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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Zeit konnte Beth kaum von etwas anderem als seinem anstehenden Berufungsverfahren sprechen, obwohl im Gerichtskalender noch kein Termin eingetragen worden war. Mr. Redmayne suchte immer noch nach neuen Beweisen, denn ohne sie – das räumte er ein – hatten sie keine große Chance. Danny hatte vor kurzem einen Bericht des Innenministeriums gelesen, wonach die Berufungsanträge von 97 Prozent der Lebenslänglichen abgelehnt wurden und die restlichen drei Prozent kaum mehr als eine geringfügige Verkürzung ihrer Haftzeit erreichten. Er versuchte nicht daran zu denken, was passieren würde, sollte er die Berufung nicht gewinnen. Was würde aus Beth und Christy, wenn er noch 21 Jahre im Gefängnis sitzen musste? Beth sprach nie darüber, aber Danny hatte bereits akzeptiert, dass er sie nicht alle drei zu einer lebenslänglichen Strafe verurteilen konnte.
    Für Danny fielen die Lebenslänglichen in zwei Kategorien: jene, die sich völlig von der Außenwelt abschotteten – keine Briefe, keine Anrufe, keine Besuche –, und jene, die wie ein bettlägeriger Invalide für den Rest ihres Lebens eine Last für ihre Familien waren. Er hatte bereits beschlossen, welchen Weg er einschlagen würde, sollte seine Berufung abgeschmettert werden.
    Während der langen, schlaflosen Nächte vor der Verhandlung spukte Danny Mr. Redmaynes Vorschlag zum Abschluss der ersten Verhandlung durch den Kopf:
Wenn Sie sich des Totschlags für schuldig bekennen, müssen Sie nur zwei Jahre absitzen.
Wäre Danny seinem Rat gefolgt, dann hätte man ihn in zwölf Monaten entlassen.
    Danny versuchte, sich auf die Erörterung zu konzentrieren, die er für seine Prüfungen über
Der Graf von Monte Christo
zu schreiben hatte. Vielleicht gelang ihm ja wie Edmond Dantes die Flucht. Allerdings konnte man sich keinen Tunnel graben, wenn sich die Zelle im ersten Stock befand. Außerdem konnte er sich nicht ins Meer werfen, weil Belmarsh nicht auf einer Insel lag. Wenn er also seine Berufung verlor, dann hatte er anders als Dantes kaum Hoffnung, sich jemals an seinen vier Feinden rächen zu können. Nachdem Nick seinen letzten Aufsatz gelesen hatte, hatte er ihm eine Punktzahl von 73 gegeben und gesagt: »Anders als Edmond Dantes wirst du nicht fliehen müssen, weil sie dich nämlich entlassen werden.«
    Wie gut die beiden sich im zurückliegenden Jahr verstanden hatten! Sie hatten mehr Zeit zusammen verbracht als Bernie und er. Einige der neueren Gefangenen glaubten, sie seien Brüder, zumindest bis Danny den Mund aufmachte.
    »Du bist mindestens so klug wie ich«, sagte Nick ständig zu ihm. »In Mathematik bist du sogar schon der Lehrer.«
    Danny sah von seinem Aufsatz auf, als er den Schlüssel im Schloss hörte. Mr. Pascoe zog die Tür auf. Big Al schlenderte herein, pünktlich wie die Uhr – vermeide Klischees, auch in Gedanken, hatte Nick zu ihm gesagt – und ließ sich auf sein Bett fallen. Danny schrieb weiter.
    »Hab’ Neuigkeiten für dich, Dannyboy«, sagte Big Al, nachdem die Tür wieder zugeschlagen worden war.
    Danny legte den Stift zur Seite. Big Al begann nur höchst selten ein Gespräch, wenn er nicht gerade ein Streichholz benötigte.
    »Bist du je einem Kerl namens Mortimer über den Weg gelaufen?«
    Dannys Herz schlug schneller. »Ja«, stieß er zu guter Letzt hervor, »der war in der Nacht, in der Bernie ermordet wurde, auch in der Bar. Ist aber nie vor Gericht aufgetaucht.«
    »Tja, hier ist er aufgetaucht«, sagte Big Al.
    »Wie meinst du das?«
    »So, wie ich es sage, Dannyboy. Er wurde heute Nachmittag auf der Krankenstation eingeliefert. Brauchte medikamentöse Unterstützung, wenn du weißt, was ich meine.« Danny hatte gelernt, Big Al nicht zu unterbrechen, sonst sprach er womöglich eine Woche lang kein Wort mehr. »Hab’ einen Blick in seine Akte geworfen. Besitz von Drogen. Zwei Jahre. Ich hab das Gefühl, den werde ich öfters auf der Krankenstation zu sehen bekommen.« Danny unterbrach ihn immer noch nicht. Sein Herz schlug noch schneller, falls das überhaupt möglich war. »Tja, ich bin nicht so schlau wie du oder Nick, aber möglicherweise kann er ja das neue Beweismaterial liefern, nach dem du und dein Anwalt Ausschau halten.«
    »Du bist echt klasse«, sagte Danny.
    »Eine Klasse für sich«, erwiderte Big Al. »Weck mich, wenn dein Kumpel kommt. Ich hab’ das Gefühl, dass ich zur Abwechslung euch mal was beibringen kann.«
     
    Spencer Craig saß allein vor einem Glas Whisky und schaute die letzte Folge

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