Das Letzte Plädoyer: Roman
Danny noch gar nicht gewusst hatte.
»Und Sie sind Ehrenbürger der Stadt Edinburgh?«
»Diese Ehre wurde mir zuteil, Sir.« Noch etwas, das Danny nicht gewusst hatte.
»Würden Sie dem Gericht bitte erläutern, Mr. Munro, in welcher Beziehung Sie zum Angeklagten stehen?«
»Gern, Mr. Redmayne. Ich hatte das Privileg, wie schon mein Vater vor mir, Sir Alexander Moncrieff als Rechtsbeistand zu dienen, den ersten Halter dieses Titels.«
»Vertraten Sie auch Sir Nicholas Moncrieff?«
»Ja, Sir.«
»Waren Sie sein Rechtsbeistand, während er in der Armee diente und später, als er im Gefängnis saß?«
»Ja. Er telefonierte aus dem Gefängnis von Zeit zu Zeit mit mir, aber einen Großteil erledigten wir durch ausführliche Korrespondenz.«
»Haben Sie Sir Nicholas im Gefängnis besucht?«
»Nein. Sir Nicholas bat mich nachdrücklich, dies nicht zu tun, und ich entsprach seiner Bitte.«
»Wann sind Sie ihm das erste Mal begegnet?«, fragte Alex.
»Ich kannte ihn als Kind, als er in Schottland aufwuchs, aber ich hatte ihn zwölf Jahre lang nicht gesehen, erst wieder, als er zur Beerdigung seines Vaters nach Dunbroath zurückkehrte.«
»Konnten Sie bei dieser Gelegenheit mit ihm sprechen?«
»Aber ja. Die beiden Gefängnisbeamten in seiner Begleitung waren sehr rücksichtsvoll und erlaubten mir, mich eine Stunde lang mit Sir Nicholas unter vier Augen zu beraten.«
»Dann sahen Sie ihn erst acht Wochen später wieder, als er kurz nach seiner Freilassung aus Belmarsh nach Schottland reiste.«
»Das ist korrekt.«
»Hatten Sie Anlass zu der Vermutung, dass die Person, die Sie besuchte, nicht Sir Nicholas Moncrieff sein könnte?«
»Nein, Sir. Ich hatte ihn in den vorhergehenden zwölf Jahren nur eine Stunde lang gesehen und der Mann, der in mein Büro trat, sah nicht nur wie Sir Nicholas aus, er trug auch dieselbe Kleidung wie bei unserer vorigen Begegnung. Außerdem besaß er die gesamte Korrespondenz, die wir im Laufe der Jahre geführt hatten, und trug einen goldenen Siegelring mit dem Familienwappen sowie die silberne Kette mit Anhänger, die mir sein Großvater einige Jahre zuvor gezeigt hatte.«
»Dann war er also in jeder Hinsicht Sir Nicholas Moncrieff?«
»Auf den ersten Blick ja.«
»Wenn Sie jetzt in der Rückschau noch einmal an diese Zeit denken, hatten Sie da jemals vermutet, dass es sich bei Sir Nicholas Moncrieff um einen Hochstapler handeln könnte?«
»Nein. Er verhielt sich stets höflich und charmant, selten bei einem so jungen Mann. Er erinnerte mich mehr an seinen Großvater als sonst jemand aus seiner Familie.«
»Wie erfuhren Sie, dass es sich bei Ihrem Mandanten nicht um Sir Nicholas Moncrieff, sondern um Danny Cartwright handelte?«
»Ich erfuhr davon, als er aufgrund der Vorwürfe, die Gegenstand dieser Verhandlung sind, verhaftet worden war.«
»Darf ich für das Protokoll festhalten, Mr. Munro, dass seit diesem Tag die Verwaltung des Moncrieff-Vermögens wieder in Ihren Händen liegt?«
»Das ist korrekt, Mr. Redmayne. Ich muss jedoch zugeben, dass es mir nicht gelang, die Alltagsgeschäfte mit derselben Eleganz durchzuführen, wie es Danny Cartwright immer getan hat.«
»Kann man sagen, dass das Vermögen jetzt auf sehr viel sichereren Beinen steht als seit Jahren?«
»Das ist ganz fraglos der Fall. Allerdings stagniert das Wachstum, seit Mr. Cartwright wieder im Gefängnis sitzt.«
»Ich hoffe doch sehr, Mr. Munro, Sie wollen damit nicht andeuten, dass die Schwere der Anklage dadurch gemindert wird?«, warf der Richter ein.
»Nein, Euer Lordschaft, keineswegs«, erwiderte Munro. »Ich habe allerdings in meinem fortgeschrittenen Alter gelernt, dass nur wenige Dinge gänzlich weiß oder schwarz sind. Am besten fasse ich es wohl so zusammen, dass ich die Ehre hatte, Sir Nicholas Moncrieff zu dienen, und das Privileg, mit Mr. Cartwright zu arbeiten. Beide sind wie Eichen, wenn auch aus unterschiedlichen Wäldern. Aber wir leiden schließlich alle auf die eine oder andere Weise daran, Gefangene unserer Herkunft zu sein, Euer Lordschaft.«
Sir Matthew öffnete die Augen und starrte einen Mann an, den er am liebsten schon vor langer Zeit kennengelernt hätte.
»Den Geschworenen ist zweifellos aufgefallen, dass Sie Mr. Cartwright großen Respekt und Bewunderung entgegenbringen, Mr. Munro«, fuhr Alex fort. »Dies bedenkend, werden sie wohl kaum verstehen, wie sich derselbe Mann einer so eklatanten Hochstapelei schuldig machen konnte.«
»Ich habe in den letzten sechs
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