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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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warteten, dass der Schiedsrichter das Spiel anpfiff. Lange vor dem Anpfiff klatschten und grölten sämtliche Gefangene. Nur einer stand stumm ganz hinten. Er bewegte sich nicht. Die Schließer bemerkten keine Gefangenen, die sich nicht bewegten. Er fragte sich allmählich, ob der Mann aufgrund des Fußballspiels von seinen üblichen Gewohnheiten abgewichen war. Aber er sah sich das Spiel nicht an. Sein Kumpel saß auf einer Bank ganz vorn, also musste er sich noch in seiner Zelle befinden.
    Nach dreißig Minuten – es stand null zu null – war er immer noch nicht aufgetaucht.
    Kurz bevor der Schiedsrichter zur Halbzeit pfiff, wurde ein englischer Spieler im argentinischen Strafraum zu Fall gebracht. Die Menge vor dem Fernsehgerät schien fast so viel Lärm zu machen wie die 35 000 Zuschauer im Stadion und sogar einige Wärter johlten mit. Der Hintergrundlärm gehörte zu seinem Plan. Sein Blick blieb fest auf die offene Tür gerichtet, als das Kaninchen ohne Vorwarnung urplötzlich aus seinem Bau schoss. Das Kaninchen trug Boxershorts und Flip-Flops und ein Handtuch war über seine Schulter geworfen. Es sah nicht nach unten; Fußball interessierte es nicht.
    Er trat ein paar Schritte zurück, bis er sich von der Gruppe gelöst hatte, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Er drehte sich um und ging langsam ans andere Ende des Blocks, dann stieg er verstohlen die Wendeltreppe in den ersten Stock hoch. Niemand beachtete ihn, da der Schiedsrichter in diesem Moment auf Elfmeter entschied.
    Als er den Treppenkopf erreichte, sah er sich um, ob jemand sein Fehlen bemerkt hatte. Niemand schaute auch nur in seine Richtung. Die argentinischen Spieler umringten den Schiedsrichter und protestierten, während der Kapitän der englischen Mannschaft den Ball nahm und langsam in den Strafraum schritt.
    Vor dem Duschraum blieb er stehen und lugte hinein. Vor lauter Dampf konnte man kaum etwas erkennen. Das gehörte zu seinem Plan. Er trat ein und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass nur ein Mann duschte. Lautlos schlich er zu der Holzbank am anderen Ende des Raumes, auf der ein einziges Handtuch sauber gefaltet lag. Er nahm das Handtuch und rollte es zu einer Schlinge. Der Gefangene unter der Dusche shampoonierte gerade sein Haar.
    Unten im Erdgeschoss war es mucksmäuschenstill geworden. Als David Beckham den Ball auf den Elfmeterpunkt legte, hörte man keinen einzigen Ton. Einige hielten sogar den Atem an, während Beckham einige Schritte zurückging.
    Der Mann im Duschraum trat einige Schritte vor, als Beckhams rechter Fuß in Kontakt mit dem Ball kam. Das Getöse, das gleich darauf folgte, klang wie ein Gefangenenaufstand, an dem sich auch die Wärter beteiligten.
    Der Gefangene, der sich unter der Dusche die Haare wusch, öffnete die Augen, als er das Geschrei hörte. Sofort musste er eine Hand auf die Stirn legen, damit ihm kein Shampoo in die Augen lief. Er wollte gerade aus der Dusche treten und nach seinem Handtuch greifen, als ein Knie mit solcher Wucht in seinen Lenden landete, dass es sogar Beckham beeindruckt hätte, gefolgt von einer geballten Faust in seinem Kreuz, was ihn gegen die Fliesenwand schleuderte. Er versuchte, sich zur Wehr zu setzen, aber ein Unterarm wurde ihm gegen die Kehle gerammt und eine andere Hand packte seine Haare und riss ihm den Kopf in den Nacken. Eine rasche Bewegung – und obwohl niemand den Knochen knacken hörte, sank er, als sein Körper losgelassen wurde, zu Boden wie eine Marionette, deren Fäden man durchtrennt hatte.
    Sein Angreifer ging in die Knie und platzierte sorgfältig die Schlinge um den Hals, dann hob er den Toten mit all der Kraft, die er besaß, auf und lehnte ihn gegen die Wand, während er das andere Ende des Handtuchs um das Wasserrohr der Dusche schlang. Langsam ließ er den Körper sinken und blieb dann einen Moment stehen, um sein Werk zu bewundern. Anschließend ging er zur Tür und streckte den Kopf um die Ecke, um zu sehen, was zwischenzeitlich im Erdgeschoss los war. Es wurde ausgelassen gefeiert und alle anwesenden Wärter hatten genug damit zu tun, die Gefangenen davon abzuhalten, die Bänke auseinanderzunehmen.
    Er huschte wie ein Frettchen schnell und lautlos die Wendeltreppe hinunter, ignorierte die Wassertropfen, die lange vor dem Ende des Spiels getrocknet sein würden. Nach weniger als einer Minute war er wieder in seiner Zelle. Auf seinem Bett lagen ein Handtuch, ein sauberes T-Shirt und eine Jeans, dazu frische Socken und seine

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