Das Letzte Plädoyer: Roman
Taschentuch aus der Tasche seines Blazers und wischte sich damit über die Augenbrauen, noch bevor er den Zeugenstand erreicht hatte.
Der Gerichtsdiener führte Sir Hugo in den Zeugenstand und reichte ihm eine Bibel. Hugo las den Eid von der Karte ab, die man ihm vorhielt, dann sah er zur Besucherempore hoch und hielt Ausschau nach dem Menschen, der viel besser als er eine Aussage hätte machen können. Als er wieder nach unten schaute, lächelte ihn Mr. Pearson freundlich an.
»Sir Hugo, würden Sie für das Protokoll Ihren Namen und Ihre Adresse nennen?«
»Sir Hugo Moncrieff, Manor House, Dunbroath in Schottland.«
»Lassen Sie mich mit der Frage beginnen, wann Sie Ihren Neffen Nicholas Moncrieff zum letzten Mal sahen, Sir Hugo.«
»An dem Tag, als wir beide der Beerdigung seines Vaters beiwohnten.«
»Hatten Sie bei diesem traurigen Anlass Gelegenheit, sich mit ihm zu unterhalten?«
»Leider nein«, erwiderte Hugo. »Er wurde von zwei Gefängnisbeamten begleitet, die sagten, wir dürften keinen Kontakt zu ihm haben.«
»Welche Beziehung hatten Sie zu Ihrem Neffen?«, fragte Pearson.
»Eine herzliche Beziehung. Wir haben Nick alle geliebt. Er war ein guter Junge und war schlecht behandelt worden, wie die Familie immer fand.«
»Es gab also keine Unstimmigkeiten, als Sie und Ihr Bruder erfuhren, dass er einen Großteil des Vermögens von Ihrem Vater geerbt hatte?«
»Selbstverständlich nicht«, erklärte Hugo. »Nick hätte den Titel sowie das Familienvermögen beim Tod seines Vaters ohnehin automatisch geerbt.«
»Dann muss es für Sie ein entsetzlicher Schock gewesen sein, als Sie erfuhren, dass er sich im Gefängnis erhängt und ein Betrüger seinen Platz eingenommen hatte?«
Hugo senkte kurz den Kopf, dann sagte er: »Es war für mich und meine Frau Margaret ein ungeheuerlicher Schlag, aber dank der Professionalität der Polizei und der Unterstützung von Freunden und Angehörigen kommen wir ganz allmählich damit klar.«
»Perfekt«, flüsterte Sir Matthew.
»Können Sie bestätigen, Sir Hugo, dass das königliche Wappenamt zwischenzeitlich Ihr Anrecht auf den Familientitel bestätigt hat«, fragte Mr. Pearson und ignorierte den Kommentar von Sir Matthew.
»Ja, das kann ich, Mr. Pearson. Die Papiere wurden mir vor einigen Wochen zugestellt.«
»Können Sie außerdem bestätigen, dass sich das Anwesen in Schottland sowie das Haus in London und die Konten in London und in der Schweiz sich jetzt wieder unter der Kontrolle der Familie befinden?«
»Ich fürchte, das kann ich nicht, Mr. Pearson.«
»Und warum nicht?«, warf Richter Hackett ein.
Sir Hugo wirkte peinlich berührt, als er sich dem Richter zuwandte. »Beide Banken erkennen Ansprüche auf ein Konto während eines schwebenden Gerichtsverfahrens üblicherweise nicht an, Euer Lordschaft. Man hat mir versichert, dass die Konten in dem Moment geöffnet werden, sobald das Verfahren abgeschlossen ist und die Geschworenen ihr Urteil gefällt haben.«
»Keine Sorge.« Der Richter lächelte ihn herzlich an. »Ihre Qual wird bald ein Ende haben.«
Schon war Sir Matthew auf den Beinen. »Ich bedauere, Euer Lordschaft zu unterbrechen, aber wollen Sie mit Ihrer Bemerkung andeuten, dass Sie in diesem Fall bereits zu einem Urteil gelangt sind?«, fragte er mit einem Lächeln.
Nun wirkte der Richter peinlich berührt. »Nein, natürlich nicht, Sir Matthew. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass das Warten für Sir Hugo bald ein Ende haben wird, ungeachtet des Ergebnisses dieser Verhandlung.«
»Vielen Dank, Euer Lordschaft. Ich bin sehr erleichtert, dass Sie Ihr Urteil noch nicht gefällt haben, bevor die Verteidigung eine Chance hatte, ihre Seite des Falles darzulegen.« Er setzte sich wieder.
Pearson funkelte Sir Matthew finster an, aber der alte Mann hatte bereits wieder die Augen geschlossen, daher wandte sich der Staatsanwalt dem Zeugen zu. »Sir Hugo, es tut mir leid, dass Sie eine derart unschöne Erfahrung machen mussten, für die Sie nichts konnten. Die Geschworenen müssen allerdings verstehen, welche Qualen und welchen Kummer der Angeklagte Daniel Cartwright über Ihre Familie gebracht hat. Wie seine Lordschaft bereits klarstellte, wird all das bald ein Ende haben.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, sagte Sir Matthew.
Pearson ignorierte den Einwurf. »Keine weiteren Fragen, Euer Lordschaft«, sagte er und kehrte an seinen Platz zurück.
»Jedes einzelne Wort war geprobt«, flüsterte Sir Matthew, die Augen immer noch
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