Das Letzte Plädoyer: Roman
wollen hoffen, dass er nicht von allein merkt, wer dieser Gentleman war.«
»Das steht in den Klauseln des Vertrages«, sagte Hugo und wischte sich über die Brauen. »Ich darf unter keinen Umständen seinen Namen offenbaren.«
Richter Hackett legte seinen Stift aus der Hand. »Hören Sie mir jetzt gut zu, Sir Hugo. Wenn Sie nicht wegen Missachtung des Gerichts belangt werden und die Nacht in einer Zelle zubringen wollen, um Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, dann schlage ich vor, dass Sie die Frage von Mr. Redmayne beantworten und dem Gericht den Namen dieses vornehmen Gentleman nennen, der 25 Prozent Ihres Vermögens verlangt, bevor er bereit ist, den Angeklagten als Betrüger zu entlarven. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
Hugo zitterte jetzt unkontrolliert. Er schaute zur Empore hoch, sah, wie Margaret nickte. Er drehte sich zum Richter und sagte: »Es war Staatsanwalt Spencer Craig.«
Alle Anwesenden fingen zeitgleich an zu reden.
»Du kannst dich jetzt setzen, mein Junge«, meinte Sir Matthew. »Ich glaube, das nennt man dort, wo Danny herkommt, einen Hammerschlag. Der geschätzte Herr Richter hat jetzt keine andere Wahl, als Spencer Craig vorzuladen, wenn er keine Neuverhandlung riskieren will.«
Sir Matthew warf einen Blick zu Arnold Pearson und sah, wie dieser seinen Sohn anschaute und dabei einen unsichtbaren Hut lüpfte.
»Chapeau, Alex«, sagte er.
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»Was glaubst du, wie sich Munro behaupten wird, wenn Pearson ihn in die Zange nimmt?«, fragte Alex.
»Ein alter Stier gegen einen alten Matador«, erwiderte Sir Matthew. »Erfahrung und Gerissenheit werden wichtiger sein als Attacke, darum setze ich auf Munro.«
»Und wann zeige ich dem Stier das rote Tuch?«
»Gar nicht«, erklärte Sir Matthew. »Dieses Vergnügen überlässt du dem Matador. Pearson wird dieser Herausforderung nicht widerstehen können und es macht viel mehr Eindruck, wenn es von der Staatsanwaltschaft kommt.«
»Erheben Sie sich«, rief der Gerichtsdiener.
Nachdem sich alle wieder gesetzt hatten, wandte sich der Richter an die Geschworenen. »Guten Morgen, meine Damen und Herren Geschworene. Gestern hörten Sie, wie Mr. Pearson den Fall für die Staatsanwaltschaft zusammenfasste, und nun wird die Verteidigung die Gelegenheit erhalten, ihre Sicht der Dinge darzulegen. Nach Rücksprache mit beiden Seiten muss ich Sie bitten, einen der Anklagepunkte zu streichen, nämlich den Vorwurf, der Angeklagte habe versucht, den Familienbesitz der Moncrieffs in Schottland zu stehlen. Sir Hugo Moncrieff bestätigte, dass dies nicht der Fall war, sondern dass das Anwesen in Übereinstimmung mit den testamentarischen Wünschen seines Vaters Sir Alexander dem National Trust for Scotland übergeben wurde. Dem Angeklagten werden jedoch vier andere Anklagepunkte zur Last gelegt, über die Sie und nur Sie allein verantwortlich zu befinden haben.«
Er lächelte die Geschworenen gütig an, dann sah er zu Alex. »Mr. Redmayne, bitte rufen Sie Ihren ersten Zeugen«, sagte er mit sehr viel respektvollerer Stimme als noch am Vortag.
»Danke, Euer Lordschaft.« Alex erhob sich. »Ich rufe Fraser Munro.«
Als Munro den Gerichtssaal betrat, sah er als Erstes zur Anklagebank und lächelte Danny zu. Er hatte ihn in den letzten sechs Monaten fünfmal in Belmarsh besucht, und Danny wusste, dass er sich darüber hinaus auch mehrmals mit Alex und Sir Matthew besprochen hatte.
Auch er hatte Danny keine Rechnung für geleistete Dienste präsentiert. Alle Konten von Danny waren eingefroren worden, so besaß er nur die 12 Pfund pro Woche, die er als Gefängnisbibliothekar verdiente, und damit hätte Mr. Munro nicht einmal das Taxi vom Caledonian Club zu Old Bailey bezahlen können.
Fraser Munro trat in den Zeugenstand. Er trug einen schwarzen Gehrock und gestreifte Hosen, ein weißes Hemd mit Stehkragen und eine schwarze Seidenkrawatte. Er ähnelte mehr einem Gerichtsbediensteten als einem Zeugen, und das verlieh ihm eine Autorität, die schon so manche schottischen Geschworenen beeinflusst hatte. Er nickte dem Richter verhalten zu, bevor er den Eid ablegte.
»Würden Sie bitte für das Protokoll Ihren Namen und Ihre Adresse nennen?«, bat Alex.
»Ich heiße Fraser Munro und wohne in der Argyll Street 49 in Dunbroath, Schottland.«
»Und Ihr Beruf?«
»Ich bin an schottischen Gerichten zugelassener Anwalt.«
»Ist es richtig, dass Sie der Präsident der schottischen Anwaltskammer waren?«
»Das ist richtig, Sir.« Etwas, was
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