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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Kobold. »Zack, geh wieder rein.« Dünne nackte Arme, Hände mit schmutzigen Fingernägeln schlingen sich um Mamas Knie. Sie schüttelt ihn ab. »Geh schon!« Er lässt sie los und ist verschwunden.
    »Sie werden uns das Zimmer zeigen müssen, in dem es gebrannt hat«, sagt Marino zu ihr. »Detective Stanfield vom James City County sollte hier sein. Haben Sie ihn gesehen?«
    »Heute Morgen war keine Polizei hier.« Sie drückt die Tür zu, die Kette klirrt leise, als sie sie losmacht, dann tritt sie heraus auf die Veranda, zieht sich eine rot karierte Holzfällerjacke über, in der Hand hält sie einen Ring mit Schlüsseln. Sie ruft ins Haus zurück: »Du bleibst da! Zack, fass den Plätzchenteig nicht an! Ich bin gleich wieder zurück.« Sie schließt die Tür. »Der Junge ist verrückt nach Plätzchenteig«, sagt sie zu uns, als wir die Stufen hinuntergehen. »Manchmal kaufe ich diese Fertigteigrollen, und einmal erwische ich Zack, wie er eine isst, das Papier heruntergezogen wie bei einer Banane. Die Hälfte hatte er schon verdrückt. Sag ich zu ihm: Weißt du, was da dri n ist? Rohe Eier sind drin.« Bev Kiffin ist vermutlich nicht älter als fünfundvierzig, sie ist reizvoll auf die harte, grelle Art, wie Fernfahrercafes und nachts geöffnete Diner reizvoll sein können. Ihr Haar ist hellblond gefärbt und lockig wie das Fell eines Pudels, sie hat tiefe Grübchen, ihre Figur ist drall, auf dem Weg zu matronenhaft. Sie hat eine defensive, trotzige Art, wie sie oft Leute an den Tag legen, die völlig erschöpft und in Schwierigkeiten sind. Ich würde sie auch verschlagen nennen. Ich glaube ihr kein Wort.
    »Ich will hier keine Probleme«, lässt sie uns wissen. »Als ob nicht schon genug los wäre, gerade zu dieser Jahreszeit«, sagt sie, während sie uns vorangeht. »Die vielen Leute, die morgens, mittags und abends auf den Parkplatz fahren, glotzen und Fotos machen.«
    »Was für Leute?«, fragt Marino.
    »Leute in Autos, sie fahren die Einfahrt rauf und glotzen. Manche steigen auch aus und laufen herum. Letzte Nacht bin ich aufgewacht, als jemand durchgefahren ist. Es war zwei Uhr früh.« Marino zündet sich eine Zigarette an. Wir folgen Kiffin im Schatten der Kiefern über einen matschigen Pfad, an alten Wohnwagen vorbei, die als nicht mehr seetüchtig eingestuft würden, wären sie Schiffe. Neben einem Picknicktisch befindet sich ein Nest persönlicher Habe, die auf den ersten Blick aussieht wie Abfall von einem Zeltstandplatz, den niemand aufgeräumt hat. Aber dann sehe ich etwas Unerwartetes: eine seltsame Sammlung von Spielzeug, Puppen, Taschenbüchern, Bettwäsche, zwei Kopfkissen, eine Decke, einen Zwillingskinderwagen - Dinge, die nass und schmutzig sind, nicht weil sie wertlos waren und vorsätzlich weggeworfen wurden, sondern weil sie unabsichtlich den Elementen ausgesetzt sind. Darunter verstreut sind Fetzen von Einwickelpapier aus Plastik, die ich sofort mit dem Fragment in Verbindung bringe, das am verbrannten Rücken des ersten Opfers klebte. Die Fetzen sind weiß, blau und knallorange un d in schmale Streifen gerissen, als hätte, wer immer es getan hat, die nervöse Angewohnheit, Dinge in Stücke zu reißen.
    »Da ist aber jemand eilig abgereist«, sagt Marino. Kiffin sieht mich an.
    »Vielleicht abgehauen, ohne die Rechnung zu bezahlen?«, sagt Marino.
    »O nein.« Sie scheint es eilig zu haben, zu dem kleinen, geschmacklos aufgemachten Motel zu kommen, das durch die Bäume schimmert. »Sie haben im Voraus bezahlt. Eine Familie mit zwei Kindern, die in einem Zelt wohnte, und plötzlich sind sie auf und davon. Keine Ahnung, warum sie das Zeug hier gelassen haben. Manches, wie der Buggy, ist noch ziemlich gut. Dann hat's natürlich draufgeschneit.«
    Eine Windbö wirbelt mehrere Plastikstreifen auf wie Konfetti. Ich gehe näher heran und drehe ein Kissen mit der Schuhspitze um. Ein stechender, saurer Geruch steigt mir in die Nase, als ich in die Hocke gehe, um es mir genauer anzusehen. An der Unterseite des Kissens kleben Haare - lange, blasse, sehr feine Haare ohne Pigmentierung. Mein Herz schlägt heftig wie eine Basstrommel. Ich schiebe die Papierfetzen mit dem Finger hin und her. Das plastifizierte Material ist biegsam, aber hart, und es reißt nicht leicht, außer jemand beginnt an dem geriffelten Ende zu ziehen, wo die Verpackung hitzeversiegelt war. Ein paar der Stücke sind ziemlich groß und leicht erkennbar als die Verpackung von PayDay-Erdnuss-Karamell-Riegeln. Ich finde sogar die

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