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Das Letzte Protokoll

Das Letzte Protokoll

Titel: Das Letzte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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dem Kunstgeschicht e seminar.
    Die vorhersehbaren Träume der armen Misty Kleinman.
    Angel sagt etwas.
    Misty sagt: »Entschuldigung?«
    Und Angel sagt: »Was willst du dafür nehmen?«
    Er meint Geld. Einen Preis. Misty sagt: »Fünfzig?« Misty sagt: »Fünfzig Dollar?«
    Dieses Bild, das Misty mit geschlossenen Augen, nackt und verängstigt, betrunken und von Übelkeit überwältigt gemalt hat, ist das erste Kunstwerk, das sie jemals ve r kauft hat. Es ist das Beste, was Misty jemals gemacht hat.
    Angel zückt seine Brieftasche und nimmt zwei Zwanz i ger und einen Zehner heraus. Er sagt: »Was kannst du mir sonst noch über Peters Vater erzählen?«
    Um das festzuhalten: Als sie die Lichtung verließ, waren da zwei tiefe Löcher neben dem Pfad. Die Löcher waren gut einen Meter voneinander entfernt, zu groß für Fußa b drücke, zu weit auseinander für einen Menschen. Eine Spur solcher Löcher füh r te in den Wald, zu groß, zu weit auseinander für einen gehenden Me n schen. Davon erzählt sie Angel nichts. Er würde denken, sie sei verrückt. Ve r rückt wie ihr Mann.
    Wie du, lieber geliebter Peter.
    Jetzt ist von ihrer Lebensmittelvergiftung nur noch ein poche n der Kopfschmerz übrig.
    Angel hält sich das Bild an die Nase und schnüffelt. Er rümpft die Nase und schnüffelt noch einmal, dann schiebt er das Bild in ein Seitenfach seiner Kameratasche. Als er sieht, dass sie ihn b e obachtet, sagt er: »Ach, schon gut. Ich dachte nur kurz, dass das nach Scheiße riecht.«

15. Juli
    Wenn der erste Mann, der dir in vier Jahren auf die Titten starrt, sich als Polizist erweist, nimm einen Drink. Wenn sich herausstellt, dass er bereits weiß, wie du nackt aussiehst, nimm noch einen.
    Und zwar einen Doppelten.
    An Tisch acht im Goldenen Salon sitzt jemand, ein Mann in deinem Alter. Ein bulliger Typ mit krummen Schultern. Das Hemd sitzt ganz gut, es spannt etwas am Bauch, ein weißer P o lycotton-Ballon, der ihm etwas über den Gürtel hängt. Das Haar ist an den Schläfen zurückgewichen, die kahle Kopfhaut zieht sich in zwei langgezogenen Dreiecken bis weit auf die Schäde l decke. Beide Dreiecke sind knallrot von der Sonne verbrannt und stehen wie Teufel s hörner über seinem Gesicht. Vor ihm auf dem Tisch liegt ein kleines Spiralnotizbuch, in das er etwas hinei n schreibt, während er Misty beobachtet. Er trägt eine gestreifte Kr a watte und ein marineblaues Sportsakko.
    Misty bringt ihm ein Glas Wasser. Die Hand zittert ihr so sehr, dass man die Eiswürfel klappern hört. Nur damit du's weißt, drei Tage hat sie diese Kopfschmerzen jetzt schon. Die Kop f schmerzen fühlen sich an, als würden sich Maden in den großen, weichen Klumpen ihres Hirns bo h ren. Würmer. Käfer.
    Der Mann an Tisch acht sagt: »Hier kommen nicht viele Mä n ner her, oder?«
    Sein Aftershave riecht nach Gewürznelken. Das ist der Mann von der Fähre, der mit dem Hund, der Mann, der gedacht hatte, Misty sei tot. Der Polizist. Detective Clark Stilton. Der mit der Hasskr i minalität.
    Misty zuckt die Achseln und gibt ihm die Speisekarte. Ihr Blick schweift einmal durch den Raum, über die Goldfarbe, die Hol z vertäfelung. Sie verdreht die Augen und sagt: »Wo ist Ihr Hund?« Misty sagt: »Kann ich Ihnen was zu trinken bringen?«
    Und er sagt: »Ich muss Ihren Mann sprechen.« Er sagt: »Sie sind doch Mrs. Wilmot, oder?«
    Der Name auf dem Schildchen an ihrer rosa Plastikarbeitskle i dung: Misty Marie Wilmot.
    Ihre Kopfschmerzen fühlen sich an, als würde ihr mit einem Hammer ein langer, langer, langer Nagel in den Hinterkopf g e schlagen, Konzeptkunst könnte man das nennen, der Ha m mer schlägt immer fester und fester auf eine Stelle, bis man alles a n dere auf der Welt vergessen hat.
    Detective Stilton legt seinen Kugelschreiber in das N o tizbuch und hält ihr lächelnd die Hand hin. Er sagt: »Ich bin die So n dereinheit Hasskriminalität hier in diesem B e zirk.«
    Misty schüttelt ihm die Hand und sagt: »Möchten Sie Kaffee?«
    Und er sagt: »Bitte.«
    Ihr Kopfschmerz ist ein zu stark aufgepumpter Stran d ball. Und er wird noch immer weiter aufgepumpt, aber nicht mit Luft. Sondern mit Blut.
    Nur um das festzuhalten: Misty hat dem Detective bereits e r zählt, dass Peter im Krankenhaus liegt.
    Du liegst im Krankenhaus.
    Auf der Fähre neulich hat sie Detective Stilton erzählt, dass du verrückt bist und deine Familie mit einem Haufen Schulden a l lein gelassen hast. Dass du jede Schule abgebrochen und Schmuck mit Nadeln an

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