Das Letzte Plädoyer: Roman
gelassen.«
»Dann wird sie also noch mindestens eine Nacht in The Boltons verbringen.«
»Sieht ganz so aus. Oder glaubst du, dass sie das Land verlassen wollen?«, fragte Payne.
»Daran werden sie erst denken, wenn er am Donnerstagmorgen das letzte Treffen mit seiner Bewährungshelferin hatte und er seine Bestätigung bekommt, dass er nun ein freier Mann ist.«
»Das heißt, wir haben nur noch drei Tage, um alle Beweise zu sammeln, die wir brauchen«, sagte Payne.
»Und was hat er heute Nachmittag gemacht?«
»Er hat die Universität um sechzehn Uhr verlassen und wurde zu The Boltons zurückgefahren. Er ging ins Haus, aber der Fahrer fuhr gleich weiter. Ich bin ihm gefolgt, falls er die Frau abholen würde.«
»Hat er das getan?«
»Ja. Er hat sie von der Arbeit abgeholt und sie zum Haus gebracht.«
»Und der Koffer?«
»Den hat er ins Haus getragen.«
»Vielleicht glaubt sie, es sei jetzt sicher, bei ihm einzuziehen. War er joggen?«
»Falls ja, dann muss er das getan haben, während ich der Frau gefolgt bin.«
»Gib dich morgen nicht mit ihr ab«, befahl Craig. »Konzentriere dich von nun an ganz auf Cartwright, denn wenn wir ihn im Klo herunterspülen wollen, dann kommt es nur auf eines an.«
»Auf das Foto«, sagte Payne. »Aber was, wenn er morgen früh nicht joggt?«
»Umso mehr Grund, die Frau zu ignorieren und dich immer an ihn zu halten«, erwiderte Craig. »In der Zwischenzeit bringe ich Larry auf den neuesten Stand.«
»Trägt er eigentlich irgendetwas zu unserem Plan bei?«
»Nicht viel«, räumte Craig ein. »Aber wir können es uns nicht leisten, ihn vor den Kopf zu stoßen, solange er immer noch bei seiner Schwester wohnt.«
Craig rasierte sich gerade, als das Handy klingelte. Er fluchte.
»Sie haben wieder gemeinsam das Haus verlassen.«
»Dann war er heute Morgen nicht beim Joggen?«
»Höchstens, wenn er es vor fünf Uhr getan hat. Ich rufe wieder an, falls er seinen Tagesablauf ändern sollte.«
Craig klappte das Handy zu und fuhr mit seiner Rasur fort. Er schnitt sich. Und fluchte erneut.
Um zehn Uhr musste er vor Gericht sein. Dann fällte der Richter das Urteil über seinen Fall von schwerem Einbruch. Sein Mandant würde wahrscheinlich nur zwei Jahre bekommen, trotz der Tatsache, dass noch 23 weitere Vergehen offen waren.
Craig legte etwas Aftershave auf und dachte an die Anklage, der sich Cartwright bald gegenübersehen würde: Flucht aus Belmarsh, während er vorgab, ein anderer zu sein, Diebstahl einer Briefmarkensammlung im Wert von über 50 Millionen Dollar, gefälschte Schecks für zwei Konten, und mindestens 23 weitere offene Vergehen. Sobald der Richter all das berücksichtigt hätte, würde Cartwright das Tageslicht erst wiedersehen, wenn er Anspruch auf Rente hatte. Craig vermutete, dass die Frau ebenfalls lange Zeit hinter Gittern landen würde, weil sie einen Kriminellen gedeckt und begünstigt hatte. Und sobald man herausfand, was Cartwright getan hatte, seit er aus dem Gefängnis geflohen war, würde niemand mehr darüber reden, ihm eine Begnadigung zuteil werden zu lassen. Craig spürte sogar eine wachsende Zuversicht, dass der Lordkanzler ihn erneut in sein Büro rufen würde. Und dieses Mal würde er ihm einen trockenen Sherry anbieten, während sie über den Niedergang des englischen Kricketsports sprachen.
»Wir werden verfolgt«, sagte Big Al.
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Danny.
»Ich habe gestern einen Wagen entdeckt, der uns folgte. Und jetzt ist er schon wieder da.«
»Fahr an der nächsten Kreuzung links und schau, ob er an uns dran bleibt.«
Big Al nickte und bog ohne zu blinken plötzlich links ab.
»Folgt er uns noch?«, fragte Danny.
»Nein, er ist geradeaus gefahren.« Big Al sah in den Rückspiegel.
»Was war es für ein Auto?«
»Ein dunkelblauer Ford Mondeo.«
»Wie viele mag es davon in London geben?«, fragte Danny.
Big Al grunzte. »Er ist uns gefolgt«, beharrte er, als er zu The Boltons fuhr.
»Ich gehe jetzt joggen«, meinte Danny. »Ich lasse es dich wissen, falls ich jemanden sehe, der mir folgt.«
Big Al lachte nicht.
»Cartwrights Chauffeur hat mich entdeckt«, berichtete Payne. »Ich hatte keine andere Wahl, als weiterzufahren und mich den Rest des Tages nicht blicken zu lassen. Jetzt fahre ich gerade zur Mietwagenzentrale, um mir ein anderes Modell geben zu lassen. Morgen früh schiebe ich wieder Wache. Aber ich muss vorsichtig sein, Cartwrights Fahrer ist gut. Ich wette, er war mal bei der
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