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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Erfolg entfremdet Freunde. Besonders die Politik zerstört Beziehungen, denn das Wesen der Politik besteht darin, eine Person neu zu erschaffen. An die Stelle von Mike Mitchell, den ich kannte, ist ein Staatsmann getreten, der gelernt hat, seine leidenschaftlichen Überzeugungen in sicheren und bis ins letzte Detail berechneten Strategien zu kanalisieren. Er hat einen Plan. Er hat auch einen Plan für mich.
    »Mir gefällt es ebenso wenig wie Ihnen, wenn die Medien aufgeheizte Stimmungen schüren«, sage ich.
    Er stellt den Schürhaken zurück in den Ständer aus Messing und raucht mit dem Rücken zum Feuer, sein Gesicht ist von der Hitze gerötet. Holz knackt und zischt. »Was können wir dagegen tun Kay?«
    »Sagen Sie Dinwiddie, er soll den Mund halten.«
    »Mr. Schlagzeile?« Er lächelt schief. »Der wortreich darauf hingewiesen hat, dass manche Leute glauben, dass in Jamestown der Urmord aus Hass auf Andersartige begangen wurde - der Mord an den Indianern?«
    »Also, ich halte es für genauso hassenswert, Menschen zu töten, zu skalpieren und verhungern zu lassen. Es scheint, dass es seit Urzeiten jede Menge Hass auf der Welt gibt. Ich werde den Begriff >Verbrechen aus Hass< jedenfalls nicht benutzen, Gouverneur. Diese Kategorie findet sich auf keinem Formular, das ich ausfüllen muss, auf keinem Totenschein ist sie ein Feld zum Ankreuzen. Wie Sie sehr gut wissen, handelt es sich um eine Bezeichnung, die die Anklagevertreter und die ermittelnden Polizisten benutzen können, nicht der Gerichtsmediziner.«
    »Was ist Ihre Meinung?«
    Ich erzähle ihm von der zweiten Leiche, die am späten Nachmittag in Richmond gefunden wurde. Von meinen Befürchtungen, dass es zwischen beiden Fällen eine Verbindung gibt. »Worauf gründen sich Ihre Befürchtungen?« Seine Zigarr e schwelt im Aschenbecher. Er reibt sich das Gesicht und massiert sich die Schläfen, als hätte er Kopfschmerzen. »Beide waren gefesselt«, sage ich. »Beide weisen Verbrennungen auf.«
    »Verbrennungen? Der erste Tote war verbrannt. Warum hat der zweite Verbrennungen?«
    »Ich vermute, dass er gefoltert wurde.«
    »Homosexuell?«
    »Keine offensichtlichen Anzeichen beim zweiten Opfer. Aber wir können es auch nicht ausschließen.«
    »Wissen wir, um wen es sich handelt oder ob er aus der Gegend stammt?«
    »Bislang nicht. Bei keinem der Opfer fanden wir persönliche Papiere.«
    »Was die Vermutung nahe legt, dass sie nicht identifiziert werden sollten. Oder ausgeraubt wurden. Oder beides.«
    »Möglich.«
    »Erzählen Sie mir mehr von den Verbrennungen.« Ich beschreibe sie. Ich erwähne Bergers Fall in New York, und Mitchells Besorgnis wird mit Händen greifbar. Er verzieht ärgerlich das Gesicht. »Diese Art Spekulation muss in diesen vier Wänden bleiben«, sagt er. »Das Letzte, was wir brauchen, ist noch eine Verbindung nach New York. Himmel Herrgott!«
    »Es gibt keine Beweise für eine Verbindung, außer jemand würde durch die Nachrichten darauf kommen«, erwidere ich. »Ich kann zudem nicht mit Sicherheit sagen, ob in unseren Fällen eine Heißluftpistole benutzt wurde.«
    »Finden Sie es nicht ein bisschen seltsam, dass es im Fall Chandonne eine Verbindung nach New York gibt? Es wird ihm also dort der Prozess gemacht werden. Und jetzt haben wir hier plötzlich zwei Morde, die einem Mord in New York ähneln?«
    »Ja, es ist seltsam. Sehr seltsam. Gouverneur, ich kann Ihnen nur versichern, dass ich keinerlei Absicht habe, mit meine n Autopsieberichten die politischen Ziele anderer Leute zu befördern. Ich werde mich wie immer an die Fakten halten und Spekulationen vermeiden. Ich schlage vor, den Sachverhalt nicht zu unterdrücken, sondern sachlich zu behandeln.«
    »Verdammt noch mal. Die Hölle wird losbrechen«, murmelt er in eine Rauchwolke hinein.
    »Hoffentlich nicht«, sage ich.
    »Und Ihr Fall? Der französische Werwolf, wie manche ihn nennen?« Mitchell spricht es endlich an. »Was für Folgen wird die Sache für Sie haben, hm?« Er setzt sich wieder und sieht mich ernst an.
    Ich nippe an meinem Whisky und überlege, wie ich es ihm erzählen soll. »Was für Folgen das für mich haben wird?« Ich lächle wehmütig.
    »Muss schrecklich sein. Ich bin nur froh, dass Sie den Kerl dingfest gemacht haben.« Tränen schimmern in seinen Augen, und er blickt rasch weg. Mitchell ist wieder der Staatsanwalt. Wir fühlen uns wohl in der Gesellschaft des anderen. Wir sind alte Kollegen, alte Freunde. Ich bin gerührt, sehr gerührt und

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