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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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nichts mehr zu rütteln, und ich werde meine Meinung nicht ändern.
    Du darfst keine Sekunde lang glauben, dass ich dich und Christy nicht liebe, denn das tue ich – für den Rest meines Lebens. Aber ich zweifele nicht daran, dass diese Vorgehensweise auf lange Sicht die beste für uns ist.
    Lebe wohl, meine Liebste –
    Danny
    Er faltete den Brief und steckte ihn in einen Umschlag, den er an
Beth Wilson, Bacon Road 27, London E3
adressierte. Dann starrte er erneut auf das Foto der einzigen Frau, die er jemals lieben würde.
     
    Danny saß am Tisch und beendete gerade einen Aufsatz, als die Zellentür aufgerissen wurde.
    »Post!«, rief der Beamte auf der Schwelle. »Einer für Moncrieff und einer für …« Er sah die Uhr an Dannys Handgelenk und die silberne Kette um seinen Hals und zögerte.
    »Nick ist unter der Dusche«, sagte Danny.
    »Aha«, sagte der Beamte. »Dann habe ich einen für Sie und einen für Moncrieff.«
    Sofort erkannte Danny Beths Handschrift. Er öffnete den Brief nicht, sondern zerriss ihn und spülte die Schnipsel in der Toilette hinunter. Den zweiten Brief legte er auf Nicks Kissen.
    In Großbuchstaben stand in der linken, oberen Ecke ›Bewährungsausschuss‹.
     
    »Wie oft habe ich ihm jetzt schon geschrieben?«, erkundigte sich Alex Redmayne.
    »Das ist jetzt der vierte Brief, den wir ihm in den letzten vier Wochen geschrieben haben«, antwortete seine Sekretärin.
    Alex sah aus dem Fenster. Mehrere Gestalten im Talar eilten über den Innenhof. »Das Lebenslänglichensyndrom«, sagte er.
    »Das Lebenslänglichensyndrom?«
    »Man kapselt sich entweder von der Außenwelt völlig ab oder man tut so, als sei überhaupt nichts passiert. Offensichtlich hat er sich für das Abkapseln entschieden.«
    »Hat es dann noch einen Sinn, ihm zu schreiben?«
    »Aber natürlich«, erwiderte Alex. »Ich will ihn nicht im Unklaren darüber lassen, dass ich ihn noch längst nicht aufgegeben habe.«
     
    Als Nick aus dem Duschraum zurückkehrte, saß Danny immer noch am Tisch und ging einige Finanzstatistiken durch, die Teil seines Unterrichtsstoffes für die A-Level-Prüfungen waren. Big Al lag auf seinem Bett. Nick schlenderte mit einem dünnen, nassen Handtuch um die Hüfte in die Zelle. Seine Flip-Flops hinterließen feuchte Abdrücke auf dem Steinboden. Danny hörte auf zu schreiben und gab ihm seine Uhr, seinen Ring und seine silberne Kette zurück.
    »Danke«, sagte Nick. Da entdeckte er den dünnen, braunen Umschlag auf seinem Kissen. Einen Moment lang starrte er ihn einfach nur an. Danny und Big Al sprachen kein Wort, warteten Nicks Reaktion ab. Schließlich nahm Nick ein Plastikmesser zur Hand und schlitzte den Brief auf, den die Gefängniswärter nicht hatten öffnen dürfen.
    Sehr geehrter Mr. Moncrieff,
    der Bewährungsausschuss hat mich beauftragt, Sie davon in Kenntnis zu setzen, dass Ihrem Antrag auf vorzeitige Entlassung entsprochen wurde. Ihre Haftstrafe endet somit am 17. Juli 2002. Die Einzelheiten Ihrer Entlassung sowie Ihrer Bewährungsauflagen gehen Ihnen zu einem späteren Datum zu, ebenso Name und Anschrift des Bewährungshelfers, an den Sie sich zu wenden haben.
    Mit freundlichen Grüßen
    T. L. Williams
    Nick sah zu seinen beiden Zellenkameraden, aber er musste ihnen nicht erst sagen, dass er bald ein freier Mann sein würde.
     
    »Besuchszeit!«, donnerte eine Stimme, die man von einer Seite des Blocks bis zur anderen hören konnte. Einige Augenblicke später ging die Zellentür auf und ein Beamter sah auf sein Klemmbrett. »Sie haben Besuch, Cartwright. Dieselbe junge Dame wie letzte Woche.« Danny blätterte eine Seite in seinem Dickens-Schmöker
Bleak House
um und schüttelte nur den Kopf.
    »Wie Sie wollen«, sagte der Beamte und knallte die Zellentür zu.
    Nick und Big Al sagten nichts. Sie hatten es aufgegeben, ihn umzustimmen.

33
    Er hatte den Tag, sogar die Stunde, sorgfältig ausgewählt. Allerdings hatte er nicht planen können, dass sich letztlich alles so perfekt fügen würde.
    Die Gefangenen durften ihre Zellen verlassen, um sich das WM -Spiel England gegen Argentinien anzuschauen. Fünf Minuten vor zwölf wurde aufgeschlossen, die Gefangenen strömten heraus und eilten alle in eine Richtung. Big Al verweigerte sich als patriotischer Schotte mürrisch der Gelegenheit, den Erzfeind in Aktion zu sehen, und blieb wild entschlossen auf seinem Bett liegen.
    Danny gehörte zu denen, die ganz vorn saßen, gebannt auf einen uralten Bildschirm starrten und darauf

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