Das Letzte Plädoyer: Roman
Monaten ununterbrochen über diese Frage nachgedacht, Mr. Redmayne, und bin zu dem Schluss gelangt, dass seine einzige Motivation darin bestand, gegen eine sehr viel größere Ungerechtigkeit anzugehen, die …«
»Mr. Munro«, unterbrach ihn der Richter mit strenger Stimme. »Wie Sie sehr wohl wissen, ist dies weder die Zeit noch der Ort, um Ihre persönliche Meinung zum Ausdruck zu bringen.«
»Ich danke Euer Lordschaft für diesen Hinweis«, erwiderte Munro, »aber ich habe mich unter Eid verpflichtet, die ganze Wahrheit zu sagen, und ich nehme doch nicht an, dass Sie etwas anderes von mir verlangen?«
»Natürlich nicht, Sir«, fauchte der Richter. »Aber ich wiederhole, dies ist nicht der angemessene Moment, um solche Ansichten kundzutun.«
»Euer Lordschaft, wenn ein Mann seine ehrliche Meinung nicht vor dem Hohen Gericht äußern darf, dann erklären Sie mir bitte, wo er sonst sagen darf, was er für die Wahrheit hält?«
Applaus brandete auf der Besucherempore auf.
»Ich denke, Sie sollten jetzt weitermachen, Mr. Redmayne«, rief Richter Hackett.
»Ich habe keine weiteren Fragen an den Zeugen, Euer Lordschaft«, sagte Alex. Der Richter wirkte erleichtert.
Nachdem Alex sich gesetzt hatte, beugte sich Sir Matthew zu ihm und flüsterte: »Der arme Arnold tut mir fast ein wenig leid. Er muss hin- und hergerissen sein, ob er sich diesem Giganten stellen will und riskiert, gedemütigt zu werden, oder ob er ihm einfach aus dem Weg geht und die Geschworenen mit einem Eindruck zurücklässt, von dem sie noch ihren Enkeln erzählen werden.«
Mr. Munro zuckte mit keiner Wimper, während er mit festem Blick zu Pearson schaute, der sich mit seinem Assistenten beriet. Beide wirkten gleichermaßen unsicher.
»Ich möchte Sie nur ungern zur Eile antreiben, Mr. Pearson«, rief der Richter, »aber haben Sie die Absicht, den Zeugen ins Kreuzverhör zu nehmen?«
Pearson erhob sich noch langsamer als sonst immer, zupfte nicht an seinem Talar und berührte auch nicht seine Perücke. Er sah auf seine Liste mit Fragen, die er das ganze Wochenende über vorbereitet hatte, und änderte spontan seine Meinung.
»Ja, Euer Lordschaft, aber ich werde den Zeugen nicht lange aufhalten.«
»Lange genug, wie ich hoffe«, murmelte Sir Matthew.
Pearson ignorierte die Bemerkung und sagte: »Ich begreife nicht, Mr. Munro, wie ein Mann, der in rechtlichen Dingen so versiert und erfahren ist wie Sie, keine Sekunde lang ahnte, dass es sich bei seinem Mandaten um einen Hochstapler handelte.«
Munro klopfte mit den Fingern auf das Geländer des Zeugenstands und wartete gerade so lange, wie er noch damit durchzukommen hoffen konnte. »Das ist leicht zu erklären, Mr. Pearson«, sagte er zu guter Letzt. »Danny Cartwright verhielt sich in jedem Augenblick absolut glaubwürdig, obwohl ich zugeben muss, dass es einen Moment in unserer einjährigen Beziehung gab, als er nicht ganz auf der Hut war.«
»Und wann war das?« Pearson krallte sich wieder in das Revers seines Talars.
»Als wir über die Briefmarkensammlung seines Großvaters sprachen und ich ihn daran erinnern musste, dass er an der Ausstellungseröffnung der Sammlung im Smithsonian Institute in Washington teilgenommen hatte. Es überraschte mich, dass er sich an diesen Tag nicht zu erinnern schien, was mir merkwürdig vorkam, da er das einzige Mitglied der Familie Moncrieff war, das eine Einladung erhalten hatte.«
»Haben Sie ihn nicht dazu befragt?«, verlangte Pearson zu wissen.
»Nein«, erwiderte Munro. »Ich fand damals, dass es nicht angemessen wäre.«
»Aber wenn Sie auch nur einen Moment lang vermuteten, dass dieser Mann nicht Sir Nicholas sein konnte« – Pearson zeigte mit dem Finger auf Danny, sah aber nicht zu ihm hinüber – »dann wäre es doch sicher Ihre Pflicht gewesen, die Angelegenheit weiter zu verfolgen?«
»Ich hatte nicht das Gefühl.«
»Aber dieser Mann beging fortgesetzt einen massiven Betrug an der Familie Moncrieff, und Sie haben ihm dabei geholfen.«
»So habe ich es nicht gesehen«, erwiderte Munro.
»Als Verwalter des Moncrieff-Vermögens wäre es doch zweifelsohne Ihre Pflicht gewesen, Cartwright als Betrüger zu entlarven.«
»Nein, ich hielt das nicht für meine Pflicht«, entgegnete Munro ruhig.
»Hat es Sie gar nicht beunruhigt, Mr. Munro, dass dieser Mann in dem Londoner Stadthaus der Moncrieffs seine Zelte aufschlug, wozu er doch überhaupt kein Recht hatte?«
»Nein, das hat mich nicht beunruhigt«, erwiderte Munro.
»Waren
Weitere Kostenlose Bücher