Das Letzte Plädoyer: Roman
geschlossen. »Führe diesen verdammten Kerl einen langen, dunklen Weg entlang, und wenn er es am wenigsten erwartet, stoße ihm ein Messer ins Herz. Ich verspreche dir, Alex, es wird kein Blut fließen – weder rot noch blau.«
»Mr. Redmayne«, rief der Richter, »es tut mir ja leid, wenn ich Sie störe, aber haben Sie die Absicht, den Zeugen ins Kreuzverhör zu nehmen?«
»Ja, Euer Lordschaft.«
»Lass dir Zeit, Junge. Vergiss nicht, er ist derjenige, der es schnell hinter sich bringen möchte«, flüsterte Sir Matthew und sank noch weiter in sich zusammen.
»Sir Hugo«, fing Alex an, »Sie haben dem Gericht gesagt, die Beziehung zu Ihrem Neffen Nicholas Moncrieff sei sehr eng gewesen – ich glaube, Sie beschrieben sie als
herzlich
– und dass Sie auf der Beerdigung seines Vaters gern mit ihm gesprochen hätten, wenn die Gefängnisbeamten das nicht verhindert hätten.«
»Ja, das ist korrekt«, sagte Hugo.
»Darf ich Sie fragen, wann Sie erfuhren, dass Ihr Neffe in Wirklichkeit tot war und nicht, wovon Sie ausgegangen waren, in The Boltons wohnte?«
»Einige Tage, bevor Cartwright verhaftet wurde.«
»Das wären dann ungefähr eineinhalb Jahre nach der Beerdigung, auf der Ihnen der Kontakt zu Ihrem Neffen untersagt wurde?«
»Ja, vermutlich.«
»Dann muss ich Sie fragen, Sir Hugo, wie oft Sie in diesen 18 Monaten mit Ihrem Neffen, dem Sie ja so nahe waren, persönlich oder am Telefon gesprochen haben?«
»Aber das ist ja der springende Punkt – es war gar nicht Nick.« Hugo wirkte erfreut über sich selbst.
»Nein, war es nicht«, stimmte Alex ihm zu. »Aber haben Sie dem Gericht nicht soeben mitgeteilt, dass Sie das erst nach diesen 18 Monaten erfahren haben?«
Hugo sah zur Besucherempore hoch, hoffte auf eine Inspiration. Diese Frage hatte Margaret nicht vorhergesehen und ihm daher auch nicht aufgetragen, was er darauf antworten sollte. »Nun ja, wir hatten beide viel zu tun.« Hektisch dachte er nach. »Er lebte in London, ich verbrachte die meiste Zeit in Schottland.«
»Soweit ich weiß, gibt es seit neuestem auch Telefone in Schottland«, sagte Alex. Eine Welle des Gelächters lief durch den Saal.
»Es war ein Schotte, der das Telefon erfand, Sir«, erklärte Hugo sarkastisch.
»Umso mehr ein Grund, es hin und wieder zu benutzen«, meinte Alex.
»Was wollen Sie damit andeuten?«, verlangte Hugo zu wissen.
»Ich will gar nichts andeuten«, erwiderte Alex. »Aber wollen Sie leugnen, dass Sie im September 2002 an einer Briefmarkenauktion bei Sotheby’s teilnahmen und die darauffolgenden Tage im selben Hotel in Genf verbrachten wie der Mann, den Sie für Ihren Neffen hielten, ohne einen Versuch zu unternehmen, mit ihm zu sprechen?«
»Er hätte ja auch mit mir sprechen können.« Hugo wurde lauter. »Das ist keine Einbahnstraße, wissen Sie.«
»Vielleicht wollte mein Mandant nicht mit Ihnen sprechen, weil er nur zu gut wusste, welche Beziehung Sie wirklich zu Ihrem Neffen hatten. Vielleicht wusste er, dass Sie ihm in den vorausgegangenen zehn Jahren kein einziges Mal geschrieben und nie mit ihm geredet hatten. Vielleicht wusste er, dass Ihr Neffe Sie verabscheute und dass Ihr eigener Vater – sein Großvater – Sie aus seinem Testament herausgeschrieben hatte?«
»Offenbar sind Sie fest entschlossen, das Wort eines Kriminellen über das eines Familienmitglieds zu stellen.«
»Nein, Sir Hugo. Ich habe all das von einem Mitglied Ihrer Familie erfahren.«
»Von wem?«, verlangte Hugo trotzig zu wissen.
»Von Ihrem Neffen, Sir Nicholas Moncrieff«, erwiderte Alex.
»Sie kannten ihn doch gar nicht.«
»Nein«, räumte Alex ein, »aber während seiner vier Jahre im Gefängnis, in denen Sie ihn weder besuchten noch ihm schrieben, führte er gewissenhaft Tagebuch, und seine Tagebücher sind äußerst erhellend.«
Pearson sprang auf. »Euer Lordschaft, ich muss protestieren. Diese Tagebücher, auf die sich mein geschätzter Kollege bezieht, wurden den Geschworenen erst vor einer Woche überreicht, und obwohl mein Assistent mannhaft versuchte, jede Zeile zu lesen, handelt es sich insgesamt doch um über tausend Seiten!«
»Euer Lordschaft«, sagte Alex. »Mein Assistent hat jedes einzelne Wort der Tagebücher gelesen und hat, um es dem Gericht leichter zu machen, die Passagen angestrichen, auf die wir später die Aufmerksamkeit der Geschworenen lenken möchten. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Tagebücher vor Gericht zulässig sind.«
»Sie mögen ja zulässig sein,
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