanderson.
Galbraith blieb stehen. »Herr Professor, ich glaube, dem Gericht muss zu Beginn dargelegt werden, welches Fachwissen und welche Kompetenz Sie in diesen Fall einbringen können. Ich hoffe also, Sie vergeben mir, wenn ich zuvor einige persönliche Fragen stelle.«
Der Professor deutete ein Nicken an.
»Welche Stellung haben Sie derzeit inne?«
»Ich bin Professor für Anorganische Chemie an der Universität von Edinburgh.«
»Haben Sie ein Buch über die Relevanz dieses Fachgebiets für die Verbrechensaufklärung geschrieben, das zu einem Klassiker wurde und mit dem an den meisten Universitäten im Rahmen des juristischen Lehrplans gelehrt wird?«
»Ich kann nicht für die
meisten
Universitäten sprechen, Mr. Galbraith, aber derzeit gilt das für die Universität von Edinburgh.«
»Haben Sie nicht bereits mehrere Regierungen bei Streitfragen mit Ihrem Expertenwissen beraten?«
»Ich möchte meinen Expertenstatus nicht überbewerten, Mr. Galbraith. Bei drei Gelegenheiten hat mich die Regierung gebeten, sie bezüglich der Gültigkeit von Dokumenten zu beraten, als zwischen zwei oder mehr Nationen eine Uneinigkeit entstand.«
»Genau. Lassen Sie mich also fragen, Herr Professor, ob Sie
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