Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
Vom Netzwerk:
Krempel, und ich war schon im Foyer, ehe ich begriff, dass jemand da war. Normalerweise bin ich aufmerksamer.«
    »Wer war es?« Carter dachte an sein Gefühl, auf dem Weg nach Hause verfolgt zu werden.
    »Ich weiß nicht, ich konnte ihn nicht besonders gut erkennen.« Sie zog ihren Mantel aus und hängte ihn an den Holzständer neben der Tür. »Ich glaube, er wollte nicht, dass ich ihn ansehe. Er war groß, blond, glaube ich, und trug eine Sonnenbrille. Beinahe sofort, nachdem ich das Haus betreten hatte, drehte er sich um und verließ das Foyer. Ich wollte gerade die Post holen.«
    »Ich habe sie bereits geholt«, sagte Carter wie betäubt.
    »Gut, weil ich nicht mehr nachgesehen habe. Er stand direkt davor. Ich könnte sogar schwören, dass er mit dem Finger über unsere Namen auf dem Briefkasten fuhr.«
    Carter fühlte einen eisigen Schauder und schloss Beth instinktiv fest in die Arme.
    »Es geht mir gut«, sagte sie mit einem nervösen Lachen, »wirklich. Sobald ich meinen Schlüssel in die Tür zur Lobby gesteckt habe, ging er nach draußen und die Treppe hinunter.«
    »Hast du gesehen, wohin er gegangen ist?«, fragte Carter.
    »Es sah aus, als sei er über die Straße in den Park gegangen, aber ich habe nicht gewartet, um es herauszufinden.«
    Carter ließ Beth los und rannte zum vorderen Fenster, das zum Park hinaus zeigte. Die Straßenlaternen waren noch nicht eingeschaltet, und in der Abenddämmerung war es schwer, viel zu erkennen. Ein paar Inlineskater zogen noch ihre Runden auf den Fußwegen, ein Mädchen im Teenageralter führte einen Hund spazieren, und ganz hinten verließ gerade eine hochgewachsene Gestalt im roten Mantel den Park durch den anderen Eingang.
    Carter schnappte sich seine Lederjacke vom Garderobenständer und entriegelte hastig die Tür.
    »Wo willst du hin?«, fragte Beth alarmiert. »Du wirst doch wohl nicht etwa nach dem Kerl suchen?«
    »Ich habe ihn gesehen«, sagte Carter, sperrte die Tür auf und rannte hinaus.
    »Aber ich habe dir doch gesagt«, erklärte Beth, obwohl sie ihn bereits die Treppe hinunterstürzen hörte, »dass er eigentlich gar nichts gemacht hat!«
    Sie hörte Carters Füße auf dem Treppenabsatz landen, dann die nächsten Stufen hinunterrasen. Sie eilte zur Tür und rief: »Carter! Vergiss die ganze Sache doch einfach!«
    Sie hörte, wie die Tür zum Foyer aufgerissen wurde und anschließend krachend ins Schloss fiel.
    »Mach keinen Mist, Carter«, rief sie ins leere Treppenhaus hinein. Sie stand an der offenen Wohnungstür und dachte
Und jetzt?
Sie bedauerte, dass sie überhaupt etwas gesagt hatte.
    Sie schloss die Tür und lehnte den Kopf von innen dagegen. Warum regte sich Carter nur so darüber auf? Ihr kam der Gedanke, dass sie es hier womöglich mit einer klassischen Verdrängungsreaktion zu tun hatte. Vielleicht hatte er die schlechte Nachricht vom morgendlichen Termin in der Praxis noch nicht ganz verdaut, und jetzt bahnten sich die Frustration und die aufgestaute Energie ihren Weg in alle möglichen unpassenden Richtungen … wie zum Beispiel diese.
    Sie verschloss alle Schlösser bis auf den Türriegel und ging in die Küche, um das chinesische Essen wegzuräumen. Zumindest hatte sie ihm nichts von der unheimlichsten Sache überhaupt erzählt. Sie könnte schwören, dass der Typ, als er hinter ihr im Foyer gestanden hatte, in der Luft herumgeschnüffelt hatte. Wie ein Hund, der einen neuen Geruch aufnimmt.
     
    Als Carter den Park endlich erreicht hatte, war seine Jagdbeute verschwunden. Er rannte zur anderen Seite des Parks, wich einigen Autos aus und lief in die Richtung weiter, die der Kerl eingeschlagen zu haben schien. Weit vor sich, vielleicht zwei Blocks entfernt, meinte er, etwas Rotes zu erblicken, eine Sekunde bevor ein Bus ihm für den Moment den Blick versperrte.
    Er beschleunigte seine Schritte, aber als der Bus weiterfuhr, war der rote Fleck verschwunden. Der Kerl konnte nach links oder rechts abgebogen sein, aber Carter entdeckte in keiner Richtung etwas, das nach ihm aussah. Er rannte geradeaus, und wieder meinte er, den roten Mantel zu erkennen, der gerade beim Obsthändler auf der anderen Straßenseite um die Ecke bog. Aber die Ampel war gegen ihn, und als sie endlich ein Einsehen hatte und er die Straße überqueren konnte, war der Kerl ihm schon wieder entwischt. Aber zumindest wusste er, in welche Richtung er verschwunden war. Carters Atem ging stoßweise, und er wünschte, er hätte nicht ausgerechnet seine abgetragenen

Weitere Kostenlose Bücher