Das Letzte Plädoyer: Roman
aber ich halte sie nicht für relevant«, erklärte Richter Hackett. »Nicht Sir Hugo steht hier vor Gericht. Das Verhältnis zu seinem Neffen ist für diesen Fall nicht von Bedeutung. Ich schlage daher vor, dass Sie fortfahren, Mr. Redmayne.«
Sir Matthew zupfte am Talar seines Sohnes. »Darf ich mich kurz mit meinem Assistenten beraten?«, bat Alex den Richter.
»Wenn es unbedingt sein muss.« Richter Hackett grollte immer noch wegen seines letzten Schlagabtausches mit Sir Matthew. »Aber sputen Sie sich.«
Alex setzte sich. »Du hast deinen Punkt deutlich gemacht, mein Junge«, flüsterte Sir Matthew. »Außerdem sollte die wichtigste Zeile der Tagebücher für den nächsten Zeugen aufgespart werden. Abgesehen davon fragt sich der gute, alte Hackett mittlerweile, ob er zu weit gegangen ist und uns genug Zündstoff für eine Neuverhandlung an die Hand gegeben hat. Das wird er um jeden Preis verhindern wollen. Diese Verhandlung ist seine letzte, bevor er in den Ruhestand geht, und er wird nicht wollen, dass die Erinnerung an ihn für immer mit einer Neuverhandlung verbunden sein wird. Wenn du gleich weitermachst, dann sage, dass du die Einschätzung Seiner Lordschaft selbstverständlich akzeptierst, dass du dich aber womöglich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal auf bestimmte Abschnitte der Tagebücher beziehen musst und dass du hoffst, dass dein geschätzter Herr Kollege bis dahin die Zeit findet, die wenigen Einträge zu lesen, die dein Assistent entgegenkommenderweise bereits markiert hat.«
Alex erhob sich. »Ich akzeptiere die Einschätzung Eurer Lordschaft selbstverständlich, aber zu einem späteren Zeitpunkt muss ich möglicherweise noch einmal Bezug auf einige Passagen der Tagebücher nehmen, und ich hoffe sehr, dass mein geschätzter Herr Kollege die Zeit findet, die wenigen Zeilen zu lesen, die bereits gekennzeichnet wurden.« Sir Matthew lächelte. Der Richter runzelte die Stirn. Sir Hugo wirkte verwirrt.
Alex richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Zeugen, der sich jetzt alle paar Minuten über die Augenbrauen strich.
»Sir Hugo, können Sie bestätigen, dass es der letzte Wunsch Ihres Vaters war, wie er es auch in seinem Testament festhielt, dass das Anwesen in Dunbroath dem National Trust for Scotland übergeben werden sollte, zusammen mit einer ausreichenden Summe für die Instandhaltung?«
»So habe ich es verstanden«, räumte Hugo ein.
»Dann können Sie auch bestätigen, dass Daniel Cartwright sich an diesen Wunsch hielt und dass sich das Anwesen nunmehr in der Hand des National Trust for Scotland befindet?«
»Ja, das kann ich bestätigen«, meinte Hugo zögernd.
»Hatten Sie in letzter Zeit die Gelegenheit, das Haus in The Boltons aufzusuchen und sich von seinem Zustand zu überzeugen?«
»Ja. Ich habe keinen großen Unterschied zu vorher bemerkt.«
»Sir Hugo, wünschen Sie, dass ich die Haushälterin von Mr. Cartwright aufrufen lasse, damit sie dem Gericht in aller Ausführlichkeit erzählen kann, in welchem Zustand sie das Haus vorfand, als sie eingestellt wurde?«
»Das wird nicht nötig sein«, erklärte Hugo. »Möglicherweise war es wirklich ein wenig vernachlässigt worden, aber wie ich bereits deutlich gemacht habe, verbrachte ich einen Großteil meiner Zeit in Schottland und kam nur selten nach London.«
»Dann lassen Sie uns über das Konto Ihres Neffen bei der Coutts Bank in London sprechen, Sir Hugo. Können Sie dem Gericht mitteilen, wie viel Geld sich zum Zeitpunkt seines Todes auf seinem Konto befand?«
»Woher soll ich das wissen?«, erwiderte Hugo bissig.
»Dann darf ich es Ihnen vielleicht mitteilen, Sir Hugo.« Alex zog einen Kontoauszug aus einer Mappe. »Es waren etwas über 7000 Pfund.«
»Aber es kommt doch nur darauf an, wie viel Geld zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch auf dem Konto ist!«, warf Sir Hugo triumphierend ein.
»Da gebe ich Ihnen absolut recht.« Alex zog einen zweiten Kontoauszug heraus. »Gestern bei Geschäftsschluss befanden sich auf dem Konto etwas über 42 000 Pfund.«
Hugo sah zur Besucherempore hoch und wischte sich über die Augenbrauen.
»Als Nächstes sollten wir über die Briefmarkensammlung Ihres Vaters Sir Alexander sprechen, die er seinem Enkel Nicholas hinterließ.«
»Cartwright hat sie hinter meinem Rücken verkauft.«
»Ich finde eher, dass er sie direkt vor Ihrer Nase verkauft hat.«
»Ich hätte mich nie damit einverstanden erklärt, mich von etwas zu trennen, was die Familie immer als unschätzbares
Weitere Kostenlose Bücher