Das Letzte Plädoyer: Roman
Sie nicht entsetzt von dem Gedanken, dass ein Außenstehender nun die Kontrolle über das Moncrieff-Vermögen hatte, über das Sie so viele Jahre zum Wohle der Familie gewacht hatten?«
»Nein, Sir, dieser Gedanke entsetzte mich nicht.«
»Aber als Ihr Mandant später verhaftet wurde und man ihm Betrug und Diebstahl vorwarf, da hatten Sie doch sicher das Gefühl, Ihre Pflichten vernachlässigt zu haben?«, bohrte Pearson.
»Ich brauche von Ihnen keine Belehrung, ob ich meine Pflichten vernachlässigt habe oder nicht, Mr. Pearson.«
Sir Matthew öffnete ein Auge. Der Richter sah nicht auf.
»Aber dieser Mann hat ›das Familiensilber verscherbelt‹, um einen anderen Schotten zu zitieren, und Sie haben nichts getan, um das zu verhindern.« Pearson wurde mit jedem Wort lauter.
»Nein, Sir, er hat das Familiensilber nicht verscherbelt, und ich bin ganz sicher, Harold Macmillan hätte mir in diesem Fall recht gegeben. Das Einzige, was Danny Cartwright gestohlen hat, Mr. Pearson, war der Familienname.«
»Sie können dem Gericht zweifellos dabei helfen, das moralische Dilemma aufzuklären, dem ich mich angesichts Ihrer Hypothese gegenübersehe«, sagte der Richter, der sich inzwischen von Mr. Munros früherer Attacke erholt hatte.
Mr. Munro sah zum Richter. Er war sich bewusst, dass die Aufmerksamkeit aller im Gerichtssaal nun auf ihm ruhte, einschließlich des Polizisten an der Tür. »Euer Lordschaft müssen sich über kein moralisches Dilemma Gedanken machen, denn ich war ausschließlich an den rechtlichen Feinheiten des Falles interessiert.«
»Den rechtlichen Feinheiten?« Richter Hackett tastete sich vorsichtig vor.
»Ja, Euer Lordschaft. Da Danny Cartwright der einzige Erbe des Moncrieff-Vermögens ist, wüsste ich nicht, welches Gesetz, wenn überhaupt eines, er gebrochen haben soll.«
Der Richter lehnte sich zurück, nur allzu glücklich, dass es Pearson war, der immer tiefer im Munro-Sumpf versank.
»Könnten Sie dem Gericht bitte erklären, Mr. Munro, was genau Sie damit meinen?«, flüsterte Pearson.
»Es ist doch ganz einfach, Mr. Pearson. Der verstorbene Sir Nicholas Moncrieff verfasste ein Testament, in dem er alles Daniel Arthur Cartwright aus der Bacon Road 26 in London E3 vermachte, mit Ausnahme einer Leibrente von 10 000 Pfund, die er seinem ehemaligen Fahrer Albert Crann hinterließ.«
Sir Matthew öffnete auch das andere Auge, nicht sicher, ob er Munro oder Pearson ansehen sollte.
»Und dieses Testament wurde ordnungsgemäß ausgestellt und bezeugt?«, fragte Pearson, der verzweifelt nach einem Fluchtweg suchte.
»Es wurde von Sir Nicholas am Nachmittag der Beerdigung seines Vaters in meiner Kanzlei aufgesetzt und unterschrieben. Im Bewusstsein der Bedeutung der Situation und meiner Verantwortung als Verwalter des Familienvermögens – worauf Sie selbst mich so nachhaltig hingewiesen haben, Mr. Pearson – bat ich die Gefängnisbeamten Ray Pascoe und Alan Jenkins, die Unterschrift von Sir Nicholas im Beisein eines weiteren Partners meiner Kanzlei zu bezeugen.« Munro wandte sich an den Richter. »Ich bin im Besitz des Originaldokuments, Euer Lordschaft, falls Sie Einblick zu nehmen gedenken.«
»Danke, nein, Mr. Munro, Ihr Wort reicht mir«, erwiderte der Richter.
Pearson sank auf seinen Platz auf der Bank, vergaß völlig sein abschließendes »Keine weiteren Fragen, Euer Lordschaft.«
»Haben Sie noch weitere Fragen an den Zeugen, Mr. Redmayne?«, erkundigte sich der Richter.
»Nur eine einzige Frage, Euer Lordschaft«, erwiderte Alex. »Mr. Munro, hat Sir Nicholas Moncrieff seinem Onkel Hugo Moncrieff irgendetwas hinterlassen?«
»Nein«, sagte Munro. »Nichts. Keinen Furz.«
»Keine weiteren Fragen, Euer Lordschaft.«
Geflüsterte Unterhaltungen wogten durch den Gerichtssaal, als Mr. Munro den Zeugenstand verließ, zur Anklagebank ging und dem Angeklagten die Hand schüttelte.
»Euer Lordschaft, ich frage mich, ob ich Sie auf einen Gesetzespunkt ansprechen darf«, erkundigte sich Alex, nachdem Munro den Gerichtssaal verlassen hatte.
»Selbstverständlich, Mr. Redmayne. Aber zuvor werde ich die Geschworenen entlassen. Meine Damen und Herren Geschworene, wie Sie eben hörten, möchte der Verteidiger über eine juristische Angelegenheit mit mir reden, die möglicherweise keinen Bezug zu dem vorliegenden Fall hat, falls aber doch, werde ich Sie bei Ihrer Rückkehr davon in Kenntnis setzen.«
Alex sah zur vollen Besucherempore hoch. Sein Blick fiel auf eine attraktive junge
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