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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Gebäudes begab, versuchte er, seine Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Nach zweihundert Schritten tauschte er die friedliche Gelassenheit der richterlichen Räumlichkeiten gegen die kalten, düsteren Zellen, die ausschließlich von Gefangenen belegt waren.
    Vor einer schweren schwarzen Tür blieb er stehen. Sie blockierte seinen Weg zu den im Untergeschoss liegenden Zellen. Er klopfte zweimal, dann wurde die Tür von einem stummen Polizisten geöffnet, der ihn eine schmale Steintreppe zu einem gelben Flur hinunterbegleitete, den die Alteingesessenen als ›yellow brick road‹ bezeichneten, der gelbe Backsteinweg. Als sie zu Zelle Nummer 17 kamen, fühlte sich Alex bereit, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie Danny auf das Angebot reagieren würde. Der Beamte wählte einen Schlüssel an einem großen Schlüsselbund und schloss die Zellentür auf.
    »Soll während des Gesprächs ein Beamter zugegen sein?«, erkundigte er sich höflich.
    »Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Alex.
    Der Beamte zog die fünf Zentimeter breite Stahltür auf. »Soll die Tür offen oder geschlossen bleiben, Sir?«
    »Geschlossen«, antwortete Alex und trat in die winzige Zelle, in der sich mittig zwei Plastikstühle und ein kleiner Resopaltisch befanden. Graffiti an den Wänden war die einzige Dekoration.
    Danny stand auf, als Alex eintrat. »Guten Morgen, Mr. Redmayne«, begrüßte er ihn.
    »Guten Morgen, Danny.« Alex setzte sich ihm gegenüber. Er wusste, es wäre sinnlos, seinen Mandanten zu bitten, ihn beim Vornamen zu nennen. Alex schlug eine Akte auf, in der sich nur ein einziges Blatt Papier befand. »Ich habe gute Nachrichten«, verkündete er. »Oder zumindest hoffe ich, dass Sie es für eine gute Nachricht halten.«
    Danny blieb reglos. Er sprach selten, außer er hatte etwas Wichtiges zu sagen.
    »Wenn Sie sich des Totschlags für schuldig bekennen«, fuhr Alex fort, »dann wird der Richter Sie zu fünf Jahren verurteilen, und da Sie bereits sechs Monate abgesessen haben, könnten Sie bei guter Führung in zwei Jahren frei sein.«
    Danny starrte Alex über den Tisch hinweg an. Er sah ihm direkt in die Augen. »Sagen Sie denen, die können mich mal.«
    »Danny, bitte denken Sie über dieses Angebot nach«, bat Alex. »Wenn die Geschworenen Sie des Mordes für schuldig befinden, bekommen Sie lebenslänglich. Das bedeutet zwanzig Jahre oder mehr. Dann kommen Sie erst aus dem Gefängnis, wenn Sie schon fast fünfzig sind. Aber wenn Sie dieses Angebot annehmen, können Sie in zwei Jahren mit Beth ein neues Leben beginnen.«
    »Was für ein Leben denn?«, erkundigte sich Danny eisig. »Ein Leben, bei dem alle denken, dass ich meinen besten Freund ermordet hab und damit durchgekommen bin? Nee, Mr. Redmayne. Ich hab Bernie nich umgebracht und wenn ich zwanzig Jahre brauche, um das zu beweisen …«
    »Aber Danny, warum sich den Launen der Geschworenen aussetzen, wo Sie doch mühelos einen veritablen Kompromiss akzeptieren können?«
    »Ich weiß nich, was ›veritabler Kompromiss‹ bedeutet, Mr. Redmayne, aber ich weiß, dass ich unschuldig bin, und sobald die Geschworenen von diesem Angebot hören …«
    »Sie werden es nie erfahren, Danny. Wenn Sie das Angebot ausschlagen, werden sie nicht wissen, warum die Verhandlung verschoben wurde, und der Richter wird in seiner Zusammenfassung kein Wort darüber verlieren. Die Verhandlung wird fortgesetzt, als wäre nichts geschehen.«
    »Dann soll es so sein«, sagte Danny.
    »Vielleicht möchten Sie etwas ausführlicher darüber nachdenken?« Alex weigerte sich, aufzugeben. »Sie könnten mit Beth darüber sprechen. Oder mit Ihren Eltern. Ich bin sicher, ich kann den Richter dazu bringen, die Verhandlung auf morgen Vormittag zu vertagen, dann hätten Sie Zeit, sich Ihre Einstellung zu überlegen.«
    »Haben Sie mal darüber nachgedacht, was Sie da von mir verlangen?«, fragte Danny.
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen folgen kann«, erwiderte Alex.
    »Wenn ich den Totschlag zugebe, dann heißt das doch, dass alles, was Beth im Zeugenstand gesagt hat, gelogen war. Sie hat aber nich’ gelogen, Mr. Redmayne. Sie hat den Geschworenen genau gesagt, was in der Nacht passiert ist.«
    »Danny, womöglich verbringen Sie die nächsten zwanzig Jahre damit, diese Entscheidung zu bereuen.«
    »Ich könnt auch die nächsten zwanzig Jahre damit verbringen, eine Lüge zu leben. Wenn ich so lange brauche, um zu beweisen, dass ich unschuldig bin, dann ist das besser, als wenn die Welt glaubt, ich hätt

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