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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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meinen besten Freund ermordet.«
    »Die Welt vergisst rasch.«
    »Ich nich«, erklärte Danny. »Und auch nich meine Freunde aus dem East End.«
    Alex hätte gern noch einen weiteren Versuch gestartet, aber er wusste, dass es sinnlos war, die Meinung dieses stolzen Mannes zu ändern. Müde erhob er sich von seinem Stuhl. »Ich werde dem Gericht Ihre Entscheidung mitteilen«, sagte er, dann schlug er mit der Faust gegen die Zellentür.
    Ein Schlüssel wurde im Schloss umgedreht, und Augenblicke später wurde die schwere Eisentür aufgezogen.
    »Mr. Redmayne«, sagte Danny leise, als Alex die Zelle verließ. Alex drehte sich zu seinem Mandanten um. »Sie sind echt klasse und ich bin froh, dass Sie mich vertreten haben und nich dieser Mr. Pearson.«
    Die Tür wurde zugeschlagen.

15
    Lass dich nie emotional auf einen Fall ein, hatte sein Vater ihn oft ermahnt. Obwohl Alex in der vorhergehenden Nacht nicht geschlafen hatte, war er während der vierstündigen Zusammenfassung des Richters doch hellwach.
    Richter Sackvilles Zusammenfassung war meisterlich. Erst ging er alle Paragraphen durch, die sich auf den Fall anwenden ließen. Dann half er den Geschworenen durch die Beweise, Punkt für Punkt, und versuchte, den Fall logisch so aufzurollen, dass sie ihm leicht folgen konnten. Niemals übertrieb er oder zeigte, zu welcher Auffassung er neigte. Stets bot er den sieben Männern und fünf Frauen eine neutrale Darstellung.
    Er riet ihnen, die Aussagen der drei Zeugen ernst zu nehmen, die unmissverständlich erklärt hatten, dass Mr. Craig die Bar allein verlassen hatte und in die Gasse gegangen war und auch erst, nachdem er den Schrei einer Frau gehört hatte. Craig hatte unter Eid ausgesagt, dass er gesehen hatte, wie der Angeklagte mehrmals auf Wilson einstach, woraufhin er sofort in die Bar zurückgekehrt sei und die Polizei verständigt habe.
    Andererseits habe Miss Wilson eine völlig andere Aussage gemacht und behauptet, dass Mr. Craig ihre Begleiter in einen Kampf verwickelt habe und dass er es gewesen sein musste, der Wilson erstochen hatte. Allerdings hatte sie den Mord nicht mit eigenen Augen gesehen, sondern sagte, ihr Bruder habe ihr vor seinem Ableben erzählt, was geschehen sei. Wenn die Geschworenen diese Version der Ereignisse für richtig hielten, sagte der Richter, dann müssten sie sich fragen, warum Mr. Craig die Polizei verständigte und warum keinerlei Blut an seiner Kleidung festzustellen war, als Detective Sergeant Fuller ihn etwa zwanzig Minuten später in der Bar verhörte.
    Alex fluchte stimmlos.
    »Meine Damen und Herren Geschworenen«, fuhr Richter Sackville fort, »die Vergangenheit von Miss Wilson legt Zeugnis dafür ab, dass sie eine aufrichtige und anständige Bürgerin ist. Doch womöglich sind Sie der Ansicht, dass ihre Aussage von ihrer Hingabe und langjährigen Loyalität gegenüber Cartwright beeinflusst sein könnte, den sie heiraten möchte, sollte er für nicht schuldig befunden werden. Das darf Sie jedoch in Ihrer Entscheidungsfindung nicht beeinflussen. Sie müssen jedwedes natürliche Mitgefühl beiseiteschieben, das Sie aufgrund von Miss Wilsons Schwangerschaft hegen mögen. Ihre Verantwortung besteht darin, die Beweise in diesem Fall gegeneinander abzuwägen und irrelevante Nebensächlichkeiten außer Acht zu lassen.«
    Der Richter betonte, dass Cartwright nicht vorbestraft war und dass er in den vergangenen elf Jahren denselben Arbeitgeber gehabt hatte. Er forderte die Geschworenen auf, nicht zu viel Gewicht auf die Tatsache zu legen, dass Cartwright nicht in den Zeugenstand getreten war. Das sei sein Vorrecht, erklärte er, auch wenn die Geschworenen dadurch verwirrt seien und sich fragten, ob er nicht etwas zu verbergen habe.
    Erneut verfluchte Alex seine mangelnde Erfahrung. Was sich anfangs als Vorteil erwiesen hatte, dass er nämlich Pearson überraschen und sogar die Staatsanwaltschaft veranlassen konnte, ein geringeres Schuldbekenntnis zu akzeptieren, arbeitete nun womöglich gegen ihn.
    Der Richter beendete seine Zusammenfassung mit dem Rat an die Geschworenen, sich Zeit zu lassen. Schließlich, so betonte er, stehe die Zukunft eines Menschen auf dem Spiel. Sie sollten jedoch auch nicht vergessen, dass ein anderer Mensch sein Leben verloren hatte, und wenn Danny Cartwright Bernie Wilson nicht umgebracht hatte, dann müssten sie sich fragen, wer sonst das Verbrechen begangen haben könnte.
    Zwölf Minuten nach zwei verließen die Geschworenen den Gerichtssaal und zogen

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