Das Letzte Plädoyer: Roman
zulächeln, aber der war bereits die Treppe hinuntergeleitet worden, damit er wieder in seine Zelle im Untergeschoss eingesperrt werden konnte. Alex fragte sich, aus welcher Tür sein Mandant gehen würde, wenn er morgen das Gerichtsgebäude verließ. Außerdem hatte er keine Ahnung, warum Pearson den Gerichtssaal so übereilt verlassen hatte.
13
Der Sekretär von Mr. Pearson rief am folgenden Morgen eine Minute vor neun den Sekretär von Richter Sackville an. Der Sekretär von Richter Sackville erklärte, dass er Mr. Pearsons Bitte weiterleiten und dann sofort zurückrufen würde. Einige Minuten später informierte der Sekretär von Richter Sackville den Sekretär von Mr. Pearson dahingehend, dass der Richter Mr. Pearson um 9 Uhr 30 in seinem Büro empfangen würde und angesichts der Umstände davon ausgehe, dass Mr. Redmayne ebenfalls anwesend sein sollte.
»Den rufe ich als Nächstes an, Bill«, antwortete der Sekretär von Mr. Pearson, bevor er auflegte.
Anschließend rief Mr. Pearsons Sekretär den Sekretär von Mr. Redmayne an und erkundigte sich, ob Mr. Redmayne um 9 Uhr 30 das Büro des Richters aufsuchen könne, um eine Angelegenheit von höchster Dringlichkeit zu besprechen.
»Worum geht es denn, Jim?«, fragte der Sekretär von Mr. Redmayne.
»Keine Ahnung, Ted. Pearson vertraut sich mir nie an.«
Der Sekretär von Mr. Redmayne verständigte Mr. Redmayne auf dessen Handy und erreicht ihn gerade noch, bevor er am Bahnhof Pimlico in die U-Bahn stieg.
»Hat Pearson gesagt, warum er sich mit dem Richter treffen will?«, fragte Alex.
»Das tut er nie, Mr. Redmayne«, erwiderte Ted.
Alex klopfte an die Tür, bevor er das Büro von Richter Sackville betrat. Pearson saß bereits gemütlich in einem Sessel und plauderte mit dem Richter über seine Rosen. Richter Sackville hätte niemals über den anstehenden Fall gesprochen, solange nicht beide Anwälte anwesend waren.
»Guten Morgen, Alex.« Der Richter winkte ihn zu einem alten Ledersessel neben Pearson.
»Guten Morgen, Herr Richter«, erwiderte Alex.
»Da wir in weniger als dreißig Minuten die Verhandlung eröffnen sollen, könnten Sie uns jetzt vielleicht sagen, warum Sie um dieses Treffen gebeten haben, Arnold«, bat Richter Sackville.
»Gern, Herr Richter«, erwiderte Pearson. »Auf Bitten der Oberstaatsanwaltschaft habe ich gestern Abend an einem Treffen in deren Büroräumen teilgenommen.«
Alex hielt die Luft an.
»Nach einer ausführlichen Diskussion mit meinen Vorgesetzten kann ich nun berichten, dass wir in diesem Fall bereit sind, die Anklage abzuändern.«
Alex versuchte, keine Reaktion zu zeigen, obwohl er am liebsten einen Luftsprung gemacht hätte, aber er befand sich hier im Büro des Richters und nicht auf den Grünanlagen des Upton Parks.
»An was dachten Sie?«, erkundigte sich der Richter.
»Die Staatsanwaltschaft vertritt die Ansicht, wenn Cartwright sich des Totschlags für schuldig bekennen würde …«
»Wäre Ihr Mandant geneigt, ein solches Angebot anzunehmen?«, fragte der Richter.
»Ich weiß es nicht«, gab Alex zu. »Er ist ein kluger Mann, aber auch so dickköpfig wie ein Maulesel. In den letzten sechs Monaten hat er sich strikt an seine Aussage gehalten und nie aufgehört, seine Unschuld zu beteuern.«
»Werden Sie ihm trotzdem raten, das Angebot der Staatsanwaltschaft anzunehmen?«, wollte Pearson wissen.
Alex schwieg eine Weile. »Ja. Aber wie soll ich das nach Ansicht der Staatsanwaltschaft verkaufen?«
Pearson runzelte angesichts der Wortwahl von Alex die Stirn. »Ihr Mandant könnte zugeben, dass er und Wilson den Pub verließen, um ihre Meinungsverschiedenheiten zu klären …«
»Und plötzlich steckte ein Messer in Wilsons Brust?« Der Richter versuchte, nicht allzu zynisch zu klingen.
»Selbstverteidigung. Mildernde Umstände … die Einzelheiten überlasse ich Redmayne. Das ist ja wohl kaum meine Aufgabe.«
Der Richter nickte. »Ich werde meinen Sekretär anweisen, die Gerichtsbediensteten sowie die Geschworenen wissen zu lassen, dass ich erst« – er sah auf seine Armbanduhr – »um elf Uhr mit der Verhandlung beginne. Alex, reicht Ihnen die Zeit, um Ihren Mandanten zu informieren und mit seiner Entscheidung in mein Büro zurückzukehren?«
»Ja. Ich bin sicher, die Zeit reicht aus«, sagte Alex.
»Wenn der Mann schuldig ist«, sagte Pearson, »sind Sie in zwei Minuten wieder da.«
14
Als Alex Redmayne das Büro des Richters verließ und sich langsam auf die andere Seite des
Weitere Kostenlose Bücher