Das Letzte Plädoyer: Roman
verhaften, die um 2 Uhr nachts im Bett lagen?« Fuller zögerte. »Wie viele, Chefinspektor?«
»Vierzehn.«
»Waren es nicht eher zwanzig?«, sagte Alex.
»Wenn man die Verstärkung mitzählt, mögen es zwanzig gewesen sein.«
»Klingt ein wenig viel für einen Mann und eine Frau«, meinte Alex.
»Er hätte ja bewaffnet sein können«, erklärte Fuller. »Dieses Risiko wollte ich nicht eingehen.«
»War er denn bewaffnet?«, fragte Alex.
»Nein, war er nicht …«
»Vielleicht haben Sie nicht zum ersten Mal …«
»Das reicht, Mr. Redmayne«, unterbrach der Richter, bevor er seinen Satz beenden konnte.
»Guter Versuch«, sagte Alex’ Vater so laut, dass es alle im Saal hören konnten.
»Möchten Sie etwas beitragen, Sir Matthew?«, fauchte der Richter.
Der Vater von Alex öffnete die Augen wie ein Tier aus dem Dschungel, das aus tiefem Schlaf erwacht ist. Langsam erhob er sich von seinem Platz und sagte: »Wie freundlich, dass Sie mich fragen, Euer Lordschaft. Aber nein, jetzt noch nicht. Vielleicht später.« Er ließ sich wieder auf seinen Platz sinken.
In die Pressebänke kam plötzlich Bewegung, als dieser erste Schlag landete. Alex schürzte die Lippen aus Angst, laut herauslachen zu müssen. Richter Hackett konnte sich kaum beherrschen.
»Fahren Sie fort, Redmayne«, sagte der Richter, aber bevor Alex darauf reagieren konnte, war sein Vater schon auf den Beinen. »Bitte entschuldigen Sie, Euer Lordschaft«, sagte er mit süßlichem Tonfall, »aber welchen Redmayne meinen Sie?«
Dieses Mal mussten sämtliche Geschworenen lachen. Der Richter erwiderte darauf nichts. Sir Matthew ließ sich wieder auf seinen Platz sinken, schloss die Augen und flüsterte: »Beiß ihn da, wo’s weh tut, Alex.«
»Chefinspektor, Sie haben dem Gericht mitgeteilt, dass Sie in dem Moment überzeugt waren, es handelte sich bei dem Bewohner des Hauses um Daniel Cartwright und nicht um Sir Nicholas Moncrieff, als Sie sahen, wie Miss Wilson das Gebäude betrat.«
»Ja, das ist richtig.« Fuller war immer noch in das Geländer des Zeugenstandes verkrallt.
»Und nachdem Sie meinen Mandanten verhaftet hatten, Chefinspektor, da zweifelten Sie keine Sekunde lang daran, ob Sie womöglich den falschen Mann verhaftet hatten?«
»Nein, Mr. Redmayne. Nicht nachdem ich die Narbe auf seinem …«
»Nicht nachdem Sie die Narbe auf seinem …«
»… nachdem ich seine DNA auf dem Polizeicomputer überprüft hatte«, sagte der Chefinspektor.
»Setz dich«, flüsterte Alex’ Vater. »Du hast alles, was du brauchst, und Hackett wird die Bedeutung der Narbe noch nicht klar sein.«
»Danke, Chefinspektor. Keine weiteren Fragen, Euer Lordschaft.«
»Wünschen Sie den Zeugen erneut zu befragen, Mr. Pearson?«, erkundigte sich Richter Hackett.
»Danke nein, Euer Lordschaft«, erwiderte Pearson. Er notierte sich die Worte
nicht nachdem Sie die Narbe auf seinem
und versuchte, die Bedeutung dieser Worte zu erfassen.
»Danke, Chefinspektor«, sagte der Richter, »Sie dürfen den Zeugenstand jetzt verlassen.«
Während der Chefinspektor den Saal verließ, beugte sich Alex zu seinem Vater und flüsterte: »Ich habe ihn doch noch gar nicht dazu bringen können, einzuräumen, dass es sich bei dem vornehmen Gentleman um Spencer Craig handelte.«
»Er hätte den Namen seines Informanten ohnehin nie preisgegeben, aber du hast es trotzdem geschafft, ihn zweimal in eine Falle zu locken. Und vergiss nicht, es gibt noch einen Zeugen, der weiß, wer Danny der Polizei verraten hat, und der wird sich in einem Gerichtssaal sicher nicht so wohl fühlen, also solltest du es problemlos schaffen, es aus ihm herauszukitzeln, lange bevor Hackett ahnt, worauf du hinauswillst. Vergiss nie, dass wir nicht noch einmal den Fehler machen dürfen, der uns bei Richter Browne mit der Kassette unterlaufen ist.« Alex nickte.
Richter Hackett sah zur Bank, auf der die Anwälte saßen. »Das ist jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt, um eine Pause einzulegen.«
»Erheben Sie sich.«
75
Arnold Pearson war in ein Gespräch mit seinem Assistenten vertieft, als Richter Hackett mit lauter Stimme rief: »Sind Sie bereit für Ihren nächsten Zeugen, Mr. Pearson?«
Pearson erhob sich. »Ja, Euer Lordschaft. Ich rufe Sir Hugo Moncrieff.«
Alex beobachtete, wie Sir Hugo vorsichtig den Gerichtssaal betrat. Erlaube dir niemals eine vorgefasste Meinung bei einem Zeugen, hatte ihm sein Vater seit frühester Jugend eingeschärft, aber Hugo war eindeutig nervös. Er zog ein
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