Das Letzte Plädoyer: Roman
Treppenkopf.
Danny stieg die schäbige, schlecht beleuchtete Treppe hinauf, wobei er an den gerahmten Postern früherer Theaterstücke von Duncan vorbeikam. Keines von ihnen war ein Erfolg gewesen, soweit Danny es beurteilen konnte. Er passierte ein eng umschlungenes Pärchen, das ihn keines Blickes würdigte, dann betrat er einen Raum, der eindeutig Duncans Büro war. Rasch fand er heraus, warum so viele Menschen bis auf den Flur hinausquollen. Es war so brechend voll, dass sich die Gäste kaum bewegen konnten. Eine junge Frau neben der Tür bot ihm einen Drink an, und Danny bat um ein Glas Wasser – er musste sich schließlich konzentrieren, wenn seine Investition einen Gewinn abwerfen sollte.
Danny sah sich im Raum nach jemanden um, den er kannte, und entdeckte Katie. Sie wandte ihm in dem Moment den Rücken zu, als sie ihn sah. Er lächelte und musste an Beth denken. Beth hatte ihn immer damit aufgezogen, wie schüchtern er war, vor allem, wenn er einen Raum voller fremder Menschen betrat. Wäre Beth mit ihm hier, würde sie mittlerweile mit einer Gruppe von Leuten plaudern, die sie nie zuvor gesehen hatte. Wie sehr er sie vermisste. Jemand berührte ihn am Arm, unterbrach seinen Gedankengang. Als er sich umdrehte, stand Gerald Payne neben ihm.
»Nick«, begrüßte er ihn, als seien sie alte Freunde, »gute Neuigkeiten. Ich habe die Bank gefunden, die den derzeitigen Besitzer eines der beiden Grundstücke vertritt.«
»Haben Sie einen Kontaktmann bei der Bank?«
»Leider nicht«, räumte Payne ein. »Aber sie hat ihren Sitz in Genf, darum könnte der Grundstückseigner ein Ausländer sein, der keine Ahnung vom potentiellen Wert seines Besitzes hat.«
»Oder es ist ein Engländer, der das nur allzu gut weiß.« Danny hatte bereits bemerkt, dass Paynes Flasche immer zu drei Vierteln voll war.
»Wie auch immer, das finden wir morgen heraus, denn der Bankier, ein Monsieur Segat, hat mir versprochen, mich am Vormittag wissen zu lassen, ob sein Kunde zu einem Verkauf bereit ist.«
»Und das andere Grundstück?«, fragte Danny.
»Macht nicht viel Sinn, dem nachzugehen, falls der Besitzer des anderen Grundstücks nicht verkaufen will.«
»Da haben Sie wahrscheinlich recht.« Danny machte sich nicht die Mühe, ihm zu sagen, dass er diese Vorgehensweise überhaupt erst vorgeschlagen hatte.
»Gerald.« Lawrence Davenport küsste Payne auf beide Wangen.
Danny war überrascht, dass Davenport unrasiert war und ein Hemd trug, in dem er in dieser Woche ganz offensichtlich nicht zum ersten Mal steckte. Während die beiden Männer sich begrüßten, verspürte er einen solchen Abscheu gegen sie, dass er an der Unterhaltung unmöglich teilnehmen konnte.
»Kennst du Nick Moncrieff?«, fragte Payne.
Davenport zeigte weder Wiedererkennen noch Interesse.
»Wir haben uns bei Ihrer Dernièrenparty kennengelernt«, half Danny ihm auf die Sprünge.
»Ach ja.« Jetzt kam doch etwas Interesse in Davenport auf.
»Ich habe mir das Stück zweimal angesehen.«
»Wie schmeichelhaft.« Davenport bedachte ihn mit dem Lächeln, das er für seine Fans reserviert hatte.
»Werden Sie auch in Charlies nächster Produktion mitspielen?«, erkundigte sich Danny.
»Nein«, erwiderte Davenport. »So sehr es mir auch gefallen hat, an
Bunbury
mitzuwirken, darf ich mein Talent nicht ausschließlich der Bühne widmen.«
»Warum nicht?«, fragte Danny unschuldig.
»Wenn man sich auf so lange Zeit verpflichtet, muss man unglaublich viele Angebote ausschlagen. Und man weiß ja nie, wann man gebeten wird, die Hauptrolle in einem Film oder einer Mini-Serie zu übernehmen.«
»Wie schade«, sagte Danny. »Ich würde beträchtlich mehr investieren, wenn Sie zur Besetzung gehörten.«
»Wie nett, dass Sie das sagen«, meinte Davenport. »Vielleicht ergibt sich ja zukünftig etwas.«
»Das hoffe ich doch sehr«, erwiderte Danny. »Sie sind schließlich ein echter Star.« Er war sich bewusst, dass es ein Zuviel bei Lawrence Davenport nicht gab, solange man nur mit Lawrence Davenport über Lawrence Davenport sprach.
»Tja«, sagte Davenport. »Wenn Sie wirklich klug investieren wollen, dann hätte ich da …«
»Larry!«, rief plötzlich eine Stimme. Davenport drehte sich um und küsste einen anderen Mann, sehr viel jünger als er selbst. Die Chance war vertan, aber Davenport hatte die Tür weit offen gelassen, und Danny plante, in Bälde unangemeldet hindurchzustürmen.
»Wie traurig«, meinte Payne, als Davenport weitergegangen
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