Das letzte Revier
geistesgestört.« Ich hole tief Luft. Mein Herz rast.
»Der Schlüssel zur Reinwaschung Ihres Namens ist auch mein Schlüssel«, erwidert sie. »Susan Pless. Wie könnten Sie etwas mit ihrem Tod zu tun haben? Wie hätten Sie Beweise in ihrem Fall manipulieren können?«
Sie wartet auf meine Antwort, als hätte ich sie parat. Der Gedanke macht mich benommen. Selbstverständlich habe ich nichts mit dem Mord an Susan Pless zu tun.
»Meine Frage lautet folgendermaßen«, fährt Berger fort. »Wenn die DNS von Susans Fall mit der DNS von Ihren Fällen hier und der DNS von den Pariser Fällen übereinstimmt, heißt das nicht, dass ein und dieselbe Person alle diese Frauen umgebracht hat?«
»Die Geschworenen müssen nichts glauben, woran sie berechtigte Zweifel haben können. Sie brauchen nur ein plausibles Motiv«, spiele ich des Teufels Advokat. »Der Maurerhammer mit Brays Blut darauf - der in meinem Haus gefunden wurde. Eine Quittung, die bestätigt, dass ich so einen Hammer gekauft habe. Und der Hammer, den ich tatsächlich gekauft habe, ist verschwunden. Das zusammen ergibt so etwas wie einen rauchenden Colt, Ms. Berger, meinen Sie nicht?«
Sie berührt meine Schulter. »Beantworten Sie mir eine Frage«, sagt sie. »Haben Sie es getan?«
»Nein«, sage ich. »Nein, ich habe es nicht getan.«
»Gut. Ich kann es mir nicht leisten, dass Sie es getan haben«, sagt sie. »Ich brauche Sie. Sie brauchen Sie.« Sie schaut hinaus zu dem kalten, leeren Haus jenseits der Windschutzscheibe. Sie meint Chandonnes andere Opfer, die nicht überlebt haben. Sie brauchen mich. »Okay.« Sie kehrt zu dem Grund zurück, warum wir hier auf der Einfahrt warten. Diane Bray. »Er betritt also das Haus durch die Vordertür. Es gibt keine Spuren eines Kampfes, und er geht auch nicht auf sie los, bis sie am anderen Ende des Hauses sind, in ihrem Schlafzimmer. Es sieht nicht so aus, als hätte sie versucht zu fliehen oder sich irgendwie zu verteidigen. Sie hat ihre Waffe nicht benutzt. Eine Polizistin. Wo war ihr e Waffe?«
»Als er sich Zugang in mein Haus erzwang«, erwidere ich, »versuchte er, mir seinen Mantel über den Kopf zu werfen.« Ic h tue, was sie von mir verlangt. Ich tue so, als würde ich über jemand anders sprechen.
»Dann hat er Bray also seinen Mantel oder etwas anderes über den Kopf geworfen und sie in ihr Schlafzimmer gedrängt?«
»Vielleicht. Die Polizei hat Brays Waffe nie gefunden. Soweit ich weiß«, sage ich.
»Hm. Ich frage mich, was er damit gemacht hat«, sagt Berger. Scheinwerfer leuchten im Rückspiegel auf, und ich drehe mich um. Ein Kombi fährt langsam auf die Einfahrt zu. »Außerdem fehlte Geld aus ihrem Haus«, füge ich hinzu. »Zweitausendfünfhundert Dollar, Drogengeld, das Anderson am Abend vorbeigebracht hatte. Laut Anderson.« Der Kombi bleibt hinter uns stehen. »Aus dem Verkauf verschreibungspflichtiger Tabletten, falls Anderson die Wahrheit sagt.«
»Glauben Sie, dass sie die Wahrheit sagt?«, fragt Berger. »Die ganze Wahrheit? Ich weiß es nicht«, antworte ich. »Vielleicht hat Chandonne das Geld genommen und möglicherweise auch ihre Waffe. Außer Anderson hätte das Geld eingesteckt, als sie am Morgen kam und die Leiche fand. Aber ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sie etwas anderes tat, als davonzulaufen, nachdem sie das Schlafzimmer gesehen hat.«
»Wenn ich an die Fotos denke, die Sie mir gezeigt haben, neige ich dazu, Ihnen zuzustimmen«, sagt Berger.
Wir steigen aus. Ich sehe Eric Bray nicht gut genug, um ihn wieder zu erkennen, aber er macht den Eindruck eines gut gekleideten, attraktiven Mannes, der kaum jünger ist als seine ermordete Schwester, ungefähr vierzig. Er reicht Berger einen Schlüssel und einen Umschlag. »Da steht der Code der Alarmanlage drauf«, sagt er. »Ich werde hier warten.«
»Es tut mir wirklich Leid, Ihnen so viele Umstände zu machen.« Berger holt eine Kamera und einen Akkordeonordner vom Rücksitz. »Noch dazu am 24.«
»Ich weiß, dass Sie nur Ihre Arbeit machen«, sagt er tonlos. »Waren Sie im Haus?«
Er zögert und starrt auf das Haus. »Ich bringe es nicht über mich« Seine Stimme ist unsicher und tränenerstickt. Er schüttelt den Kopf und setzt sich in seinen Wagen. »Ich weiß nicht, wie einer von uns...« Er räuspert sich. Die Wagentür steht offen, das Licht im Auto brennt, das Signal tönt. »Wie wir hineingehen und ihre Sachen ordnen sollen.« Er sieht mich an, und Berger stellt mich vor. Ich zweifle nicht daran, dass er
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